In der Villa des Ehepaars Leicht war ab 1940 die Mädchenoberschule untergebracht Foto: z

Das Gymnasium feiert sein 75-Jahr-Jubiläum. Die Schule will ein Fest mit großem Ehemaligentreffen organisieren. Es werden noch Informationen, alte Bilder und Dokumente zur Geschichte der Schule gesucht.

Vaihingen - In den Räumen ganz oben in der alten Villa ist der Geist noch spürbar. Generationen von Mädchen und später auch Jungen wurden dort unterrichtet. Vorher wohnte dort jedoch das Ehepaar Fanny und Robert Leicht. Damals gab es im Park einen kleinen See. Alte Fotos zeugen von der Schönheit des Anwesens im Jugendstil. Fanny Leicht, eine geborene Widmaier, verfügte in ihrem Testament, dass die Stadt eine Schenkung bekommen sollte. Letztlich wurde daraus die Villa selbst. Nach einigen Umbauten wurde in dem Anwesen am 24. Juli 1940 die Mädchenoberschule eröffnet. In diesem Sommer will die Schulgemeinschaft das Jubiläum feiern. Die Schüler, Lehrer, Eltern und Freunde sind bereits mit den Vorbereitungen beschäftigt. Allen voran die Lehrer Birgit Anschütz und Andreas Sirchich. Anschütz ist Teil der erweiterten Schulleitung und zuständig für Schulfeste, Sirchich ist der Pressebeauftragte des Gymnasiums.

Von außen ist deutlich erkennbar, wie die Schule gewachsen ist. Die alte Villa bildet den Kern. Über die Jahrzehnte hinweg wurde immer wieder angebaut, zuletzt entstanden eine neue Turnhalle und die Cafeteria. „Jetzt sind wir einmal rum und könnten eigentlich vorn wieder anfangen zu sanieren“, sagt Anschütz und lacht. Die naturwissenschaftlichen Räume müssten saniert werden. Doch im Jubiläumsjahr gibt es keine Baustelle. Denn die Schulgemeinschaft plant Großes für den Festakt.

Ein Zeitzeugenprojekt zu der Geschichte des Fannys

Anschütz’ Geschichtskurs hat ein Zeitzeugenprojekt in der Mache. „Wir finden, eine Schule, die sich feiert, muss sich auch kritisch betrachten. Insbesondere dann, wenn die Schule während des Nationalsozialismus entstand“, sagt die Lehrerin. Dem Kurs sei es vor allem um die Frage gegangenen, wie es mit der Schule nach der Stunde Null weitergegangen sei und wie schnell die Lehrer wieder unterrichten durften. Dazu wälzten die Schüler unzählige Ordner im Staatsarchiv Ludwigsburg. Denn dort gibt es zu jedem Lehrer eine Entnazifizierungsakte.

Das Ergebnis: „Die meisten Lehrer waren nicht in der Partei, sondern maximal im NS-Lehrerbund“, sagt Anschütz. Der damaligen Rektorin wurde von den Nazis gar vorgeworfen, sie sei zu „goethianisch“ und zu wenig „nationalsozialistisch“ eingestellt. Das war später ihr Freibrief. „Für die Schüler war es spannend, etwas über die Schicksale zu erfahren“, sagt Anschütz. Sie und ihre Schüler wollen eine Ausstellung beim Jubiläumsfest präsentieren.

Weltgeschichte wird nicht nut in Museen sichtbar

Der Graffiti-Sprayer Christoph Ganter, der ebenfalls Lehrer am Fanny ist, plant ein Kunstprojekt. Er wird die Porträts von Fanny und Robert Leicht, die neben dem Lehrerzimmer hängen, verfremden und so in verschiedene Epochen übertragen. Wie hätte das Ehepaar ausgesehen, wenn es beispielsweise in der Flower-Power-Zeit gelebt hätte? „Den Schülern könnte so bewusst werden, wie lange es ihre Schule schon gibt und welche Weltgeschichte sie schon gesehen hat“, sagt Anschütz.

Natürlich macht auch der Soziale Arbeitskreis (SAK) mit. Seit vielen Jahren unterrichten Schüler beim SAK Senioren. Beim Jubiläumsfest will der Arbeitskreis eine Modenschau präsentieren. Die Schulgemeinschaft möchte noch viele weitere Aktionen vorbereiten. Dazu dienen auch die Projekttage unmittelbar vor dem Fest. Bis zu dem Termin im Sommer wird auch die Jubiläumsschrift fertig sein. In dieser wird die Geschichte und das aktuelle Schulleben beleuchtet.

Weitere Informationen und Bilder sind willkommen

Vor allem aber soll es ein großes Ehemaligentreffen geben. Die einstigen Schüler sollen bei dem Schulfest in ihren Abiturjahrgängen zusammenkommen. Anschütz und Sirchich ist es ein großes Anliegen, möglichst viele Ehemalige zu erreichen. Eine Möglichkeit seien die sozialen Netzwerke wie Facebook. Außerdem hat die Schule für alle Ehemaligen die Kontaktadresse fanny75@fanny-leicht.de eingerichtet. Gesucht werden außerdem noch historische Aufnahmen und Beiträge für die Festschrift. Jeder, der mitmachen möchte, kann sich per E-Mail melden.