Bezirksvorsteher Gerhard Hanus freut sich auf ein paar geruhsame Tage mit der Familie. 2017 warten wieder wichtige Aufgaben auf ihn. Foto: Bernd Zeyer

Der Zuffenhäuser Bezirksvorsteher Gerhard Hanus blickt zurück auf das Jahr 2016. Unter anderem haben ihn die Diskussion um einen möglichen Standort für eine Flüchtlingsunterkunft und die Zukunft der Jugendfarm beschäftigt.

Zuffenhausen - Der Brexit, die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten, die Situation in Aleppo, die olympischen Sommerspiele in Rio oder ganz aktuell der Terroranschlag in Berlin – im Jahr 2016 ist auf der Welt viel passiert. Bezirksvorsteher Gerhard Hanus erzählt, was sich in den vergangenen zwölf Monaten in Zuffenhausen alles getan hat.

Herr Hanus, wir sind mitten in der besinnlichen Zeit. Können Sie Sich schon ein wenig zurücklehnen?
Nein, noch nicht. Momentan sind wir dabei, uns um den Bürgerhaushalt zu kümmern. Die Unterlagen der Stadt sind erst vor kurzem gekommen, ich muss sie noch durcharbeiten, damit ich bei der Infoveranstaltung, die es am 24. Januar in der Zehntscheuer geben wird, vorbereitet bin.
Was bleibt, bezogen auf Zuffenhausen, von 2016 vor allem in Erinnerung?
Da denke ich zuerst an die Diskussion zum Thema Flüchtlingsunterkunft auf der Schlotwiese. Dass der Zugang zur Bezirksbeiratssitzung durch Security geregelt werden musste, so etwas möchte ich eigentlich nicht haben. Es war der Wunsch der Bezirksbeiräte, dass ein geregelter Ablauf der Sitzung sichergestellt wird. Das Hauptproblem war, dass die Stadt mit ihren Plänen sehr kurzfristig an uns herantrat und ich ausgerechnet in dieser Zeit im Urlaub war. Als ich zurück kam, war die Zeit zu kurz, um sich nochmals abzustimmen. Im Endeffekt nahm die ganze Sache aber ein positives Ende: Ein zweiter Suchlauf wurde gestartet, wobei das Grundstück Frankenstraße/Ludwigsburger Straße ausgewählt wurde. Dort wird nun aber keine Unterkunft gebaut, es gibt keinen Bedarf mehr.
Aufregung gab es auch in der letzten Bezirksbeiratssitzung des Jahres, Grund war die Zukunft der Jugendfarm. Wie ist der aktuelle Sachstand?
Die Jugendfarm ist für Zuffenhausen sehr wichtig. Sie darf auf keinen Fall verschwinden. Seit Jahren setze ich mich für die Einrichtung ein und sammle dafür Spenden. Das gilt natürlich auch für die Farm Freiberg/Rot. Was mit dem Bauantrag für die Zuffenhäuser Farm passiert, ist noch nicht klar, er befindet sich im Ämterdurchlauf. Im Stuttgarter Rathaus weiß man, welche Bedeutung die Farm hat, Baubürgermeister Peter Pätzold hat sich des Themas angenommen.
Können Sie den Unmut der Bürger verstehen, sind die Proteste nachvollziehbar?
Für Außenstehende ist die Sache mit dem Bauantrag wohl kaum nachvollziehbar. Daher verstehe ich auch, dass der Farm-Vorstand eventuell komplett zurücktreten möchte. Diese Reaktion führt uns aber nicht zum gewünschten Ziel.
Auch bei anderen Themen nimmt die Zahl der so genannten Wutbürger zu. Was bedeutet das für die Verwaltung?
Immer mehr Menschen reagieren emotional, sie tun die tatsächlichen Gegebenheiten als falsch ab. Die eigene Wahrnehmung wird zur Wahrheit umfunktioniert. Hier trifft tatsächlich der Begriff „postfaktisch“ zu. Für die Verwaltung ist das alles eine zusätzliche Belastung. Wir versuchen, den Menschen die Fakten zu vermitteln und gemeinsame Lösungen zu finden. Wir brauchen Augenmaß, keine Emotionen.
Proteste gibt es auch gegen die SWSG-Pläne für die Keltersiedlung. Wie ist der aktuelle Sachstand?
