Für Zuffenhausen ist 2013 ein recht abwechslungsreiches Jahr gewesen. „Es war froh, fröhlich und von großer Vielfalt, brachte aber auch etwas Dramatik und Ärger“, sagt Bezirksvorsteher Gerhard Hanus. Foto: Bernd Zeyer

Bezirksvorsteher Gerhard Hanus lässt im Interview das Jahr 2013 Revue passieren und blickt kurz auf 2014.

Zuffenhausen - – Auch wenn das Jahr 2013 vor allem durch internationale Krisen, Katastrophen und die Bundestagswahl geprägt war, gab es genug Themen, die in Zuffenhausen für Gesprächsstoff gesorgt haben. Bezirksvorsteher Gerhard Hanus erzählt, was ihn beschäftigt hat.
Herr Hanus, Sie sind schon lange Zeit im Tanzsport aktiv. Welchen Rhythmus hatte denn das Jahr 2013?
Ich würde sagen, es ist mit einem Jive oder einem Quickstep vergleichbar. Es war frech, fröhlich und von großer Vielfalt, brachte aber auch etwas Dramatik und Ärger.
Das müssen Sie bitte etwas näher erläutern.
Positive Höhepunkte sind unter anderem die Zertifizierung als Fair-Trade-Stadtbezirk, die Einweihung des Adam-Krämer-Platzes in Rot oder Veranstaltungen wie das Fleckenfest gewesen. Unvergesslich ist auch der zehnte Geburtstag der Sozialen Stadt Rot, der im großen Rahmen im Bürgerhaus gefeiert worden ist. Ärger beziehungsweise einen Bauskandal gab es hingegen im Neubaugebiet Hohlgrabenäcker, wo einige Wohngebäude zu hoch und zum Teil über die Grundstücksgrenzen hinaus gebaut worden waren.
Nicht gerade Begeisterung dürften wohl auch die Ergebnisse der Haushaltsberatungen auslösen. Für Zuffenhausen scheint nicht viel herauszuspringen.
In der Tat hätte ich mir etwas mehr gewünscht. Vor allem wäre es endlich an der Zeit, die Zufahrtsrampe an der Friedrichswahl abzureißen. Dieses Projekt liegt wirklich schon lange in der Schublade. Letztendlich ist es aber so wie auch bei einem selbst: Man schaut in den Geldbeutel und sieht, was geht und was nicht. Bei den vergangenen Haushalten sind wir etwas besser weggekommen, dieses Mal eben nicht. Man muss sehen, dass viel Geld für die Sanierung von Schulen und den Bau von Kindertagesstätten gebraucht wird.
Apropos Schule: Die Hohensteinschule muss bald ihre Werkrealschule schließen, die Park-Realschule zieht wohl nach Stammheim. Schwächt dies den Bildungsstandort Zuffenhausen?
Nein, ich denke nicht. Natürlich wäre es mir lieber, wenn die Park-Realschule im Bezirk bleiben könnte. Aus Sicht Zuffenhausens hätte man das Problem meiner Ansicht nach besser lösen können, gesamtstädtisch sieht die Sache wohl anders aus. Was die leer werdenden Räume der Hohensteinschule angeht, so gibt es Gedanken, dass die benachbarte Robert-Bosch-Schule den Platz nutzen kann. Was den Schulstandort Zuffenhausen sehr stärken wird, ist der geplante Schulcampus in Rot.
Weihnachten steht vor der Tür. Zum ersten Mal seit langer Zeit hat es in Zuffenhausen keinen Weihnachtsmarkt gegeben. Können Sie den Bürgern Hoffnung für 2014 machen?
Wie heißt es so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt! Ich bedauere es sehr, dass wir 2013 niemand finden konnten, der einen Weihnachtsmarkt organisiert. Es ist schade, dass diese langjährige Tradition unterbrochen werden musste. Für 2014 gibt es immerhin erste Gedankenansätze. Ich hoffe, dass man die Kirchen ins Boot holen kann und es eventuell eine ökumenische Lösung gibt. Wie der Weihnachtsmarkt dann aussehen könnte, ob er beispielsweise vor der Pauluskirche oder auf dem Emil-Schuler-Platz stattfindet, ist in erster Linie eine Frage der Rahmenbedingungen.
Wenn Sie aus ihrem Fenster im Rathaus schauen, sehen sie die U-15-Haltestelle. Dort sollte eigentlich schon längst das Rathauscafé stehen. Was gibt es Neues zu diesem Thema zu berichten?
Meines Wissens soll im Februar mit dem Bau begonnen werden, im Mai könnte das Café dann öffnen.
