Asylbewerber dürfen erst dann als Selbstständige arbeiten, wenn sie als Flüchtlinge anerkannt worden sind. Foto: Firmenfoto

Die Internetfirma Helpling expandiert in Baden-Württemberg und will 2016 erstmals in Tübingen und Freiburg aktiv werden. Der Bedarf an Putzkräften erhöht sich durch die Expansionspläne in ganz Deutschland von 10 000 auf über 20 000.

Stuttgart - Benedikt Franke, Mitgründer des Putzportals Helpling, fordert, dass Asylbewerber künftig auch als Selbstständige arbeiten dürfen. Bislang ist das erst gestattet, wenn sie als Flüchtling anerkannt sind. „Bis es so weit ist, vergehen im Schnitt jedoch mehr als fünf Monate und in einzelnen Fällen auch über ein Jahr“, sagte Franke.

Das Portal Helpling vermittelt über das Internet Reinigungskräfte. Diese sind aber nicht bei Helpling angestellt, sondern arbeiten als selbstständige Dienstleister. Das Portal steht regelmäßig in der Kritik, weil auf diese Weise der im Reinigungsgewerbe geltende Mindestlohn gedrückt werden kann.

„Die wirkliche Lohndrückerei findet auf dem Schwarzmarkt statt, der immer noch 90 Prozent unserer Branche ausmacht“, sagte Franke. „Und leider besteht das Risiko, dass Flüchtlinge in diesen Bereich abrutschen, wenn sie keine legale Möglichkeit sehen, diese Arbeit zu machen.“ Er stehe deswegen in Kontakt mit Politikern und stelle einen „großen Gestaltungswillen“ fest. „Denn die Frage, wie wir in Kürze eine große Zahl an unqualifizierten Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt bekommen, ist ziemlich drängend“, so Franke.

Verband der Gebäudereiniger kritisierte den Vorstoß

Johannes Bungart, Geschäftsführer des Bundesinnungsverbandes des Gebäudereiniger-Handwerks, kritisierte den Vorstoß als eine scheinheilige und durchsichtige Aktion: „Putzportale, die unter allen Umständen Arbeitgeberpflichten vermeiden – wie etwa die Zahlung des Mindestlohnes, andere Tarifbedingungen und eine sozialversicherungsrechtliche Absicherung –, leiden wahrscheinlich darunter, dass nicht genügend Selbstständige zu einer Tagelöhner-Arbeit zur Verfügung stehen.“

Helpling will sein Angebot 2016 von 75 auf über 100 Städte ausweiten. In Baden-Württemberg sollen zu Stuttgart, Mannheim und Karlsruhe unter anderem Freiburg und Tübingen kommen.