Zuerst wurde eine Säureattacke in einem Jobcenter in Mannheim befürchtet, nun kam die Entwarnung: Es handelte sich nur um verstopfte Urinale. Foto: dpa

In einem Jobcenter sowie einer Schule in Mannheim war am Vormittag ein beißender Geruch aufgefallen. Beide Örtlichkeiten mussten evakuiert werden. Beim Jobcenter konnte nun die Ursache gefunden werden.

Mannheim - Verunsicherte Grundschüler, Atemprobleme, ein übler Geruch: Massiver Gestank hat sich am Mittwoch parallel in einer Schule und einem Jobcenter in Mannheim breitgemacht und Großeinsätze von Feuerwehr sowie Polizei ausgelöst. Bis zu 800 Menschen wurden gegen Mittag in Sicherheit gebracht, Rettungskräfte versorgten mehrere Dutzend unter anderem wegen Atemproblemen. Die Beamten hatte einen Zusammenhang zwischen beiden Vorfällen und einen Säureanschlag in der Behörde zunächst nicht ausgeschlossen. Diese Befürchtung bestätigte sich aber nicht.

Die Ursache des beißenden Geruchs im Jobcenter wurde nach stundenlangen Untersuchungen letztendlich im Keller des Gebäudes gefunden: Die Urinale der Herrentoilette waren verstopft. Weil sie mit Tüten zugeklebt waren, hatte sich laut Polizei übelriechender Schwefelwasserstoff gebildet. „Es riecht wie faule Eier“, sagte Polizeisprecher Heiko Kranz, der am Ort war. „Es reizt die Atemwege, aber es ist keine Säure.“ Gut 200 Mitarbeiter und einige Kunden mussten das Haus verlassen. Vier Beschäftigte wurden mit Atemwegreizungen in ein Krankenhaus gebracht.

Warum es fast zeitgleich auch in der Uhland-Grund- und Werkrealschule gestunken hat, blieb zunächst unbekannt. Die Feuerwehr habe bisher keine Anhaltspunkte, sagte Polizeisprecher Michael Klump. „Buttersäure kann ausgeschlossen werden.“ Aus dem Gebäude waren etwa 550 Schüler und etliche Lehrer in eine benachbarte Sporthalle in Sicherheit gebracht worden.

„77 Schüler klagten über Atembeschwerden und Übelkeit, elf wurden vor Ort medizinisch betreut, drei kamen dann ins Krankenhaus“, beschrieb ein Sprecher der Polizei die Lage an der Schule. Der Unterricht wurde abgesagt. Es gebe keine Hinweise auf einen Schülerstreich, sagte ein Polizeisprecher. Nach Angaben der Stadt klagten 90 Schüler über Atembeschwerden. Die drei Schüler, die in die Klinik kamen, waren laut Stadt bereits mit Atemwegserkrankungen vorbelastet. Die Schule soll morgen wieder geöffnet werden, sagte ein Sprecher der Stadt Mannheim.

Im Jobcenter sollte eine Firma noch am Mittwoch die verstopften Rohre und Urinale spülen. Die Mitarbeiter der Behörde seien nach Hause geschickt worden, sagte Kranz. Wenn das Gebäude gelüftet sei, sollten die Menschen am Donnerstag auch dort wieder arbeiten können. Wie der Polizist erklärte, ist Schwefelwasserstoff nur in hoher Konzentration und in geschlossenen Räumen gesundheitsgefährdend. Über die Lüftungsanlage hatte sich der Gestank im Jobcenter bis in das dritte Obergeschoss ausgebreitet. Die Polizei ermittelt nun, ob der Vorfall durch die Reinigung der Toilette am Montagmorgen verursacht wurde.