Geschmeidiges, kraftvolles Spiel: Kinga Glyk am Mittwoch im Bix Foto: Jörg Becker

Der Jazzclub Bix ist Herz und Experimentierbühne der Jazz Open. Am Mittwoch hat dort das 20-jährige polnische Bass-Wunderkind Kigna Glyk aufgespielt.

Stuttgart - Wenn es besonders anspruchsvoll wird, setzt Kinga Glyk sich auf die Bühne – und spielt im ausverkauften Jazzclub Bix eine von schnellen Läufen durchsetzte Reminiszenz an Hendrix und Bach auf ihrem E-Bass, die schon auf einer Gitarre schwer zu bewältigen wäre. Die 20-jährige Polin mit den flinken Fingern ist eine Art Wunderkind. Glyk durchsetzt ihren Jazz mit Funk und Blues, und sie lässt sich gerne treiben von einem kleinen Motiv zum nächsten, während sie en passant alle nur erdenklichen Spieltechniken vorführt – inklusive des aus der Mode gekommenen Slappings. Alles sieht bei ihr so aus, als wäre es ganz leicht, auch wenn sie ihre Bassfiguren gehörig gegen den Strich bürstet. Ihr Spiel ist geschmeidig und dabei ebenso kraftvoll wie variabel, sie schöpft das gesamte Klangspektrum ihres Fender-Jazz-Bass aus, lässt Töne nach Belieben sanft singen oder beherzt knurren.

Der Gedanke, Glyks Trio könnte zur Auflockerung vielleicht ein Blasinstrument vertragen, verschwindet schnell. Glyks Vater und Mentor Irek schlägt einen satten Funk-Beat, hat bei Soloeinlagen immer den Groove im Auge und entlockt den Toms melodische Muster. Der Pianist Piotr Matusik ist ein geschmackvoller Virtuose und Romantiker, wirft verspielt musikalische Landschaften hin und bestückt sie farbenreich mit Blüten. Mit ihm pflegt Kinga Glyk die Kunst des alerten Zusammenspiels – bis hin zu einer wilden Jagd mit atemberaubend schnellen, synchronen Läufen.

Das Publikum ist begeistert und macht gerne mit, als die charmante Polin dazu auffordert, Basslicks nachzusingen. Das eine oder andere wird nachhallen im Anschluss an einen bemerkenswerten Konzertabend.