Eberhard Weber bei einem Auftritt im Jahr 1974 Foto: © Jazz Archiv Hamburg/Getty Images

Der in Stuttgart geborene Bassist Eberhard Weber erhält den Jazz-Echo für sein Lebenswerk. Wie er so weit kommen konnte als Autodidakt ohne Hochschulstudium? „Mir ist alles zugefallen, ich musste kaum üben.“

Stuttgart - Weggefährten wie Pat Metheny, Gary Burton und Jan Garbarek haben Eberhard Weber gewürdigt im Januar im ausverkauften Stuttgarter Theaterhaus – bei einem spektakulären Geburtstagskonzert bekam der in Hedelfingen geborene Jazz-Bassist den erstmals vergebenen Landesjazzpreis für sein Lebenswerk. Nun kommt noch der Jazz-Echo dazu, ebenfalls fürs Lebenswerk.

Mit seinen strahlenden Klangfarben und einem unvergleichlichen Ton hat Eberhard Weber das Bass-Spiel seit den 1970er Jahren für immer verändert und aus dem Begleitinstrument ein gleichrangiges Soloinstrument gemacht. Seit einem Schlaganfall im Jahr 2007 kann er nicht mehr spielen. Der Jubilar bremste aufkommende Sentimentalitäten mit schwäbischem Humor brottrocken aus: „’s meischte isch g’schwätzt“, sagte er über die Reden zu seinen Ehren.

Videos von früheren Soli auf dem speziellen fünfsaitigen E-Bass wurden auf eine Leinwand projiziert, während die anderen darüber improvisierten. Das berührte die Menschen im Großen Saal und rührte manche zu Tränen, denn Weber, ein ausgesprochener Ästhet, hat mit seinem Jazz den Soundtrack zu ihrem Leben geliefert.

Dabei war er auch ein Kritiker seines Genres und vertrat zwischenzeitlich sogar die steile These, der Jazz sei tot. „In den 1980er Jahren hatte er sich totgelaufen“, sagte Weber den Stuttgarter Nachrichten. „Der Free Jazz hat im Unterschied zu den anderen Stilen nirgendwo hingeleitet. Heute machen gute jüngere Jazzmusiker etwas Eigenes, das ich eigentlich nicht mehr Jazz, sondern Improvisationsmusik nennen möchte.“

Wie er so weit kommen konnte als Autodidakt ohne Hochschulstudium? „Mir ist alles zugefallen, ich musste kaum üben“, sagte er. „Ich kann nicht auf die akademische Weise Bass spielen, aber ich weiß, wie er klingen muss. Ich habe das Existierende verwendet, um mich zu etwas Neuem inspirieren zu lassen. Viele großartige Musiker wollten deshalb mit mir spielen.“

Der US-Gitarrist Pat Metheny zum Beispiel, der um Live-Aufnahmen Webers herum ein ausgedehntes Stück komponiert und im Theaterhaus aufgeführt hat. Das singende und pulsierende Bass-Spiel Eberhard Webers, der in seinen jüngeren Jahren auf der Leinwand unglaublich präsent wirkt, war der Herzschlag dieser Musik, Metheny trat bescheiden auf und setzte Glanzlichter, Leuchtspuren im Klangraum. Virtualität und Wirklichkeit, Vergangenheit und Gegenwart schienen da auf einmal aufgehoben.

Die Deutsche Phono-Akademie, das Kulturinstitut des Bundesverbands Musikindustrie, vergibt den Echo Jazz, bei dem eine Jury sowohl künstlerische Qualität wie auch Publikumserfolg beurteilt. Zu den weiteren Preisträgern gehören der deutsche Pianist Michael Wollny, der französische Jazzmusiker Vincent Peirani und die deutsche Sängerin und Pianistin Johanna Borchert.

Die Gala am 28. Mai wird moderiert von US-Star Gregory Porter und Roger Cicero. Der NDR überträgt die Preisverleihung im Livestream und sendet am 30. Mai um 23.15 Uhr eine Aufzeichnung.