Irakische Regierungstruppen bereiten eine Gegenoffensive vor. Foto: dpa

Irakische Regierungstruppen bereiten eine Gegenoffensive gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in der westlichen Provinz Anbar vor.

Bagdad/Washington - Irakische Regierungstruppen bereiten eine Gegenoffensive gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in der westlichen Provinz Anbar vor. „Die irakische Regierung hat grünes Licht für den Beginn der militärischen Operation mit Beteiligung der Armee, Freiwilliger und bewaffneter Stämme gegeben“, sagte ein Vertreter der Regierung am Dienstag in Bagdad.

Die Mobilisierung neuer Kräfte für die Gegenoffensive erfolgte knapp eine Woche nach dem Fall von Ramadi, der Hauptstadt der westlich von Bagdad gelegenen, sunnitischen Provinz Anbar. Dass Ramadi zurückerobert werden soll, wurde nicht ausdrücklich erwähnt. Auch gab es zunächst keine Bestätigung über tatsächliche Truppenbewegungen in der Region. Den Plänen zufolge soll die erhoffte Rückeroberung Ramadis nicht nur von der schiitisch dominierten Regierungsarmee bewerkstelligt werden. An den Vorbereitungen beteiligt sind auch schiitische Freiwillige, die in den sogenannten Haschd-Milizen organisiert sind, sowie einzelne sunnitische Stammesmilizen.

Nach Kritik aus Washington hatte es zuletzt auch eine Diskussion über den Zustand der irakischen Armee gegeben. US-Verteidigungsminister Ashton Carter hatte den Streitkräften mangelnden Kampfeswillen bescheinigt. Vizepräsident Joe Biden bemühte sich mit einem Lob über die „enormen Opfer“ und die Tapferkeit der Soldaten um Schadensbegrenzung. Schließlich kündigte der irakische Regierungschef Haidar al-Abadi die Rückeroberung Ramadis „innerhalb von Tagen“ an. Vor den Kämpfen um Ramadi sind nach UN-Angaben mindestens 25 000 Menschen geflüchtet.

Die USA müssten ihre Militärmacht auf breiter Ebene einsetzen, sagte der republikanische Senator John McCain in Washington. „Wir brauchen eine robuste Strategie. Wir brauchen mehr Truppen auf dem Boden. Wir brauchen Spezialstreitkräfte.“ McCain ist mit seiner Kritik nicht allein. Mit Ausnahme Rand Pauls rasselt das gesamte Feld der republikanischen Präsidentschaftsbewerber kräftig mit den Säbeln und gelobt, sich stärker als Amtsinhaber Brack Obama gegen den Islamischen Staat zu engagieren.

Verteidigungsminister Carter zeigte sich offen für mehr Luftangriffe und eine Bewaffnung verbündeter Sunniten- und Kurdenstämme. Bei einem entschiedenen Nein bleibt es dagegen zu der Forderung, Bodentruppen zurück in den Mittleren Osten zu schicken.

Beobachter warnen, die wachsende Bedeutung der Milizen könne die Spannungen zwischen Schiiten und Sunniten verstärken. Befeuert werden diese Befürchtungen durch den Namen, den die schiitischen Milizen der geplanten Offensive gegeben haben: „Labaik Ja Hussein“. Mit dem Slogan wird ein Enkel des Religionsgründers Mohammed geehrt, der im siebten Jahrhundert in der Schlacht gefallen war, in deren Folge sich die Muslime in Schiiten und Sunniten spalteten.

Die Provinz Anbar wird mehrheitlich von Sunniten bewohnt, auch der IS gehört der sunnitischen Strömung an. Die schiitischen Milizen werden vom Iran unterstützt. Der Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden, Kassem Soleimani, wies die Kritik der USA an der irakischen Armee zurück. Die Amerikaner würden eine echte Konfrontation mit dem IS scheuen, erklärte er mit Blick auf die Weigerung der USA, Bodentruppen einzusetzen.