Joachim Llambi wurde als „Let’s dance“-Juror bekannt Foto: Pressefoto Baumann

Der „Let’s dance“-Juror Joachim Llambi spricht über die German Open Championships in Stuttgart, Tanzmuffel und sein Image als harter Hund.

Stuttgart - Herr Llambi, eine beliebte Aussage von Tanzmuffeln ist: „Das kann ich halt nicht.“ Lassen Sie diese Ausrede gelten?
Nein. Jeder kann sich zu Musik bewegen. Der eine besser, der andere schlechter, das ist dann vielleicht nicht so schön, für die Zuschauer. Auch das Klischee, dass Frauen besser tanzen als Männer, stimmt nicht. Es gibt tatsächlich untalentierte Frauen. Spaß am Tanzen kann aber jeder haben – vorausgesetzt, er ist bereit, sich zu öffnen und loszulassen. Wenn jemand von vorneherein bockt, dann bringt es aber nichts, ihn zu zwingen.
Könnte ein Besuch bei den German Open Championships Lust aufs Tanzen machen?
Das hier ist Spitzensport. Was die Paare zeigen, das kann man nicht mal eben nachmachen. Da muss man eher aufpassen, dass es einem nicht zu viel Respekt einflößt. Aber es ist sehenswert. Auch für den Laien . . .
. . . für den die Entscheidungen der Wertungsrichter aber meist nicht nachvollziehbar sind.
Das müssen sie ja auch nicht. Man sollte sich einfach dem Schönen hingeben und es genießen. Beim Tanzen wird der sportliche Wettbewerb mit purer Unterhaltung kombiniert. Das ist doch das Schöne daran.
Wie wichtig ist das Stuttgarter Turnier für den Tanzsport in Deutschland?
Das ist die wichtigste und mit Abstand größte Tanzveranstaltung – nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt. Hier trifft sich die komplette Szene – Tänzer, Trainer, und Funktionäre, alle sind da.
Seit Sie als „Let’s Dance“-Juror deutschlandweit bekannt sind, ist Ihr Terminkalender voll. Die GOC aber sind ein Pflichttermin?
Schon allein, weil ich als Direktor für die Profis in Deutschland zuständig bin. Außerdem ist hier immer schönes Wetter, und Stuttgart ist eine schöne, gemütliche große Kleinstadt. Da passt doch alles zusammen.
Hätten Sie geglaubt, dass „Let’s Dance“ – die Show, bei der Prominente zu Tänzern werden – Sie selbst zum Promi macht?
Ich dachte, wir machen ein, zwei Staffeln, und das war’s. Jetzt gehen wir in die siebte Staffel. Es freut mich, dass das Tanzen dadurch so eine mediale Präsenz hat. Auf der anderen Seite ist der Llambi plötzlich eine Person des öffentlichen Lebens. Dadurch bekomme ich viele Aufträge und, ja, ich kann auch ein bisschen Geld verdienen.
Ihren Vollzeit-Job als Börsenmakler haben Sie mittlerweile aufgegeben.
Ich gebe jetzt zumindest nicht mehr den permanenten Börsen-Parkett-Heinz, aber ich bin börsentechnisch immer noch viel unterwegs, mit Moderationen und Vorträgen.
Sie nehmen bei der Bewertung der Prominenten kein Blatt vor den Mund. Verfolgt Sie Ihr Image als harter Hund?
Ich habe schon immer ganz ehrlich gesagt, was ich denke. Es gibt schließlich genug Leute, die auf der einen Seite „Hallöchen-Popöchen“ sagen, und: „Nett, dich zu treffen“. Und wenn du dich umdrehst, musst du aufpassen, dass du nicht einen Tritt irgendwohin bekommst. So einer war ich nie. Bei mir weiß jeder, woran er ist. Und die Leute akzeptieren Ehrlichkeit, wenn sie mit Fachkenntnis gekoppelt ist. Die Deutschen sind ein sehr korrektes Völkchen. Wenn es um Regeln und um Geld geht, muss alles stimmen. Und da ist der Llambi der Richtige dafür.
Haben Sie auch Mitleid mit den Kandidaten?
Warum sollte ich? Die machen das freiwillig und bekommen noch Geld dafür. Ich habe eher Respekt, teilweise sind die Leistungen toll. Es gibt aber auch welche, die nichts können. Und die müssen meine Kritik ertragen. Lobhudelei gibt es bei mir nicht.
Was macht mehr Spaß, Promis zu kritisieren oder die Perfektion bei den GOC zu genießen?
Beides macht Spaß. Bei den einen weiß man: Die können eigentlich nichts und erreichen dann eine Menge. Und hier in Stuttgart ist es toll, die Entwicklung von jungen Paaren zu sehen, die plötzlich vorne mit dabei sind.
Ärgert es Sie, dass Tanzen abseits von „Let’s Dance“ ein Schattendasein fristet?
Tanzen ist eine Randsportart. Wir können froh sein, dass wir überhaupt so ein mediales Interesse haben. Wenn ich sehe, wie viele olympische Sportarten fast gar keine Aufmerksamkeit bekommen. Ringen, Judo oder Tischtennis. Wer kennt schon den Bronzemedaillengewinner im Tischtennis?
Sie?
Er heißt Owtscharow – aber das wissen wenige. Und Tischtennis ist ja nun wirklich eine der bekannteren Sportarten. Wir können uns also bestimmt nicht beklagen.
Spürt das deutsche Tanzen eigentlich einen „Let’s Dance“-Effekt?
Die Deutschen gehen seit zig Jahren gerne tanzen. So ein Effekt ist in Tanz-Entwicklungsländern größer. Aber die deutschen Tanzschulen merken schon, dass die Sendung ein neues Bewusstsein schafft. Jemand, der früher mal getanzt hat, sagt dann vielleicht: „Komm, lass uns das noch mal machen.“ Und das freut mich sehr.