China, USA oder doch Mexiko, Diesel oder Elektro? Die Autoindustrie zögert. Foto: Daimler

Die Investitionen der Autoindustrie sind 2016 eingebrochen, die Branche wartet sinnvollerweise ab, wo der Weg hingeht, meint unser Korrespondent Klaus Dieter Oehler

Frankfurt - Die Zahlen sprechen für sich. Nachdem fünf Jahre lang die Investitionen der weltweiten Automobilindustrie stetig gestiegen waren, sind sie im vergangenen Jahr um fast 70 Prozent abgerutscht. Auch die Zahl der Ankündigungen neuer Projekte für die nächsten Jahre sank um mehr als 45 Prozent. Das ist allerdings in dieser Branche alles andere als ein Alarmsignal. Zum einen wird es noch drei bis fünf Jahre dauern, bis die 2015 angekündigten Investitionen auch umgesetzt sind. Zum anderen werden die Hersteller diese Zeit nutzen, um sich über die Zukunft des Autos mehr Klarheit zu verschaffen. Der Dieselskandal hat zu einem politischen Umdenken geführt. Nicht nur Volkswagen muss darunter leiden, sondern alle Anbieter müssen sich überlegen, ob der Diesel, der Benziner oder doch der Elektromotor die besten Aussichten hat, der Branche das Überleben zu sichern.

Hinzu kommt, dass sich auch der politische Wind dreht – lohnt es sich unter einer US-Regierung von Donald Trump noch, ein Werk in Mexiko zu bauen, um den US-Markt zu beliefern? Für Investitionsentscheidungen, die viele Jahre oder gar Jahrzehnte Bestand haben sollen, ist es aber wichtig zu wissen, welche Motoren und Modelle auf welchen Anlagen an welchen Standorten produziert werden sollten.

Politischer Wandel

Klar ist, dass die entwickelten Länder auf keinen Fall auf die errungene Mobilität verzichten werden. Aber nun kann man, wie dies zumindest bei General Motors in den USA offenbar der Fall ist, vorerst darauf setzen, die herkömmlichen Autos in den Ländern zu verkaufen, die noch nicht so weit entwickelt sind, in China, Indien, Südamerika oder auch irgendwann in Afrika. Oder man kann auf technologische Neuheiten setzen - so wie dies die deutschen Premiumanbieter wie BMW, Daimler oder Audi immer getan haben.

Überkapazitäten

Wo der Weg hingeht, wie weit auch die Kunden bereit sind, neue Wege zu gehen, wird sich erst in einiger Zeit zeigen. Daher ist es nicht nur verständlich, sondern auch vernünftig, dass sich die Autokonzerne vorerst mit Investitionen zurückhalten – Überkapazitäten gibt es jetzt schon. Und nach Jahren des starken Wachstums werden die Regionen immer dünner, in denen der Wohlstand so stark zulegt, dass sich auch die Autobauer große Absatzchancen ausrechnen können.