Der Eingang zur Al-Faruq Omar Moschee in Mannheim Foto: mw

Die Moschee, in der die beiden im Irak festgenommenen Mannheimerinnen gebetet haben sollen, distanziert sich von ihnen. Die Behörden prüfen, wie die Inhaftierten möglichst rasch nach Deutschland überführt werden können.

Mannheim/Stuttgart - Nur ein weißes Schild mit grünen Lettern am Hauseingang gibt einen Hinweis auf die Moschee: „Al-Faruq Omar Center, Islamischer Arbeiterverein e. V.“ ist zu lesen. An diesem Freitag strömen viele Muslime in in die Mannheimer Moschee in der Lortzingstraße 17. Das Gebäude liegt nur wenige Gehminuten von der Alten Feuerwache entfernt, in der Neckarstadt, im Herzen Mannheims. Schwarz gekleidete junge Männer mit Rauschebärten, aber auch Familienväter mit hippem Strohhut und pinkfarbenem Poloshirt, die Töchter an der Hand, kommen zum Gebet.

Nach Informationen aus Sicherheitskreisen haben in der Omar-Al-Faruq-Moschee auch Lamia P.-K. und ihre Tochter Nadia zeitweise gebetet. Sie gehören zu den deutschen Staatsbürgerinnen, die irakische Sicherheitskräfte in der von der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) befreiten irakischen Stadt Mossul festgenommen haben. Deutsche Sicherheitsbehörden haben die beiden Frauen nun identifiziert, die seit etwa zwei Wochen im Irak als mutmaßliche Anhängerinnen der Terrormiliz inhaftiert sind. Vonseiten der Behörden heißt es weiter, die Frauen mit marokkanischen Wurzeln seien in Mannheim gemeldet und wiederholt im Umfeld jener Moschee aufgetaucht, die der salafistischen Szene zugerechnet wird.

Nach Informationen unserer Zeitung sollen Mutter und Tochter seit Jahren in dieser Szene aktiv sein. Und: Das Bundeskriminalamt beabsichtigt, die beiden Frauen aus Mannheim in irakischer Haft zu befragen. Zudem sollen die deutschen Behörden prüfen, wie die Inhaftierten möglichst schnell nach Deutschland überstellt werden können. Nicht bestätigen wollen Ermittler im Gemeinsamen Terrorabwehrzentrum in Berlin, Berichte, nach denen die Frauen als Sittenwächterinnen des IS fungiert hätten. „Das ist allenfalls eine Arbeitstheorie“, sagte ein Fahnder unserer Zeitung. In diesem Zusammenhang prüften die Staatsschützer, ob die Frauen der sogenannten al-Khansaa-Kampfgruppe der Terrororganisation angehört haben könnten.

Niemand will die Frauen gekannt haben

Eine Aufgabe dieser Einheit, sagt Joshua Landis, Professor für Islamwissenschaften an der Universität von Oklahoma, sei es, die Sittengesetze des IS zu überwachen. In den vergangenen Monaten hätten sich aber auch immer wieder Gruppen der al-Khansaa an den Kämpfen um das syrische Rakka und das irakische Mossul beteiligt.

In der Mannheimer Moschee an der Lortzingstraße will niemand die beiden Frauen gekannt haben. „Die Männer wissen nicht, wer bei den Frauen betet“, sagt Hammami Slim. Der Mann gibt sich als einfaches Gemeindemitglied aus, scheint dem Augenschein nach aber keine unwichtige Rolle in der Moscheegemeinde zu spielen. Er verweist auf die Geschlechtertrennung in dem Gotteshaus: Die Männer beten unten und die Frauen im Obergeschoss. Der 34-jährige Mannheimer ist von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet, trägt einen Rauschebart.

Auf die Fragen, ob es sich bei der Al-Faruq-Moschee um eine rückwärtsgewandte Gemeinde handelt, ob es dort Strömungen gibt, die bei der Radikalisierung der beiden Frauen eine Rolle gespielt haben könnten, antwortet er vieldeutig: „Wir sind Sunniten und befolgen nur die islamischen Grundregeln.“ Der Mann fügt hinzu: „Innerhalb des Islams sind wir nicht radikal.“ Von Gewalt distanziert er sich: „Es darf nicht sein, dass jemand Mordanschläge begeht.“ Der junge Imam der Moschee verweigert jede Auskunft, will nicht einmal seinen vollen Namen preisgeben und weist unserem Reporter höflich, aber sehr bestimmt die Tür.

Schon früher Hausverbote für Salafisten

Abdelkader Kallah, seit vielen Jahren Mitglied der Gemeinde und ehrenamtlicher Pressesprecher, eilt daraufhin vor die Tür der Moschee. „Wir kennen diese beiden Frauen nicht, und wir sind froh, solche Leute nicht zu kennen“, wiederholt er gebetsmühlenartig. Der Islamische Staat sei eine Katastrophe, weil er den gesamten Islam in Verruf bringe. Seinen Worten zufolge kommen zum typischen Freitagsgebet rund 300 Gläubige, darunter 30 feste Gemeindemitglieder. Dann platze die Moschee, die nach einem größeren Standort suche, aus allen Nähten.

In den 1990er Jahren als arabische Moschee gegründet, setze sich die Mehrheit der Gemeinde heute anders zusammen: Asylbewerber aus Afrika, Syrien und dem Irak, Konvertiten und Menschen aus Osteuropa besuchen das Haus, erzählt der Pressesprecher. Gepredigt werde sowohl auf Arabisch als auch auf Deutsch. Aber radikal sei seine Moschee keinesfalls, so Kallah. Er räumt aber ein: „Wir haben auch schon Hausverbote gegen Salafisten ausgesprochen.“ Und: „Wir bitten die Polizei, uns Verdächtige zu nennen“, sagt er. Seine Moscheegemeinde wolle ein gutes Zusammenleben.

Am Ende aber will er unseren Reporter lieber doch keinen weiteren Blick in die volle Moschee werfen lassen. „Das wäre unpassend“, so die kurze Begründung. Für einen ordentlich angekündigten Besuchstermin stünde sein Haus aber jederzeit bereit. www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.festgenommene-frauen-aus-baden-wuerttemberg-ermittler-identifizieren-mutmassliche-is-braeute-im-irak.9083b5c2-0223-4bfb-b085-b809e87d4b67.html