Bekommt die Stadt ein Grünes Hochhaus? Die Zeichen stehen derzeit eher schlecht für das Projekt: der letzte Investor ist abgesprungen. Foto: Pascal Thiel

Mit der GWG Gruppe Stuttgart zieht sich der letzte verbliebene Investor für das Grüne Hochhaus in Waiblingen zurück. Die Verwaltung führt nun Gespräche mit einem anderen Interessenten.

Waiblingen - Ein unliebsames Déjà-vu-Erlebnis für die Stadt Waiblingen: nachdem sich Anfang März der Winnender Investor Projektbau Pfleiderer aus dem Wettbewerbsverfahren um den Bau eines begrünten Hochhauses auf der Korber Höhe zurückgezogen hat, hat nun wenige Wochen später die GWG Gruppe Stuttgart als letzter verbliebener Kandidat hingeworfen. Als Begründung für seinen Ausstieg nennt der Investor in einer Presseerklärung mit der Verwaltung die fehlende breite Unterstützung des Gemeinderats.

Er sei „überrascht und erstaunt“ über die Entscheidung gewesen, sagte am Donnerstag der Oberbürgermeister Andreas Hesky. Er betonte, er könne die Besorgnis und Fragen aus dem Gemeinderat „angesichts der Situation in der Nachbarstadt“ – Stichwort: Gewa-Tower – verstehen, selbst wenn da „Äpfel mit Birnen verglichen“ würden.

Hesky: Quereinstieg unproblematisch

Gleichwohl sei er nach wie vor überzeugt von der Idee eines ökologischen Hochhauses. Deshalb führe die Verwaltung bereits erste Gespräche mit einem anderen Investor, den die GWG Gruppe ins Gespräch gebracht habe. „Wir wissen noch nicht, ob das passt“, sagte Hesky im Hinblick auf den potenziellen Kandidaten, der ebenfalls in der Region ansässig sein soll. Nähere Angaben zum Investor wollte er nicht machen. Dessen möglichen Quereinstieg sieht Hesky als unproblematisch. Dass ein Investor den Platz eines anderen übernehme, sei in der Finanzwelt üblich.

Alfonso Fazio, der Fraktionsvorsitzende der Alternativen Liste (Ali), beurteilt das anders: „Das Verfahren ist abgeschlossen. Also gehören eine neue Ausschreibung und ein neues offenes Verfahren her.“ Man müsse auch überlegen, wieso der potenzielle neue Kandidat sich nicht bereits in der ersten Runde beteiligt habe und warum die zwei Investoren abgesprungen seien. „Solche Vorhaben werden immer einen Disput im Gemeinderat auslösen, das muss man als Bewerber ertragen.“

Kasper: skeptischer denn je

Auch Siegfried Kasper, der CDU-Fraktionsvorsitzende, sagt: „Mehrheiten muss man sich erkämpfen. Ein Bauträger kann nicht verlangen, dass der ganze Gemeinderat hinter einem Projekt steht.“ Es sei die Pflicht des Gremiums, Fragen zu stellen, damit man nicht ein Dilemma wie in Fellbach erlebe: „Wir wollen keine Bauruine fabrizieren.“ Er selbst stehe dem Hochhaus nach dem Ausscheiden der GWG Gruppe „skeptischer denn je gegenüber“ und sei gespannt, was da nun komme.

Er könne die Entscheidung der Investoren durchaus nachvollziehen, sagt Wilfried Jasper, der Vorsitzende der DFB-Fraktion. „Es ist leider so, dass im Waiblinger Gemeinderat diesbezüglich relativ viel Uneinigkeit herrscht.“ Seitens seiner Fraktion sei man sehr überrascht gewesen, welche Frage da zuletzt plötzlich wieder aufgetaucht seien. „Wir hatten unsere Fragen vorher abgeklärt.“ Mit einem neuen, bisher unbekannten Investor müsse auf jeden Fall intensiv geredet werden: „Ich sehe noch Chancen für das Projekt, wie groß die sind, weiß ich nicht.“

Zweifel am ökologischen Wert

„Ich bedauere die Entscheidung, denn ich halte das Grüne Hochhaus für eine attraktive Sache und eine große Chance für Waiblingen“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Roland Wied. Seine Fraktion werde das Projekt wohl weiterhin mittragen. Die Absage habe sie überrascht, sagt Julia Goll (FDP). Ihre ablehnende Haltung habe nur mit Zweifeln daran zu tun, dass das Haus auf längere Sicht ökologisch wertvoll sei. „Meine Frage nach der Ökologie blieb bisher unbeantwortet.“ Sollte diese befriedigend geklärt werden, könne sich dies ändern – auch unter anderen Investoren.