UN-Generalsekretär Ban Ki Moon Foto: dpa

Obwohl Israel die genauen Koordinaten kannte, bombadiert die Armee eine UN-Schule im Gazastreifen. Die Verantwortlichen bei den Vereinten Nationen sind wütend und frustriert.

Obwohl Israel die genauen Koordinaten kannte, bombadiert die Armee eine UN-Schule im Gazastreifen. Die Verantwortlichen bei den Vereinten Nationen sind wütend und frustriert.

Gaza/Tel Aviv - Die Vereinten Nationen und die USA haben den Beschuss einer UN-Schule im Gazastreifen scharf kritisiert.

Israel sei der Standort der Einrichtung mehrfach mitgeteilt worden, letztmals wenige Stunden vor dem Treffer, sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bei einem Besuch in Costa Rica. "Ich verurteile diesen Angriff auf das Schärfste. Er ist durch nichts zu rechtfertigen." Auch die USA verurteilten den Beschuss der Schule im Flüchtlingslager Dschabalia. Nach palästinensischen Angaben starben dabei am Mittwoch mindestens 15 Menschen. In der ägyptischen Hauptstadt Kairo gingen derweil offenbar Bemühungen um eine Waffenruhe weiter.

Israel begründet seine vor mehr als drei Wochen begonnene Offensive mit dem anhaltenden Raketenbeschuss radikaler Palästinenser. Zerstört werden sollen Abschussvorrichtungen und das Tunnelsystem der Hamas. Nach Militärangaben feuerten Extremisten allein am Mittwoch mehr als 140 Raketen aus dem Gazastreifen in Richtung Israel ab.

"Genug ist genug"

Bans Stellvertreter Jan Eliasson forderte nach dem Schul-Beschuss ein Ende des "Grauens". "Wir sind an dem Punkt, an dem man sagen muss: Genug ist genug." Der Direktor des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA), Pierre Krähenbühl, sagte: "Kinder wurden getötet, als sie neben ihren Eltern auf dem Boden eines Klassenraumes in einer den UN zugewiesenen Unterkunft schliefen." Mit Blick auf die Hamas verurteilte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Bernadette Meehan, auch diejenigen, die Verantwortung dafür tragen, dass Waffen in UN-Einrichtungen versteckt worden seien.

Eine Sprecherin der israelischen Armee sagte zu dem Vorfall, militante Palästinenser hätten in der Nähe der Schule Mörsergranaten auf israelische Soldaten abgefeuert. Die Truppen hätten dies erwidert. Es ist die zweite Schule, die binnen einer Woche getroffen wurde.

Israelische Panzergranaten töteten nach Angaben der palästinensischen Rettungsdienste Stunden später mindestens 20 weitere Menschen auf einem Marktplatz im Stadtteil Sadschaija. Die Bewohner des umkämpften Viertels waren zum Markt geströmt, nachdem Israel eine vierstündige humanitäre Feuerpause erklärt hatte, die allerdings von der Hamas als "Täuschungsmanöver" abgelehnt wurde. Eine Armeesprecherin sagte, das Militär prüfe den Vorfall.

Seit Beginn der Offensive starben nach neuesten Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza 1349 Menschen, etwa 7500 wurden verletzt. Laut israelischem Militär starben 56 Soldaten und 3 Zivilisten, mehr als 2500 Raketen seien seit dem 8. Juli auf israelisches Territorium abgefeuert worden.

Der seit dem 8. Juli andauernde Militäreinsatz in dem Palästinensergebiet ist inzwischen Israels längster Krieg seit 2006. Er dauert schon länger als die Konflikte im Gazastreifen in den Jahren 2009 und 2012.

Beratungen mit Ägypten

Wie die Zeitung "Haaretz" berichtete, beriet eine israelische Delegation am Mittwoch stundenlang mit Vertretern Ägyptens in Kairo über eine Waffenruhe. Zur israelischen Gruppe gehörte demnach unter anderem Isaac Molho, ein Berater von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Ägypten versucht zwischen Palästinensern und Israelis zu vermitteln. Zu Inhalten des Treffens wurde nichts bekannt.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland beklagt derweil angesichts der jüngsten judenfeindlichen Parolen bei Kundgebungen gegen Israel eine fehlende Unterstützung der Bevölkerung. "Warum gibt es keine Welle der Solidarität mit uns Juden angesichts der Welle von Antisemitismus?", sagte der Vorsitzende Dieter Graumann der "Rheinischen Post" (Donnerstag). Die Kirchen und die politischen Eliten hätten sich vorbildlich positioniert, von ihren Mitmenschen fühlten sich die jüdischen Bürger jedoch alleingelassen.

Hunderte Juden hätten schon beim Zentralrat nachgefragt, ob sie hierbleiben sollten oder die Koffer packen müssten. "Wir sind betroffen und wir sind getroffen", sagte Graumann. "Wenn auf deutschen Straßen gegrölt wird, dass Juden vergast, verbrannt, geschlachtet werden sollen, dann hat das mit Gaza und israelischer Politik sicherlich überhaupt nichts zu tun."

Graumann reagierte damit auf eine Vielzahl von judenfeindlichen Äußerungen, die es in den vergangenen Tagen und Wochen bei Demonstrationen gegen die israelische Militäroffensive im Gazastreifen gegeben hatte. Viele davon kamen aus dem Kreis von türkisch- oder arabischstämmigen Einwanderern.