Peter Maile (rechts) sucht das Gespräch mit den Arbeitern auf den verschiedenen S-21-Baustellen. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Im September 2016 hatte die Bahn mit großem Bahnhof zur S-21-Grundsteinlegung geladen. Der 55-jährige Diakon Peter Maile hat für alle Mitarbeiter beim Großprojekt S 21 ein offenes Ohr.

Stuttgart - Hallo, wie geht’s?“ Peter Maile steuert auf einen Arbeiter auf der S-21-Baustelle beim Stuttgarter Hauptbahnhof zu, gibt ihm lächelnd die Hand. „Alles klar?“, will er wissen und erhält sogleich eine freundliche Antwort. Obwohl die Verständigung mit dem aus Polen stammenden und nur radebrechend deutsch sprechenden Kranführer nicht ganz einfach ist, nimmt sich Maile Zeit für das Gespräch.

Der Diakon gönnt dem Arbeiter, der Tag für Tag mit dem von ihm gesteuerten Kran schwere Lasten auf der Baustelle transportiert, die freien Tage, die vor ihm liegen. Mindestens bis zum 6. Januar, so erzählt der Kranführer, werde er zu Hause bei der Familie sein. Dann fahre er wieder nach Stuttgart. „Am 9. Januar geht es hier weiter.“ Maile gibt dem Kranführer die besten Wünsche für die Heimreise mit auf den Weg, dann verabschiedet er sich mit kräftigem Händedruck. Sein Gegenüber strahlt, erwidert die freundliche Geste.

Noch bevor Maile weitergeht, grüßt er auch die Arbeiter unten in der vor ihm liegenden Grube. „Das sind türkische Eisenbieger, die machen einen Knochenjob und leisten eine tolle Arbeit“, sagt Maile. Dass sie nicht christlichen Glaubens sind, spielt für den Diakon keine Rolle. „Meine Arbeit ist überkonfessionell“, erklärt er.

Maille liebt den Wandel

„Meine Aufgabe ist es in erster Linie, mich nach dem Wohlbefinden der Arbeiter zu erkundigen“, sagt Maile. Der heute mit seiner Frau und seiner Tochter in Esslingen lebende Diakon, der vor 55 Jahren auf der Ostalb geboren wurde, ist seit vier Jahren als S-21-Betriebsseelsorger tätig und mit seiner Aufgabe „sehr zufrieden“, wie er sagt. Ganz bewusst hatte sich Maile, auf die Stelle als S-21-Betriebsseelsorger beworben, nachdem er zuvor zwölf Jahre in einer Kirchengemeinde in Esslingen tätig gewesen war. „Ich wollte nicht bis zu meinem beruflichen Ende auf dieser einen Stelle bleiben“, sagt Maile, der seit 1996 als Diakon tätig ist. Maile, der „ursprünglich aus dem Handwerk kommt“, wie er sagt, ist ein Mensch der den Wandel liebt. Bevor er sich für seine Tätigkeit bei der katholischen Kirche entschied, war der gelernte Heizungsbauer auch in der Altenpflege und als Heimerziehungspfleger tätig.

Die vielfältigen Erfahrungen, die Maile im Laufe seines beruflichen Lebens gesammelt hat, kommen dem offenen, freundlichen und verbindlichen Mittfünfziger heute zugute, „denn es gehört zu meinen Aufgaben, auf die Menschen zuzugehen, mit ihnen zu reden und ihnen Halt und Unterstützung zu geben, wenn es Sorgen oder Probleme gibt“, sagt Maile. Wichtig ist ihm dabei, dass die Mitarbeiter des umstrittenen Projektes S 21 die ihnen zustehende Wertschätzung und Anerkennung erfahren. Denn ganz gleich, wie man zu dem Projekt stehe: „Die Leute, die hier arbeiten, machen ihren Job und der ist eben, Stuttgart 21 zu realisieren“, sagt Maile.

Peter Maille kämpft für eine saubere Baustelle

Die offizielle Grundsteinlegung für den Tiefbahnhof im September dieses Jahres ist aus der Sicht Mailes ein wichtiger Meilenstein für viele Arbeiter gewesen. „Das war das Signal, dass es jetzt richtig losgeht“, sagt er. Es sei der Punkt gewesen, von dem an das Projekt „Form und Gestalt angenommen“ habe und die Kollegen, wie Maile die Arbeiter auf der Baustelle nennt, „sind ja froh, wenn es vorangeht. Die wollen bauen und keinen Stillstand“. Es sei daher bei vielen Arbeitern eine große Erleichterung zu spüren gewesen.

Eine solche nimmt Maile auch bei vielen Gesprächen, Grillfesten und Gottesdiensten mit die Mitarbeitern wahr, wenn er im Dialog mit diesen an verschiedenen Orten zwischen Stuttgart und Ulm ist – „denn ich bin ja auf allen Baustellen des Projekts unterwegs“. Dabei spendet er auch Trost nach dem Tod von Kollegen, Freunden oder Angehörigen. „Mir geht es bei meiner Arbeit um die Leute“, betont Maile immer wieder und macht klar, dass er sich auch zur Aufgabe gemacht hat, die Stadt und die Baustelle – auf der er auch Führungen für kirchliche Gruppen anbietet – zusammen zu bringen.

Und Diakon Peter Maile setzt sich für eine „saubere Baustelle“ ein, wie er es formuliert. Das bedeutet für ihn: alle, die für S 21 tätig sind, sollen auch gerecht entlohnt werden. „Ohne meine Stelle“, davon ist Maile überzeugt, würde es den intensiven Austausch auf den Baustellen nicht geben. Die Reaktionen auf seine Arbeit seien zudem durchweg positiv. „Die Menschen sind es oft einfach nicht gewöhnt, dass sich jemand um sie und ihre Anliegen kümmert“, sagt der Diakon.