Claudia Kempinski von der Caritas Foto: privat

In den städtischen Kitas in Korntal-Münchingen gibt es bald Erziehungskurse. Claudia Kempinski kennt das Programm als Trainerin.

Korntal-Münchingen - - Wie löst man Konflikte in der Familie, warum streitet man immer wieder über das Essen, und wie läuft es endlich harmonisch? Das in den 1980er Jahren in Australien entwickelte Programm Triple P – kurz für „Positive Parenting Program“, auf Deutsch positives Erziehungsprogramm – unterstützt Eltern bei der Erziehung. In den städtischen Kitas in Korntal-Münchingen werden von Herbst an Kurse angeboten. Die Trainerin Claudia Kempinski erklärt, wie damit ein besseres Miteinander erreicht werden soll.
Ratgeber zur Erziehung gibt es viele. Wo setzt das Triple-P-Programm an?
Triple P ist ein präventives System zur Unterstützung von Eltern, das verhaltensbezogenen und emotionalen Problemen bei Kindern und Jugendlichen vorbeugen soll. Der Fokus wird auf positives Verhalten gelenkt, das möglichst oft gelobt werden soll. Es geht darum, Erziehungskompetenz und Selbstbewusstsein der Eltern zu stärken. Erziehungsstress soll abgebaut und die Konflikte in einer Familie sollen reduziert werden. Und es geht darum, Eskalationsfallen zu reduzieren.
Was ist damit gemeint?
Ein Beispiel: ein Kind schreit so lange, bis es doch die Gummibärchen bekommt. Aber es kommt auch umgekehrt vor, dass Eltern schreien müssen, bis die Kinder reagieren. Solche Fallen gibt es in allen Familien.
Wie kann man in solchen Fällen reagieren?
Etwa, indem man eine Anweisung wiederholt, und es sonst Konsequenzen gibt – eine logische, zeitnahe Konsequenz, zum Beispiel eine stille Zeit.
Lässt sich Eskalation verhindern?
Eskalation wird ein Problem, wenn sie sich verfestigt. Darüber zu erziehen geht nicht gut. Wir üben solche Situationen im Rollenspiel, die Eltern sind mal in der Rolle des Kindes, mal in der der Eltern. Sie ertappen sich dabei manchmal selbst. Das sind dann die besten Effekte.
Das Programm basiert auf positiver Verstärkung. Das heißt, Verbote gibt es nicht?
Es gibt Konsequenzen. Wenn ein Kind am Tisch sitzt und mit dem Essen spielt, gibt es die Anweisung „Hör auf, mit dem Essen zu spielen, iss ordentlich“. Wenn das Kind nicht reagiert, nimmt man das Essen weg, dann gibt es noch eine zweite Chance. Ziel ist es, dass die Kinder wissen, dass Mama und Papa in bestimmten Situationen immer gleich reagieren.
Fällt es den Eltern denn schwer, im Alltag so konsequent zu bleiben?
Die erste Schwierigkeit ist es, die positive Sprache zu lernen. Wir haben gelernt, auf das Negative zu schauen: „Mach das nicht“, „hör auf“. Die Eltern sollen sich auf das fokussieren, was ihr Kind gut kann, und loben: „Klasse, dass du dein Zimmer aufgeräumt hast“, „toll, dass du die Spülmaschine ausgeräumt hast“. Das ist ein Prozess, der Übung erfordert. In Erziehungsroutinen zu kommen fällt Eltern manchmal schwer.
Ein Kurs findet vor allem in der Gruppe statt. Warum?
Die Eltern profitieren davon, weil sie feststellen, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine sind. Es gibt aber auch Einzelberatung. Da sind dann auch Hausbesuche vorgesehen, aber nicht à la Supernanny.
Ab welchem Alter der Kinder hat die Teilnahme bei Triple P Sinn?
Je früher, desto besser. Sinnvoll ist es zwischen zwei und zwölf Jahren. Wenn man das Gelernte in den Alltag integriert, kann man vieles verhindern.