Die Alte Kelter in Vaihingen hat eine wechselvolle Geschichte. Foto: Leonie Thum

Ihr Festsaal bietet Raum für Geburtstagsfeiern, nun steht ihr eigenes Jubiläum an: Die Alte Kelter zählt 2016 fünf Jahrhunderte.

Vaihingen - Hoch erhebt sich der Giebel des alten Gebäudes am Kelterberg in den Himmel. Die weiß getünchten Wände sind von Fachwerk durchzogen, an der Seite ragt ein holzverkleideter vierstöckiger Turm empor. Ein echter Vaihinger kennt den Bau, manch einer hat dort schon Geburtstag oder Hochzeit gefeiert. Die Rede ist von der Alten Kelter. 2016 steht ihr Jubiläum auf dem Plan: 500 Jahre wird die Kelter alt. Zeit, um einen Blick auf ihre Vergangenheit zu werfen.

Was der ursprüngliche Zweck des ehrwürdigen Gebäudes war, verrät schon der Name. Eine Kelter ist eine Presse zur Gewinnung von Frucht- und Obstsäften, auch als Vorstufen von Wein und vergorenem Most. Das Wort „Kelter“ kommt vom lateinischen Wort „calcatorium“, auf deutsch Fußtretung. Es bezieht sich auf die ursprünglich übliche Arbeitsweise, Pressgut mit bloßen Füßen zu zerstampfen. Die Alte Kelter in Vaihingen wurde erstmals 1516 urkundlich als Spitalkelter der Stadt Esslingen erwähnt.

Die Feuerwehr nutzte die Kelter als Magazin

In dieser Zeit war eine größere Fläche auf den Fildern mit Weinreben bepflanzt – der Weinanbau war eine der Haupteinnahmequellen für die Menschen. Im Jahr 1828 kauften die Vaihinger den Esslingern die Kelter ab. Noch bis 1900 wurde sie als solche genutzt. 80 Morgen war die Fläche groß, auf der bis zu diesem Zeitpunkt in Vaihingen Weinbau betrieben wurde. Als der Weinbau eingestellt wurde, verlor die Kelter ihren Zweck.

Sie wurde von 1900 an von der Feuerwehr als Magazin genutzt. Aus dieser Phase stammt auch der sogenannte Steigerturm. Er wurde 1913 angebaut, um der Feuerwehr Übungsraum zu bieten und um Platz zum Trocknen der Schläuche zu schaffen. 1940 entstand der Anbau an die Kelter. Er diente zunächst ebenfalls der Feuerwehr, später als Polizeirevier.

Die Polizei blieb der Alten Kelter bis 1995 treu, dann zog der Posten einmal um die Ecke an die Robert-Leicht-Straße. Erneut diente das alte Gemäuer einem anderen Zweck: Der Bürgerverein Vaihingen-Rohr-Büsnau mietete den Anbau und stellte ihn Künstlern zur Verfügung. Die eigentliche Kelter wurde nur noch für untergeordnete Zwecke genutzt. Ihr baulicher Zustand verschlechterte sich zunehmend.

Sanierung der Alten Kelter 2004/2005

Um dem Verfall des historischen Gebäudes entgegenzuwirken, fasste der Gemeinderat im Februar 2003 einen Beschluss zum Umbau und zur Sanierung der Alten Kelter und deren Anbau. Im April 2004 begannen die Bauarbeiten. 15 Monate später erstrahlte die Kelter in neuem Glanz und wurde im Juli 2005 wieder eröffnet.

Durch den Umbau wurden Ateliers für ortsansässige Künstler und ein 190 Quadratmeter großer Saal geschaffen. Bei der Renovierung wurden die alten Balken und Mauern mit in die Sanierung einbezogen, sodass das historische Flair der Alten Kelter erhalten blieb. Der Saal bietet seither Raum für Seminare, Familienfeiern, Vereinsfeste oder kleinere Konzerte. Möglich wurde die Gestaltung des Saals dank der Stiftung von Otto F. Scharr, dessen Namen der Saal heute auch trägt. Vor dem Gebäude wurde außerdem ein Kinderspielplatz gebaut, sodass auch die kleinen Vaihinger etwas von dem historischen Bauwerk haben.