Mossul liegt in Trümmern. Foto: dpa

Im Nahen Osten ist der Islamische Staat fast besiegt, doch das treibt die IS-Kämpfer nach Europa. Im Internet kursieren bereits Terrorpläne.

Mossul - Die Bilder aus Mossul sind gerade erst verblasst. Jubelnd feuerten irakische Soldaten Salven in die Luft und feierten nach acht Monaten härtester Straßenkämpfe ihren Sieg über den Islamischen Staat (IS). Parallel dazu sind in der syrischen IS-Hochburg Rakka die alliierten Angreifer inzwischen bis ins Stadtzentrum vorgedrungen. Zwei Drittel ihres einstigen Territoriums haben die Anhänger von Abu Bakr al-Baghdadi inzwischen verloren. Und es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis auch die Reste des blutrünstigen Gottesstaats in Trümmern liegen.

Die doppelte Tragödie von Barcelona und Cambrils zeigt jedoch, dass der IS mit einem militärischen Erfolg auf dem nahöstlichen Schlachtfeld nicht zu besiegen ist. Im Gegenteil – für Europa könnte nach einem Ende des Islamischen Kalifats die Terrorgefahr eine ganz neue Dimension annehmen. Denn die bedrängten Gotteskrieger werden sich weit mehr als bisher auf Attentate in der westlichen Welt konzentrieren, um Rache zu nehmen für den Feldzug gegen ihr Herrschaftsgebiet.

Terrorpläne kursieren im Internet

Einzelheiten mag man sich noch gar nicht vorstellen. Denn die Fanatiker experimentieren offenbar mit Giftgas und in Laptops versteckten Bomben. Die Anzahl und bösartige Tarnung der in Mossul hinterlassenen Sprengfallen machen selbst erfahrene Bombenentschärfer sprachlos. Zudem kursieren im Internet detaillierte Ratschläge für Terrorakte mit Messern, Kalaschnikows und Lastwagen, seit Kurzem auch die Bauanleitung für einen Apparat, der Schnellzüge zum Entgleisen bringen soll.

30 000 ausländische Kämpfer aus hundert Nationen standen einst unter dem Kommando der Terrormilizen des Islamischen Staats. Ein beträchtlicher Teil ist in den Gefechten ums Leben gekommen oder hat sich in den verbliebenen Enklaven auf syrischem und irakischem Territorium verschanzt. Andere sind unter dem Druck der Niederlage in Mossul abgetaucht, bilden jetzt autonome Guerillazellen und agieren auf eigene Faust.

Dagegen sind einige Hundert Männer, aber auch Frauen und Jugendliche inzwischen in ihre Heimatländer Deutschland, Frankreich, Belgien, England oder nach Skandinavien zurückgekehrt. Und mit jeder weiteren IS-Niederlage im Nahen Osten werden es mehr.

Hochgefährliche Extremisten

Ein Teil hat sich glaubhaft von der Gewaltideologie losgesagt und kooperiert mit den heimischen Sicherheitsbehörden. Ein anderer Teil hat der Terrormiliz offiziell den Rücken gekehrt, bleibt aber anfällig für radikalen Fundamentalismus. Hochgefährlich, weil mit konkreten Anschlagsplänen im Kopf, ist bisher nur eine Handvoll Extremisten zurückgekommen. Aber auch dies kann sich schnell ändern, sollte in der nächsten Zeit unter dem Druck der alliierten Militäroffensive auch der Exodus des harten IS-Kerns aus Syrien und dem Irak beginnen. Deren Kommandos werden den Terror dann mit aller Kraft internationalisieren – und sie haben vor allem Europa im Visier. Denn die ideologische Ausstrahlung des Islamischen Staats ist ungebrochen.