Keanu Reeves in "John Wick" - der Matrix-Star kehrt mit Bart auf die Kinoleinwand zurück. Foto: Verleih

Keanu Reeves meldet sich auf der Leinwand zurück: Mit einem hochästhetisch choreografierten Krieg unter Killern in einer seltsamen Parallelgesellschaft. Darin spielt er die Titelrolle des John Wick.

Filmkritik und Trailer zum Kinofilm "John Wick"

„We’re killing strangers so we don’t kill the ones that we love“ („Wir töten Fremde, damit wir nicht die töten, die wir lieben“), singt der Schock-Rocker Marilyn Manson in „Killing Strangers“ – ein morbider Soundtrack, der perfekt passt zu einem Film, in dem schmerzfreie Verbrecher Leben auslöschen, ohne mit der Wimper zu zucken.

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Iosef Tarasov aber, Sohn eines Großgangsters und ein verzogenes Miststück, macht einen Fehler: Weil ein Mann ihm seinen schwarzen Ford Mustang nicht verkaufen möchte, besucht er diesen später mit einem Schlägertrupp und fügt dem emotional ohnehin Angeschlagenen eine unverzeihliche Verletzung zu. Dumm nur, dass es sich um John Wick handelt, der nun aus dem Ruhestand zurückkehrt, und den der alte Tarasov so beschreibt: „John war nicht der böse Mann. Er ist der, den man losgeschickt hat, um den verdammten bösen Mann umzubringen.“

Keanu Reeves, auch schon 50, macht eine großartige Figur als eleganter Killer: Katzenhaft athletisch bewegt er sich durch seine Wohnung oder einen Nachtclub, und ihm reicht ein Kugelschreiber, um eine kleine Armee harter Typen zu erledigen – in einer Szene etwa 20 in einer Minute. Da bleibt kaum Raum, um Luft zu holen.

Hochästhetisch inszenieren die früheren Stuntmen Chad Stahelski und David Leitch ihre Choreografie des Mordens: Reeves schwebt geradezu im Raum, während er in bester Martial-Arts- und Hongkong-Gangsterfilm-Manier schlägt, schießt, rotiert und trifft, als hätte er auch hinten Augen. Michael Nyqvist („Verblendung“) glänzt als zynischer Gangsterboss russischer Herkunft, Alfie Allen („Game Of Thrones“) als menschenverachtender Schnösel ohne Manieren, Willem Dafoe als Killer-Ass auf Augenhöhe mit Wick.

Die Handlung ist vorhersehbar: ein klassischer Racheplot. Letztlich geht es um nichts weiter als um rohe Unmenschen unter sich, um männliche Eitelkeiten, um eine seltsame Gangster-Parallelgesellschaft jenseits von Recht und Gesetz, aus der es kaum ein Entrinnen gibt. Letztere haben die Regisseure grandios ausgestaltet: Das edle Hotel Continental beherbergt ausschließlich Berufsmörder, denen es streng untersagt ist, im Inneren ihrem Geschäft nachzugehen. Daran halten sich auch alle bis auf Perkins (Adrianne Palicki), die einzige Frau im tödlichen Spiel, die gehörig für Wirbel sorgt.

Neben eigenen Regeln hat die Szene auch eine eigene Währung aus eindrucksvollen Goldmünzen und eine verruchte Bar, in der Ian MacShane endlich wieder als räudiger Saloonbesitzer auftreten darf, wie einst in „Deadwood“. Er fungiert als eine Art Elder Statesman, der auch mal als nicht zimperlicher Richter auftritt, wenn es sein muss.

Die Bilder sind auf Hochglanz poliert, Stadtansichten, Bars, feine Anzüge, funkelnde Waffen und zum Niederknien getunte Oldtimer-Sportwagen sind in jeder einzelnen Einstellung eingebettet in ein großes Panorama oder in einen bis ins Detail gestalteten Raum. Kameramann Jonathan Sela spielt gerne mit Unschärfen, doch nicht immer ist klar, was er damit beabsichtigt.

John Wick arbeitet sich ab an seinem übermächtigen Gegner, und als Zuschauer fühlt man sich permanent wie der Held, wenn er im Mustang ungebremst auf eine Baggerschaufel zurast – eingehüllt von dieser unwirtlichen und doch anziehenden Oberfläche, deren Funkeln verschleiert, dass unter ihr nicht viel ist.

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