Für Ministerpräsident Winfried Kretschmann Foto: dpa

Für Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) gehört der Islam unzweifelhaft zu Baden-Württemberg und zu Deutschland. Die ganze Diskussion um diese Frage könne er nicht nachvollziehen, sagte Kretschmann am Dienstag vor Journalisten.

Stuttgart - Für Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) gehört der Islam unzweifelhaft zu Baden-Württemberg und zu Deutschland. Die ganze Diskussion um diese Frage könne er nicht nachvollziehen, sagte Kretschmann am Dienstag vor Journalisten. „Ich verstehe diese Debatte nicht. Es leben Millionen von Muslimen in Deutschland, dann gehört der Islam logischerweise zu Deutschland.“

Kretschmann sprach von „Verrenkungen, wenn uns die Muslime willkommen sind, aber der Islam nicht zu Deutschland gehört“. Natürlich werde das Land auch durch die Muslime geprägt, indem sie in die Verfassungs- und Rechtskultur unserer Gesellschaft integriert würden. „Und wenn wir beispielsweise ihre Feiertage mitfeiern und sie mit ihrem Glauben unsere Gesellschaft mitprägen.“

Eindeutig positionierte sich Kretschmann auch zum Thema Blasphemie. „Wir müssen religiöse Gefühle rechtlich nicht stärker schützen.“ Die Betonung legte der Ministerpräsident aber auf „rechtlich“. Denn er halte es wie Bischof Gebhard Fürst, der erklärte: „Nicht alles, was wir dürfen, sollten wir auch tun.“ Kretschmann: „Wir sollten auf tiefe religiöse Gefühle anderer Rücksicht nehmen.“

Zur Karikatur geistlicher Oberhäupter sagte Kretschmann: „Es ist ein großer Unterschied, ob ein aktueller Religionsführer wie der Papst oder ein Religionsgründer karikiert wird.“ Rechtlich müsse aber beides erlaubt sein: „Je klarer das rechtlich ist, desto eher ist auch Respekt möglich und der freiwillige Verzicht auf etwas, das wir dürfen.“ Dass viele Zeitungen nach den Morden in Paris das Titelblatt von „Charlie Hebdo“ abdruckten, unterstützt Kretschmann: „Das war etwas völlig anderes, ein radikales Zeichen der Solidarität.“

Auf Distanz bleibt der Ministerpräsident zu Pegida: „In Baden-Württemberg sehe ich keine Notwendigkeit, mit diesen Demo-Anhängern zu reden.“ Er sehe keine Veranlassung, „irgendwelche Pegida-Anhänger einzuladen“. Wenn aber jemand mit ihm reden wolle, werde er sich nicht sperren, sagte Kretschmann, der findet, „auch mit Demagogen müsste man reden“.

Aus diesem Grund fand er auch keine Kritik für Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), der jüngst auf privater Ebene mit Pegida-Anhängern diskutiert hatte und dafür scharfe Kritik aus den Reihen seiner Partei geerntet hatte.