Joe Bauer. Foto: Leif Piechowski

StN-Kolumnist Joe Bauer stellt mit einem Flaneursalon im Theaterhaus sein neues Buch vor: Wir verlosen Karten.

Stuttgart - Er ist sein eigener „Herumstiefelknecht“, wie er sich selbst nennt. Noch hat die Arbeitsagentur das Berufsbild des Stadtflaneurs nicht erfasst. Es gibt ja auch nicht viele, die so sind wie Joe Bauer, 58, Stuttgarts bekanntester Spaziergänger, der sich ohne Karte und Navi treiben lässt. Ungezähmt strolcht der StN-Kolumnist durch sein Revier, um niemals am Ziel anzukommen, um niemals vollkommen zufrieden zu sein mit sich und der Welt. Zwischendurch – aber klar – macht er fette Beute mit dem Raubtiergebiss seiner Worte. Sprachgewaltig, pointensicher, von den einen geliebt, von den anderen wohl immer unverstanden.

Ein neues Buch hat Kollege Bauer vorgelegt. „Im Kessel brummt der Bürger King“, so lautet der Titel des in der Edition Tiamat erschienenen Kolumnenbandes, den er am Sonntag. 18. November, 19.30 Uhr, im Theaterhaus mit Gästen wie Vincent Klink präsentiert. Untertitel: „Spazieren und über Zäune gehen in Stuttgart“.

Wir sehen auf dem Cover, wie der Flaneur auf einem Gleis balanciert. Kann das gutgehen? Was ist, wenn von hinten gleich ein ICE auf ihn zurollt, mit dem ganzen Tempo der Zukunft? Oder entgleist der Zug vorher, weil sich der angebliche Fortschritt als einziges Missverständnis offenbart? Darf der Zug überhaupt oben bleiben, kommt die Gefahr bald nur noch von unten?

Bauer stiefelt herum

Bauer hat sich als privater Bürger fürs Obenbleiben eingesetzt – und kam dabei nicht unter die Räder. Sein Buch beginnt mit der schönen Geschichte über die „Kunst des Müßiggangs“. Der Spaziergänger, schreibt er darin, genieße keinen guten Ruf, schon gar nicht im Digitalzeitalter, wo man die Hinwendung zur Muße als esoterisch verachte. Der Flaneur gehe gegen den Wind. Die Berichte über Burn-out deuteten auf „das anstößige Wort Pause“. Was ist, wenn der Hamster aus dem Laufrad steigt? Und wenn das auch noch alle tun? Ist das dann Revolution, die nach grünen Wahlerfolgen immer wieder verkündet wird und nie eintrifft?

Bauer stiefelt herum. Wir brauchen einen, der für uns stellvertretend herumstiefelt. Einer, der die Kunst des Müßiggangs rühmt, auch wenn er selbst nie Ruhe findet. Soll er auch nicht. Wir brauchen immer noch mehr Lesestoff von freilaufenden Flaneuren.

Für die Buchpremiere am 18. November im Theaterhaus verlosen wir siebenmal zwei Karten unter allen, die eine Mail schreiben an: flair@stn.zgs.de. Gäste des Flaneursalons: Vincent Klink & Patrick Bebelaar, Los Santos & Stefan Hiss, Dacia Bridges, Toba Borke & Pheel, Roland Baisch. Karten gibt es unter Telefon 07 11 / 4 02  07 20.