Isabella (links) und Bianca Marten wissen, dass in ihren Disziplinen für beide noch viel möglich ist. Foto: Yavuz Dural

Während die 19-jährige Isabella Marten von den Stuttgarter Kickers an ihrer Dreisprung-Karriere feilt, konzentriert sich ihre 25-jährige Schwester Bianca zunehmend auf auf den Weitsprung und die 100 Meter Hürden. Beide haben aber hohe Ziele.

Degerloch - Eine ähnlich große Überraschung wie vor zwei Jahren in der Ukraine wird es diesmal nicht geben, zumindest ist (noch) nichts dergleichen geplant. Seinerzeit hatten Mutter, Vater und Schwester Bianca spontan die Taschen gepackt und waren nach Donezk gereist, um das nichts ahnende Nesthäkchen Isabella Marten bei dessen erstem großen internationalen Auftritt direkt von der Tribüne aus anzufeuern und zu unterstützen.

Anders als beim elften Platz bei der U18-Weltmeisterschaft wird das Dreisprung-Talent der Stuttgarter Kickers in Ekilstuna nur auf moralische Unterstützung und auf Daumendrücken der Familie von zu Hause in Waiblingen bauen können. Große Ziele hat die ehemalige Absolventin der Merzschule aber auch alleine: Der Sprung unter die besten acht und damit die Endkampfteilnahme soll es bei der U20-Europameisterschaft vom 16. bis zum 19. Juli im Südosten Schwedens schon werden.

Die aktuell gute Form in den USA geholt

Die persönliche Bestleistung von 13,22 Metern, die Isabella Marten erst vor knapp zwei Wochen in Mannheim aufgestellt hat, würde derzeit zu Platz acht in der kontinentalen Bestenliste reichen. Weil aber die Windunterstützung dort etwas zu groß war, stehen offiziell 13,12 Meter in den Rekordbüchern. „Wenn ich meinen Anlauf noch etwas verbessere, dann sind bei jedem Einzelsprung noch zehn Zentimeter mehr und insgesamt, wenn alles passt, sogar 13,50 Meter drin“, sagt die aktuelle Nummer sechs der deutschen Jahresrangliste bei den Damen.

Ihre aktuell gute Form hat sich die deutsche U20-Meisterin und 14. der U20-Weltmeisterschaften des Vorjahres zuletzt in Amerika geholt, wo sie im vergangenen halben Jahr an der Southern Methodist University (SMU) in Texas studiert und Wettkämpfe bestritten hat. „Die Trainingsbedingungen waren nicht optimal, deshalb werde ich für das nächste Semester wahrscheinlich die Universität wechseln. Trotzdem habe ich viel gelernt und mich durch die Wettkämpfe drüben verbessert“, sagt Isabella Marten, die erst vor knapp drei Wochen ins Schwabenland zurückgekehrt ist.

Statt dem Trikot der SMU-Mustangs trägt die 19-Jährige nun wieder das blaue Leibchen der Stuttgarter Kickers und genießt die gemeinsamen Trainingseinheiten mit der sechs Jahre älteren Schwester Bianca. Auch die war noch vor wenigen Jahren eine sehr ordentliche Dreispringerin, mittlerweile konzentriert sie sich aber auf den Weitsprung und die 100 Meter Hürden. Das Ganze mit Erfolg, denn vor Kurzem gewann Marten bei den süddeutschen Meisterschaften der Aktiven in Kaiserslautern in 13,90 Sekunden die Silbermedaille.

„Eigentlich wollte ich mich ja im Weitsprung für die deutschen Meisterschaften qualifizieren, aber da fehlen mir leider 14 Zentimeter zur Norm. Über die Hürden läuft es momentan einfach besser“, sagt die 25-Jährige, die vor zweieinhalb Jahren die Karriere eigentlich schon beendet hatte, dann aber während eines Studienaufenthalts am Manhattan College in New York wieder zurück zum Spaß an der Leichtathletik fand.

Kandidatin für Endlauf-Teilnahme

Mit der in der Pfalz gelaufenen Zeit, hat sich die ältere der beiden Schwestern über 100 Meter Hürden auf Platz 20 der deutschen Jahresbestenliste katapultiert und ist für die nationalen Titelkämpfe in zwei Wochen in Nürnberg eine Kandidaten auf die Endlauf-Teilnahme. Noch wichtiger als der sportliche Erfolg ist für Bianca Marten momentan der Einstieg ins Berufsleben. Nach dem Ende des Studiums hat sie jüngst die Zusage einer fränkischen Sportmarketing-Agentur erhalten und wird im September nach Nürnberg umziehen, wo sie auch die Leichtathletik-Karriere fortsetzen wird.

Regelmäßig sehen werden sich die Schwestern dann vorläufig nur noch über Skype und mehrere tausend Kilometer Distanz, schließlich zieht es auch Isabella im Herbst zurück in die USA, um das Studium (Kommunikation und Journalismus) fortzusetzen. Möglicherweise ja mit einer Medaille von der U 20-Europameisterschaft im Handgepäck.