Mutter zu sein sei ein unglaubliches Geschenk, sagt Jennifer Aniston. Foto: dpa

Die amerikanische Schauspielerin Jennifer Aniston spricht im Interview über das wirkliche Leben und ihre Rolle im Film „Mother’s Day“. Beim Thema Mutterschaft, huscht kurz ein Anflug von Genervtheit über ihr Gesicht.

Los Angeles - Zwei Stunden Wartezeit machen selbst im eleganten Four Seasons Hotel in Beverly Hills nicht wirklich Spaß, doch Jennifer Aniston verzeiht man jede Verspätung. Wenn sie auftaucht, ist gute Laune angesagt. Die 47-jährige strahlt beim Interviewtermin um die Wette. Nur als zum Gesprächsbeginn das Thema Mutterschaft im Raum steht, huscht kurz ein Anflug von Genervtheit über ihr Gesicht.

Miss Aniston, in Ihrem neuen Film „Mother’s Day – Liebe ist kein Kinderspiel“ spielen Sie eine alleinerziehende Mutter zweier Jungs. Bekommt man durch eine solche Rolle einen kleinen Einblick ins Muttersein?
Einen sehr kleinen vielleicht. Und ich habe ja in meiner Karriere schon wirklich viele Mütter gespielt, angefangen bei „Friends“. Aber es ist nicht so, dass sich durch diese Rollen mein Bild von Mutterschaft sonderlich geändert hat oder ich etwas dazugelernt hätte. Schließlich habe ich selbst eine tolle Mutter, meine Freunde haben Mütter und vor allem haben viele meiner Freundinnen längst selbst Kinder. Ich habe also einen ziemlich guten Eindruck davon, dass es eine sehr besondere Aufgabe ist, Mutter zu sein. Und ein unglaubliches Geschenk.
Spätestens seit Sie 2015 geheiratet haben, spekuliert die Presse mehr denn je, ob und wann Sie nun selbst einmal Mutter werden.
Ermüdend, nicht wahr? Eigentlich will ich nur meiner Arbeit nachgehen, und ich würde es echt bedauerlich finden, wenn diese Gerüchte davon ablenken. Es scheint ja wirklich eine Menge Leute zu geben, die sich brennend für so etwas interessieren. Wenn man Schauspieler ist und ein ganz unskandalöses Leben führt, dann gibt’s da eigentlich gar keine Schlagzeilen zu holen. Keine Ahnung, warum es trotzdem jede Woche wieder jemand versucht. Als würde es nichts Berichtenswerteres auf der Welt geben.
Wenn nicht Ihre Film-Kinder: Was war denn dann die Herausforderung bei diesem Film?
Oh, mein Gott, definitiv die Szene mit dem Clown! Ich habe leider – aus mir nicht mehr ganz nachvollziehbaren Gründen – eine furchtbare Angst vor Clowns. Und dieser Typ hat mich echt Überwindung gekostet.
Immerhin gab es das Kontrastprogramm in Form Ihrer Kollegin Julia Roberts.
Wobei die mich auch ganz schön nervös gemacht hat.
Wieso dass denn? Sie beide kannten sich doch schon vor dem Film.
Ja, schon lange. Aber wir hatten noch nie zusammen gearbeitet. Und sie ist nun einmal nicht irgendwer, sondern Julia Roberts. Das ist schon etwas Besonderes, mit jemandem wie ihr vor der Kamera zu stehen. Vor Schreck habe ich sie beim ersten Mal sogar mit ihrem echten Namen angesprochen, obwohl wir bereits drehten. Wirklich schade, dass wir nicht noch mehr Szenen zusammen hatten. Für Kate Hudson gilt das Gleiche. Auch die kenne ich schon ewig, sicher seit fast 20 Jahren. Dass ich endlich mal die Chance hatte, mit diesen beiden tollen Kolleginnen und Freundinnen einen Film zu machen, hat mich richtig glücklich gemacht. Ganz zu schweigen von Garry Marshall.
. . . dem Regisseur, der auch für Filme wie „Pretty Woman“ verantwortlich zeichnete und im Juli im Alter von 81 Jahren gestorben ist.
