Auf der Prachtstraße Las Ramblas gedenken am Freitag Passanten den Opfern. Foto: AP

Eine offene Gesellschaft muss im Kampf gegen Terror zusammenstehen – auch über Grenzen hinweg. Denn auch die Opfer der Anschläge in Barcelona, London oder Nizza kommen aus mehreren Ländern. Und die Gefahr wächst, kommentiert Wolfgang Molitor.

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Barcelona - Ratlosigkeit, Hilflosigkeit, wohin man auch blickt. Die Terroranschläge von Barcelona und Cambrils, wieder mit der Waffe Auto, treffen mittlerweile auf eine Betroffenheitsroutine, der man die tiefe Bestürzung, das ehrliche Entsetzen dennoch nicht wird absprechen dürfen. Denn der Satz, Barcelona sei überall, ist nach den Anschlägen in Berlin, Manchester, Brüssel, London, Nizza und Paris nicht nur geografisch zu verstehen. Er weist darauf hin, dass die Opfer zumeist aus mehreren Ländern kommen. Nicht nur in der Urlaubszeit.

Beileidsworte und „Wir geben nicht nach“-Parolen der Politik ringen um den richtigen Ton – und drohen doch angesichts der Unfassbarkeit des Grauens in emotionaler Beliebigkeit stecken zu bleiben. In Spanien gibt es eine dreitägige Staatstrauer, die Bundeskanzlerin und der SPD-Kandidat haben sich verständigt, laute Wahlkampfauftritte zwei Tage lang einzuschränken. Und am Las-Ramblas-Tatort wächst die Zahl der Trauergebinde. Die großen und kleinen Gesten wirken nicht selten wie Duplikate, wie Imitate früheren Gedenkens. Sollte man deshalb auf sie verzichten? Nein. Solange es nicht allein bei ihnen bleibt.

Kampf gegen Terror nur mit staatlicher Härte zu gewinnen

Vor allem in Europa könnte nach dem bevorstehenden Ende des Islamischen Staates die Terrorgefahr weiter wachsen, weil viele fanatische Kämpfer nicht mehr gen Osten ziehen. Es steht zu befürchten, dass die bedrängten Islamisten noch weit mehr als bisher Attentate in der westlichen Welt planen, um sich für den internationalen Feldzug gegen ihr Herrschaftsgebiet zu rächen.

Die freie Welt, die sich – trotz nachweislicher Erfolge – gegen die islamistische Bedrohung mit zwangsläufig unzulänglichen Mitteln wehrt, braucht deshalb die Vergewisserung, bei der Abwehr eines zunehmend auch sozial bedingten religiösen Fanatismus entschlossen zusammenzustehen und ihre Werte gemeinsam zu verteidigen. Weil der Kampf gegen den mit dem Namen Allahs beklebten Terror nur mit staatlicher Härte und nicht mit falscher Toleranz zu gewinnen ist.

wolfgang.molitor@stuttgarter-nachrichten.de