Der Gemeinderat hat die Mehrfachbeauftragung für sechs Architekturbüros beschlossen und einen Unterausschuss eingerichtet. Dort bin ich als Berater mit dabei. Obwohl der Gemeinderat die SWSG-Pläne genehmigt hat, wird es wohl auch künftig Leute geben, die nicht damit einverstanden sind.
Wer an Zuffenhausen denkt, denkt an Porsche. Die Firma wächst und wächst, was bedeutet das für den Bezirk?
Porsche ist ein Aushängeschild für Zuffenhausen. Das Unternehmen ist sehr eng mit dem Bezirk verbunden.
Bringen die vielen Porsche-Bauvorhaben nicht auch Probleme mit sich? Je größer die Firma, so die Argumentation von Kritikern, desto stärker werden Verkehrs-, Zuliefer- und Parkprobleme.
Grundsätzlich legen die Bebauungspläne ja fest, was wo gebaut werden kann. Es ist doch egal, ob Porsche oder einer andere Firma die bestehenden Gewerbeflächen nutzt. Ich bin sehr dankbar für die Offenheit, mit der Porsche informiert. Manche Bürger sehen nicht, dass das Unternehmen viel für die Öffentlichkeit tut, es werden beispielsweise Infrastrukturen außerhalb der Werksgelände verbessert, die dann allen Bürgern zu Gute kommen. Was die Feinstaub-Thematik angeht, ist das Unternehmen vorbildlich, bei Feinstaubalarm gelten Firmenausweise als Tickets für den öffentlichen Nahverkehr.
Haben die vielen Tage Feinstaubalarm weniger Verkehr für den Bezirk gebracht?
An manchen Tagen scheint das tatsächlich der Fall gewesen zu sein. Natürlich reicht das nicht aus. Die Verkehrsbelastung ist und bleibt das größte Problem für Zuffenhausen – und für ganz Stuttgart. Es müssen endlich Maßnahmen wie beispielsweise der Abriss der Rampe an der Friedrichswahl umgesetzt werden.
Nun zu etwas Erfreulichem: Die Zukunft des Fleckenfestes scheint gesichert.
Nach dem Rücktritt von Waltraud Sterr als Fleckenfest-Koordinatorin sah es zunächst nicht gut aus. Glücklicherweise konnte mit dem Ehepaar Jendrik und Jacqueline Schneider jemand gewonnen werden, der die Traditionsveranstaltung künftig koordiniert.
Beim Fleckenfest in diesem Jahr waren viele Gäste aus La Ferté-sous-Jouarre zu Gast. Wie ist der Stand bei der Städtepartnerschaft?
Wir konnten die Partnerschaft 2016 neu beleben. Zum ersten Mal war der neue Bürgermeister von La Ferté, Ugo Pezzetta, zu Besuch bei uns, zusammen mit rund 70 Franzosen. Dabei wurden viele persönliche Kontakte geknüpft. 2017 wird in Frankreich der 40. Geburtstag der Partnerschaft gefeiert, die Zuffenhäuser werden natürlich zahlreich mit dabei sein.
Als wir beim Interview vor einem Jahr über das Rathauscafé sprachen, da waren sie der Meinung, es werde wohl im März 2016 öffnen. Davon ist noch nichts zu sehen.
Immerhin sind mittlerweile die Versorgungsanschlüsse hergestellt worden, das war wohl schwieriger als erwartet. Zurückhaltend formuliert würde ich sagen, dass es auf anderen Baustellen im Bezirk deutlich schneller vorangeht. Ich denke mal, dass das Café im Frühjahr oder Sommer 2017 öffnen wird.
Was steht 2017 sonst noch alles auf der Agenda?
Der Bau der Biogasanlage wird wohl Ende des zweiten Quartals starten, auch mit dem Umbau der Unterführung Unterländer Straße soll begonnen werden. Weitere Themen werden der Bürgerhaushalt, der Verkehrsentwicklungsplan und die Flüchtlingsunterbringung sein. Ein runden Geburtstag gibt es in Zazenhausen zu feiern, die Jugendfeuerwehr wird 50 Jahre.
Hätten Sie für Zuffenhausen einen Wunsch beim Christkind frei, welcher wäre das?
Eine möglichst rasche Baugenehmigung für die Jugendfarm auf der Schlotwiese. Außerdem wünsche ich mir, dass auch im kommenden Jahr alle 128 Nationalitäten, die es in Zuffenhausen gibt, friedlich zusammenleben.
Das Gespräch führte Bernd Zeyer