Ein ganz wunderbarer Mann. Eigentlich war er der Grund, warum ich bei diesem Film zugesagt habe.
Was kommt Ihnen als erstes in den Sinn, wenn Sie an Ihre Mutter denken?
Mein erster Gedanke ist immer, wie dankbar ich ihr bin. Sie war eine alleinerziehende Mutter, die viel gearbeitet hat, um uns ein angenehmes Leben zu ermöglichen. Das war in der Generation zwar keine Seltenheit, aber trotzdem nicht selbstverständlich.
Waren Sie eine gute Tochter?
Ich hoffe es (lacht). Aber selbstverständlich habe ich als Kind auch Dinge getan, für die ich mich ein bisschen schäme. Hin und wieder habe ich zum Beispiel Geld aus der Handtasche meiner Mutter geklaut. Immer nur Ein-Dollar-Scheine, aber damals hielt ich das für eine große Summe und hatte stets ein schlechtes Gewissen. Ausgegeben habe ich das Geld aber natürlich trotzdem, meistens für Videospiel-Automaten.
Als Schauspielerin kennt man Sie überwiegend aus Komödien. Fühlen Sie sich manchmal darauf festgelegt?
Als Schauspielerin wird man natürlich immer wieder schnell in Schubladen gesteckt. Oder bekommt ein Label aufgeklebt, sei das nun in den Medien oder auch innerhalb der Branche. Ich habe es schon häufiger erlebt, dass Regisseure mir Rollen für den immer gleichen Typ Frau anbieten, weil sie anscheinend ein ganz konkretes Bild von mir im Kopf haben. Wer zum Beispiel viele Komödien dreht, kommt bei manchen Leuten einfach nicht für dramatische Rollen infrage.
Sie haben zweimal bei Kurzfilmen die Regie übernommen. Würden Sie auch einen Kinofilm als Regisseurin verantworten wollen?
Auf jeden Fall. Gerne früher als später! Ich muss nur ein passendes Drehbuch finden, das mir aus dem Herzen spricht. Denn was ich definitiv nicht kann, ist schreiben. Mein Ehemann dagegen ist bekanntlich ein toller Drehbuchautor. Aktuell hat er ein unglaublich gutes Skript in der Schublade, das wir gemeinsam auf die Leinwand bringen wollen. Ich freue mich jetzt schon riesig darauf, mit ihm zusammenzuarbeiten.
Sie sind mit 47 so gut im Geschäft wie eh und je. Hat man in der Filmbranche endlich begriffen, dass es nicht nur um die 30-Jährigen geht?
Es wird ohne Frage besser – doch überall ist das noch nicht angekommen. Die Altersdiskriminierung in unserer Gesellschaft bricht sich schon immer noch Bahn. „Für Ihr Alter sehen Sie ja toll aus!“ So etwas höre ich immer wieder, so als ob ich eigentlich längst abgehalftert in der Ecke sitzen sollte. Dabei fühle ich mich heute fitter, selbstbewusster und schöner denn je. Nicht umsonst sagt man: Die Jugend ist an die Jugendlichen verschwendet!
Weil man das Jungsein nicht zu schätzen weiß?
Vor allem, weil man in der Jugend noch nicht klug genug ist und sein Leben nicht bewusst genug lebt. Was man seinem Körper alles zumutet, weil man jung ist und sich für unbezwingbar hält! Ich jedenfalls war naiv genug zu glauben, dass Burger, Pommes und all der andere Mist meiner Gesundheit schon nichts anhaben würden. Was schön blöd war.
Gönnen Sie sich heute keine Sünden mehr?
Oh doch, wo denken Sie hin! Nicht umsonst ist Thanksgiving mein Lieblingsfeiertag. Den ganzen Tag im Kreise seiner Liebsten zu Hause herumhängen, essen, ein Mittagsschläfchen machen und danach einfach weiteressen – etwas Schöneres kann ich mir nicht vorstellen.