Der 26-jährige Rasoul Behtash Foto: Cedric Rehmann

Der Iraner Rasoul Behtash ist vor 14 Monaten nach Deutschland geflohen. Im Moment macht er den Bundesfreiwilligendienst und arbeitet mit Behinderten. Im Iran hätte er sein Grafikdesignstudium fast beendet. Jetzt möchte er aber als Pädagoge oder Sozialarbeiter arbeiten. Weil anderen zu helfen, Freude mache, sagt er.

Vaihingen - Eigentlich weiß Rasoul Behtash gar nicht, warum sein Einsatz im Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) etwas Besonderes sein soll. „Mir haben Menschen freiwillig geholfen, seitdem ich in Deutschland bin. Eigentlich ist es doch selbstverständlich, dass ich auch was mache“, sagt der 26-Jährige. Der Sender „Family TV“ ist jüngst sogar im Behindertenzentrum (BHZ) im Fasanenhof vorbeigekommen, um einen Beitrag über den Bufdi aus dem Iran zu drehen.

Als Bufdi bekommt der Iraner nun ein Taschengeld. Er hat aber im BHZ als Ehrenamtler angefangen. „Mir war langweilig in der Flüchtlingsunterkunft, und ich habe eine Möglichkeit gesucht, Deutsche kennenzulernen und die Sprache besser zu lernen“, sagt Behtash. Der junge Mann mit dem modischen Haarschnitt spricht leidlich gut Deutsch dafür, dass er erst vor 14 Monaten deutschen Boden betreten hat. Sein Plan scheint aufgegangen zu sein. Morgens um 8 Uhr fängt seine Schicht an. Bis zum Nachmittag beschäftigt er sich mit den Kindern und Erwachsenen im (BHZ).

Verständigung mit Blicken

Oft gehe es darum, den Behinderten zur Seite zu stehen, wenn sie etwa ihre Arbeiten erledigen oder auch in ihrer Freizeit, erzählt der 26-Jährige. Die Kommunikation laufe oft nonverbal ab. „Das ist für mich das Schönste, dass wir uns oft mit Blicken verständigen können, das ist echt der Hammer“, sagt Behtash. Er verwendet den umgangssprachlichen Ausdruck gern. Die ganze Arbeit im BHZ sei der „Hammer“, die Behinderten, aber auch die anderen Mitarbeiter, sagt er.

Für die Behinderten sei es außerdem völlig unerheblich, dass Rasoul kein Deutscher ist. „Für sie bin ich nur Rasoul“, sagt Behtash. Wenn er von seiner Arbeit erzähle, bekomme er eine Gänsehaut, sagt er. Sein Dienst im BHZ gefalle ihm so sehr, dass mittlerweile auch seine Zukunftspläne auf dem Kopf stehen.

Gegen Regeln verstoßen

Der junge Mann hatte im Iran sein Grafikdesignstudium fast beendet. Dann brach er eine der unumstößlichen Regeln der Islamischen Republik, in der es weder Meinungs- noch Glaubensfreiheit gibt. Er will in der Öffentlichkeit nicht verraten, was genau geschah. „Meine Eltern leben noch im Iran. Ich will sie nicht in Gefahr bringen“, sagt er. Er sei in Lebensgefahr geraten und habe deshalb in Deutschland Asyl bekommen, sagt der Iraner.

Ursprünglich hatte Behtash sich vorgenommen, sein Studium in Deutschland zu beenden und als Grafikdesigner zu arbeiten. Doch dann kam sein Dienst im BHZ und die vielen guten Erfahrungen – und damit ein neues Lebensziel. „Ich möchte Pädagogik oder Sozialarbeit studieren“, sagt er. Im Iran sei es wie anderswo auch. Junge Leute würden von einer Karriere träumen, die Wohlstand verspricht. „Ich habe aber entdeckt, das andere Dinge viel wichtiger sind.“ Dann zitiert er einen alten persischen Spruch: „Die beste Art, sich eine Freude zu machen, ist anderen eine zu machen.“ Mittlerweile sei das sein Lebensmotto geworden. „Ich habe so viel von den Behinderten zurückbekommen“, meint er.

Da steht der junge Mann mit der schicken Frisur vor dem Haus seiner WG an der Betzweiler Straße. In der Hand hält er eine Tasche, weil er in der Stadtbibliothek Bücher ausleihen will. Was motiviert ihn? „Ich finde hier die Freiheit gut und das Soziale. Davon will ich Teil sein“, sagt er.