Von der Blütenpracht nicht angetan: Die Tierschutzbeauftragte Cornelie Jäger und der Bauern-Vizepräsident Gerhard Glaser Foto: Horst Rudel

Der Landesbauernverband warnt vor den Gefahren des Jakobskreuzkrauts, wenn es von Rindern oder Pferden gefressen wird, und appelliert an Kommunen und Behörden, mehr zur Bekämpfung zu tun.

Kirchheim unter Teck - Mit ihren vielen gelben Blüten macht die Pflanze was her – und so dürfte sie schon bei so manchem Grünschnitt verschont worden sein. Der gute Glaube, damit etwas für die Natur und deren Schutz getan zu haben, ist freilich in den Augen von Landwirten nicht nur naiv, sondern geradezu gefährlich: Die Krux sei nämlich die, dass das Jakobskreuzkraut, um das es hier geht, durch seine leberschädigenden Pyrrolizidinalkaloide Weidetiere wie Rinder oder Pferde bedrohen würde. So wird laut einer Pressemitteilung des baden-württembergischen Landesbauernverbands (LBV) der erst jüngst registrierte Tod zweier Rinder in Schleswig-Holstein mit dem Kraut „in Verbindung gebracht“.

Seine Gefährlichkeit, die den Bauern wie Spitzgras ist, hat dem Gewächs jetzt auf dem Hof des Kirchheimer Ortsobmanns Reinhold Hägele eine Art großen Bahnhof verschafft: Dazu waren, begleitet von großem Medieninteresse, der LBV-Vize Gerhard Glaser, die Landesbeauftragte für Tierschutz, Cornelie Jäger, und der Kreisvorsitzende Siegfried Nägele angereist.

Alarmiert durch die nach ihren Beobachtungen deutlich feststellbare Verbreitung der Giftpflanze, appellierten die Verbandsvertreter, aber auch die Tierschutzbeauftragte an Kommunen, die Straßenbauverwaltung und die Deutsche Bahn, den vorzugsweise an Rainen und Böschungen sowie auf Brachland vorkommenden Korbblütler zu dezimieren. Nach dem Prinzip der Pusteblume würden sich nämlich bis zu tausend Samen pro Pflanze auf ihren luftigen Weg machen, sagte Glaser, und im Umkreis von mehr als hundert Metern auch auf angrenzende Weiden ausbreiten.

Es gehe nicht darum, die Art zu „dämonisieren“, waren sich Glaser und Jäger einig, vielmehr müssten die öffentlichen Stellen mit Blick auf die Gefahren „sensibilisiert“ und über das richtige Vorgehen informiert werden. Experten sowie die Praktiker vor Ort machen für die Verbreitung des Jakobskreuzkrauts strukturelle Gründe sowie die politische Vorgabe verantwortlich, wo möglich, zum Vorteil des Artenschutzes die Flächen extensiv zu bewirtschaften.

So hätten die Klein- und Nebenerwerbsbauern von einst die Böschungen und Wegraine mehrmals im Jahr abgemäht, um ihre Hasen und Geißen zu füttern, und das gefährliche Kraut hätte keine Chance gehabt hochzukommen. Mit der Mechanisierung in der Landwirtschaft aber können die Pflanzen unerkannt in Heuballen und in die Silage geraten, wo sie ihre für das Vieh abschreckende Bitterkeit zwar verlieren, aber die Gefährlichkeit behalten.

Mit großem Medientross brachen die Verbandsvertreter sodann zum Anschauungsunterricht auf einen öffentlichen Geländestreifen zwischen dem Wendlinger Sportgelände im Speck und der Bahnlinie auf. Hier ist das giftige Kraut, das, wie es hieß, über die Haut auch den Menschen schädigen kann, schon kräftig ins Kraut geschossen und steht in voller Blüte. Jetzt, so Cornelie Jäger, wäre es an der Zeit, den „Königsweg“ zu beschreiten, nämlich den Bestand vor dem Aussamen mechanisch zu bekämpfen und zu dezimieren.

Eine weitere Station galt dem Wendlinger Reiterhof Kuhn. Man gehe einmal pro Woche die Koppeln ab, um etwaigem Giftkraut auf die Spur zu kommen, betonte Christine Kuhn. Den Unterschied zu früher machte ihr Mann Rainer mit einem Wahlspruch bei der Bewirtschaftung deutlich: „Früher Schnitt hält Gras und Grünland fit!“ Heute aber würde das extensive Wirtschaften dominieren. Während Kuhn bedauerte, mit seinen Problemen bei den Ämtern vielfach „nicht für voll genommen“ zu werden, unterstrich Reinhold Hägele die „guten Kontakte“ zur Stadt Kirchheim und zur Straßenbauverwaltung. Und für Siegfried Nägele ist es „wichtig, dass die Leute das Kraut überhaupt erkennen“.