Schwarzgurtträger Steffen Werz zeigt seinen Schülern, wie es richtig geht. Foto: Degel

Seit dem Frühjahr trainiert eine kleine Gruppe in Plieningen Jiu Jitsu. Dabei handelt es sich um eine japanische Kampfsportart, die vor 100 Jahren nach Deutschland kam. Das Ziel ist eine eigene Jiu-Jitsu-Abteilung beim KV Plieningen.

Plieningen - Steffen Werz ist ein begeisterter Kampfsportler. Schon als Zwölfjähriger hatte er keine Mühen gescheut und war regelmäßig mit seinem Fahrrad von seinem Zuhause in Trochtelfingen in die Eberhard-Finckh-Kaserne nach Engstingen-Haid geradelt, wo ihn ein Meister in die Geheimnisse des Jiu Jitsu einwies. 14 Kilometer waren das in eine Richtung. „Wenn ich mich für Judo entschieden hätte, wären es noch ein paar Kilometer mehr gewesen“, sagt der heute 36-Jährige und lacht.

Nach der ersten Stunde gab es kein Zurück mehr

Schon nach dem ersten Training war der Älbler von der uralten japanischen Kampfkunst so begeistert, dass es kein Zurück mehr gab. „Jiu Jitsu hat mir von Anfang an viel mehr gegeben und auch gebracht als Fußball oder Tischtennis“, sagt Werz. Mittlerweile hat der gelernte Briefträger, der allerdings in der Altenpflege arbeitet, bei dem Großmeister Norbert Batt in Tübingen zwei Dan-Prüfungen erfolgreich abgelegt. Außerdem ist er einer der Meister in der Schule „Chu Do Bu Jitsu Ryu“ in Wien. Sein nächstes Ziel: die Gründung einer eigenständigen Abteilung im KV Plieningen.

Die ersten Schritte hierfür sind bereits erfolgt, nachdem Freund Zufall den Weg geebnet hatte. Auf der Suche nach einer geeigneten Trainingsstätte hat ihm der Plieninger Ringer-Abteilungsleiter Frank Bauer, dessen Tochter Pia-Maria bei Werz Gitarrenunterricht hat, von freien Kapazitäten in der Körschtalhalle in Plieningen und verwaisten Judomatten erzählt. Für Werz war das „wie ein Geschenk des Himmels“.

Auch die Geschichte der Sportart ist wichtig

Seit diesem Frühjahr nun trifft sich eine zwar noch kleine, aber durchaus illustre Gruppe von Jugendlichen, Frauen und Männern von 13 bis Mitte 50, um die Techniken praktisch zu üben und das Wie und Warum theoretisch zu verstehen. Denn für Werz steht nicht nur der sportliche Aspekt bei der Selbstverteidigungskunst im Vordergrund, sondern auch die Geschichte, aus der sie entstanden ist. „Ohne diese Tradition geht es nicht.“

20 bis 30 Begeisterte hofft der Sensei (zu deutsch: Meister) mittelfristig für das Jiu Jitsu beim Kraftsportverein gewinnen zu können. „Das wäre toll“, sagt der Schwarzgurtträger, der vor drei Jahren von Tübingen nach Stuttgart gezogen ist und auch schon an der Gotthard-Müller-Schule in Bernhausen eine Jiu-Jitsu-AG geleitet hat. Sollte aus der Trainingsgruppe, die momentan noch an die Ringerabteilung angegliedert ist, bald eine eigenständige Abteilung entstehen, würde das auch Rolf Haid sehr gefallen, sind dem Verein mit der Auflösung der Judoabteilung vor etwa fünf Jahren doch mehr als 50 Jugendliche verloren gegangen. „Das Angebot ist auf jeden Fall eine Bereicherung für den KV“, sagt der Ehren- und Vereinsvorsitzende, der einst mitverantwortlich war, dass die Judomatten angeschafft wurden. „Schön, dass sie wieder eine Verwendung haben.“

Die einfachen Techniken sind schnell gelernt

Beim Jiu Jitsu, das vor 100 Jahren nach Deutschland gekommen ist, können die einfachen Techniken nicht nur schnell erlernt werden, was die Motivation der Kämpfer hochhält, „durch das Training wird auch das Selbstwertgefühl verbessert“, sagt Werz und spricht dabei aus eigener Erfahrung. Außerdem werden Körper, Herz und Geist gleichermaßen trainiert – auch der Einfluss des Zen-Buddhismus spiele eine zentrale Rolle.

Nachgeben, um zu siegen, beim Jiu Jitsu steht just dieses Prinzip an vorderster Stelle. „Wir setzen nicht Kraft gegen Kraft ein, sondern versuchen die Kraft des Gegners für uns selbst und gegen ihn zu verwenden“, erklärt Werz.

Info für Interessierte

Wer Interesse an der japanischen Kampfkunst Jiu Jitsu hat, kann sich bei dem Sensei Steffen Werz unter Telefon 93 36 94 56 melden, eine Email an jiu-jitsu@kv-plieningen.de schicken oder einfach unverbindlich im Training vorbeischauen. Dieses findet immer mittwochs von 19 bis 21 Uhr in der Körschtalhalle in Plieningen statt (Seiteneingang).