Die Angriffe auf Kobane gehen unvermindert weiter. Foto: EPA

Im Kampf um Kobane geben sich die IS-Terrorkrieger auch nach den Waffenlieferungen an die kurdischen Verteidiger nicht geschlagen. Sie verstärken ihre Reihen - und greifen erneut an.

Beirut/Istanbul – Nach ersten Waffenlieferungen für die Kurden in Kobane hat die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ihren Ansturm auf die nordsyrische Grenzstadt verstärkt.

Nach Angaben der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden neue Einheiten der radikalen Islamisten aus den vom IS kontrollierten syrischen Städten Al-Rakka und Dscharabulus abgezogen. Auf kurdischer Seite waren nach Angaben der türkischen Regierung bis Dienstagabend noch keine verbündeten Peschmerga-Kämpfer aus dem Nordirak eingetroffen. Die Türkei hatte am Montag kurdischen Kämpfern aus dem Irak eine Einreiseerlaubnis nach Kobane erteilt.

Die heftigsten Zusammenstöße hat es nach Angaben der syrischen Beobachtungsstelle am Dienstag vor allem im hart umkämpften Ostviertel Kobanes und im Südwesten gegeben. Insgesamt sechs mit Sprengfallen präparierte Autos habe der IS auf Stützpunkte der kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) gesteuert, fügte der Verwaltungschef der Enklave, Anwar Muslim, im Interview mit der dpa hinzu. Alle hätten in sicherer Entfernung zerstört werden können. Seit Montag würden erstmals von US-Flugzeugen per Fallschirm abgeworfene Waffen gegen den IS eingesetzt.

Muslim wollte keine Angaben dazu machen, ob in der Waffenlieferung auch deutsche Waffen enthalten waren, weil es sich um militärische Angelegenheiten handele. "Aber ich will die Gelegenheit nutzen, um Deutschland, den USA und Großbritannien dafür zu danken, dass sie unserem Volk beistehen." In der Nacht zum Montag - rund fünf Wochen nach Beginn der Kämpfe - hatten US-Transportflugzeuge erstmals Waffen und Munition sowie medizinisches Material für die Verteidiger der nordsyrischen Stadt abgeworfen. Die Lieferungen stammen nach US-Angaben von kurdischen Stellen im Irak.

Nach Angaben der syrischen Beobachtungsstelle landete mindestens ein Waffenabwurf in den Händen des IS. Auf einem am Dienstag im Internet hochgeladenen Video zeigen Extremisten zunächst eine auf einem Feld niedergegangene Fallschirmladung. In den dann präsentierten Munitionskisten sind Mörsergranaten zu erkennen.

Türkei lehnt weiter direkte Unterstützung ab

Wann auch kurdische Peschmerga-Kämpfer aus dem Irak in Kobane eintreffen, blieb bis zum Dienstagabend unklar. Außenminister Mevlüt Cavusoglu sagte am Dienstag im türkischen Sender NTV, die Route, die die Kämpfer aus dem Nordirak durch die Türkei nehmen sollten, sei noch nicht beschlossen. Cavusoglu hatte am Montag einen Korridor durch die Türkei für die Peschmerga angekündigt, damit diese die syrischen Kurden bei der Verteidigung von Kobane verstärken. Er hatte aber zugleich weiterhin jede direkte türkische Unterstützung für die syrisch-kurdische Partei PYD ausgeschlossen. Die in Kobane kämpfenden YPG sind die Miliz der PYD, die eng mit der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK verbunden ist.

Der Irak soll nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums zusätzliche Panzermunition und Ausrüstung im Wert von rund 600 Millionen Dollar (470 Millionen Euro) erhalten. Das Außenministerium habe zugestimmt, der Kongress sei unterrichtet. Wie das Verteidigungsministerium weiter erklärte, diene die Lieferung "der nationalen Sicherheit der Vereinigten Staaten" - ein Hinweis, dass die Lieferung vor allem dem Kampf gegen den IS diene.

Auch der Iran hatte seinem Nachbarland weiterhin Unterstützung im Kampf gegen IS zugesichert. "So wie wir von Anfang an den Irak gegen diese Terroristen unterstützt haben, werden wir auch bis zum Ende mit dabei sein", sagte der iranische Präsident Hassan Ruhani bei einem Treffen mit dem irakischen Ministerpräsidenten Haidar al-Abadi am Dienstag.

Britische Drohnen sollen in Syrien Informationen über die Bedrohung durch die Terrormiliz IS sammeln. Die Drohnen sollten "in Kürze" eingesetzt werden, sagte Großbritanniens Verteidigungsminister Michael Fallon am Dienstag.