Die Klickzahlen bei Google wachsen langsamer als erwartet Foto: dpa

Dem amerikanischen Technologieunternehmen Google geht es gut. Noch. Denn im Kerngeschäft, der Werbung rund um die Suche im Internet, gibt es Anzeichen eines nachlassenden Erfolgs. Auch in Europa gibt es Probleme.

Boston - Google-Chef Eric Schmidt war in dieser Woche in Deutschland, um seine Firma gegen Kritik zu verteidigen. Die reicht vom Vorwurf des Monopols im Internet bis hin zu angeblicher Steuerhinterziehung. Nach der Veröffentlichung der Gewinne von Google am Donnerstag, beginnen sich Analysten zuhause in den USA zu fragen, ob Googles Geschäftsmodell auch in der Zukunft tragfähig sein kann.

Im dritten Quartal dieses Jahr hat der Technologiegigant aus dem Silicon Valley 16,5 Milliarden Dollar an Einnahmen gehabt (12,9 Milliarden Euro). Das ist gegenüber dem Vorjahresquartal eine Steigerung um 20 Prozent. Das Ergebnis entspricht den Vorausschätzungen der Analysten. Google verfügt außerdem über Barreserven von 60 Milliarden Dollar.

„Wir freuen uns auch weiterhin über das Wachstum in unserem Anzeigengeschäft“, sagte Googles Finanzchef Patrick Pichette. Der Nettogewinn für das dritte Quartal lag allerdings nur noch bei umgerechnet 2,2 Milliarden Euro, einem Rückgang um 5,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Die Verluste sind auf höhere Kosten im Google-Imperium zurückzuführen, das von der populärsten Internet-Suchmaschine der Welt bis zu Telekommunikation, selbstlenkenden Autos und den Computer-Brillen Google Glass reicht. „Die Ausgaben bereiten sicherlich Sorgen“, meint Analyst Ben Schachter von Maquarie Securities in New York. „Der Zuwachs an Einnahmen wird langsamer, während die Firma weiterhin eine große Zahl von Ingenieuren einstellt.“

Allein im letzten Quartal hat Google 3000 neue Mitarbeiter eingestellt und seine operativen Kosten damit um ein Drittel erhöht. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung stiegen auf umgerechnet 2,1 Milliarden Euro von 1,4 Milliarden im dritten Quartal des Vorjahres. Die Kosten von 296 Millionen Euro für Patente, die beim Kauf von Motorola anfielen, könnten aber noch vor Jahresende ausgeglichen werden, wenn Motorola an den chinesischen Computerhersteller Lenovo verkauft wird.

Die Klicks auf Google-Anzeigen rund um seine Suchmaschine haben im dritten Quartal um 17 Prozent zugenommen. Aber im Quartal zuvor lag die Zunahme noch bei 25 Prozent. Außerdem geht der Preis pro Klick zurück, da die meisten auf mobilen Geräten getätigt werden. Und das bringt weniger ein.

„Googles Kerngeschäft ist immer noch das beste Geschäftsmodell im Internet, das jemals geschaffen wurde“, sagt Jordan Rohan, Gründer der Technologie-Beraterfirma Clearmeadow Partners. Und Analyst Schachter glaubt: „Solange das Kerngeschäft gut läuft, ist alles in Ordnung. Aber wenn das erstmal absinkt, dann wird es dramatisch.“

In der Führungsetage von Google wischt man Besorgnis über weniger Einkünfte durch Werbeklicks beiseite. Anzeigen auf Mobilgeräten machen rund elf Prozent des Werbegeschäfts in den USA aus, wie die Marktbeobachter von eMarketer feststellen. Dennoch hat noch niemand herausgefunden, wie man in diesem offensichtlich wachsenden Markt richtig Geld verdienen kann. Google-Geschäftsführer Omid Kordestani setzt als Antwort „auf Erneuerung und Experimentieren“. Im Geschäftsbericht von Google gibt es auch Lichtblicke wie der 50-prozentige Gewinnanstieg im Google Play Store, der Konkurrenz zu Apples App Store auf 1,1 Milliarden Euro.

Allerdings könnten Googles Probleme in Europa dem Konzern zu schaffen machen. In Deutschland wendet man sich gegen das Internetmonopol. Die EU-Kommission wirft Google vor, Webseiten bestimmter Anbieter zu bevorzugen. Ein Verfahren läuft. Europäische Verleger wollen Geld für die Nutzung ihrer Inhalte auf Google-Seiten. In London, Paris und Berlin wird das Steuerverhalten des Konzerns geprüft. Und Irland kündigt das Stopfen von Steuerschlupflöchern an, die Google bisher kräftig genutzt haben soll.