Dieses Jahr hat das Förderprogramm Soziale Stadt Rot den 10. Geburtstag gefeiert. Wie wichtig war und ist es für Zuffenhausen?
Sowohl für den Bezirk als auch für den Stadtteil ist es eine tolle Sache. Rot galt früher als sozialer Brennpunkt, das hat sich grundlegend geändert. Auch das Bewusstsein der Roter Bevölkerung ist nicht mehr das gleiche. Heute gibt es dort einen starken Zusammenhalt, ein gutes Gemeinschaftsgefühl und viel Engagement. Die Bürger können stolz auf das Erreichte sein. Das gilt übrigens für alle freiwilligen Helfer im Bezirk. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um mich ganz herzlich bei ihnen zu bedanken.
An Ostern gab es einige Aufregung für Anwohner der Zahn-Nopper-Straße. Dort wurde auf dem Dach einer Firma ein ausrangierter Starfighter-Jet aufgestellt. Was sagen Sie dazu?
Das Ganze ist eine sehr emotionale Sache gewesen. Als ich das Flugzeug zum ersten Mal gesehen habe, dachte ich, das sieht ja aus wie im Technikmuseum Sinsheim. Ich hatte keine Ahnung, welche Komplikationen sich daraus ergeben könnten. Mittlerweile ist es so, dass ich Bekannten, die bei mir zu Besuch sind, den Jet als eines der Highlights des Bezirkes zeige. In letzter Zeit scheint wieder Ruhe ins Quartier eingekehrt zu sein, beschwert hat sich bei mir seit längerem nämlich niemand mehr.
Nicht nur der Starfighter, auch die Firma Porsche hat im Jahr 2013 dafür gesorgt, dass Zuffenhausen überregional in den Schlagzeilen war.
Auf dem Areal des ehemaligen Straßenbahnmuseums wird Porsche ein Ausbildungszentrum bauen, außerdem hat die Firma einen Teil des Alcatel-Geländes gekauft, um dort ebenfalls zu investieren. Das ist ein weiteres Bekenntnis zur Standortsicherung. Porsche ist ja nicht nur für Zuffenhausen wichtig, das soziale Engagement reicht ja weit über den Bezirk hinaus, wie beispielsweise das Eintreten für die John-Cranko-Schule zeigt.
Gleich in der Nähe des Bezirksrathauses ist das Gebäude abgerissen worden, in dem sich früher ein Weinladen befand. Was ist dort geplant?
Ursprünglich hatte die Stadt das Grundstück gekauft, um dort einen Teil des Jugendamtes unterzubringen. Laut Machbarkeitsstudie wäre das aber zu teuer geworden. Momentan prüft ein potenzieller Investor, ob und wie er dort etwas auf die Beine stellt.
In der letzten Sitzung vor der Weihnachtspause hat der Zuffenhäuser Bezirksbeirat die Vorlage der Stadtverwaltung abgelehnt, eine Flüchtlingsunterkunft an der Zazenhäuser Straße zu bauen. Wie geht es jetzt weiter?
Da es keine Zwei-Drittel-Ablehnung war, muss darüber im Bezirksbeirat nicht nochmals diskutiert werden. Deshalb wird der Gemeinderat entscheiden. Dass die Verwaltung auf den Alternativvorschlag aus Reihen der Räte eingeht, die den Parkplatz am Ende der Fürfelder Straße als Standort vorsieht, glaube ich nicht.
Neben der Flüchtlingsunterkunft gibt es 2014 bestimmt noch andere wichtige Fragen, die Sie beschäftigen werden.
Die Themen sind vielfältig und zahlreich. So soll die neue Roter Ortsmitte, der Hans-Scharoun-Platz, eingeweiht werden. Außerdem stehen einige Wahlen an. Gleich zu Jahresbeginn beispielsweise die Jugendratswahl. Die ist für den Bezirk wichtig, denn wir können ungeheuer stolz auf unseren Jugendrat und seine erwachsenen Begleiter sein. Neben den Kommunal- und Regionalwahlen steht auch in unserer französischen Partnerstadt La Ferté-sous-Jouarre eine wichtige Entscheidung an. Nathalie Pierre stellt sich zur Wiederwahl als Bürgermeisterin. Sie hat die Städtepartnerschaft immer gut unterstützt und voran gebracht, deshalb hoffe ich, sie kann im Amt bleiben.
Gibt es etwas, worauf Sie Sich 2014 besonders freuen?
2014 wird es einen Wein des städtischen Weinguts geben, auf dessen Etikett ein Bild des Zuffenhäuser Rathauses zu sehen ist. Ich freue mich darauf, die erste Flasche davon zu genießen.