Primark-Chef Wolfgang Krogmann vor der Filiale im Einkaufszentrum Milaneo. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Primark steht wegen seiner aggressiven Preispolitik häufig in der Kritik. Warum die Menschen trotzdem dort einkaufen, erklärt Geschäftsführer Wolfgang Krogmann im Interview.

Stuttgart - Herr Krogmann, sie eröffnen im Dezember mit Primark auf der Königstraße. Warum zwei Filialen in Stuttgart?
Wir hatten von Anfang an den Plan, zwei Filialen in Stuttgart zu eröffnen. Die Filiale im Einkaufszentrum Milaneo bleibt auch nach der Eröffnung auf der Königstraße erhalten. Das ist eine unserer umsatzstärksten Geschäfte in ganz Deutschland.
Sie sind eines der wenigen Modeunternehmen, welches komplett ohne Onlineshop auskommt. Liegt die Zukunft des Handels nicht im Netz?
Wir haben uns entschieden, unser gesamtes Knowhow in den stationären Handel zu stecken. Das heißt aber nicht, dass wir online nicht aktiv sind. Wir sind sehr stark in den sozialen Medien unterwegs und haben weltweit über zehn Millionen Follower. Unser Geschäftsmodell basiert aber auf sehr günstigen Preisen. Und das geht nur mit einer sehr engen Kalkulation. Würden wir jetzt online verkaufen und müssten Retouren und ähnliches mit bezahlen, würde sich das nicht rechnen.
Aufgrund dieser aggressiven Preispolitik und der Arbeitsbedingungen steht Primark regelmäßig in der Kritik. Behandeln Sie ihre Mitarbeiter denn schlechter als Ihre Mitbewerber?
Sie müssen wissen, wir haben keine eigenen Fabriken. Und 97 Prozent der Hersteller, die wir beauftragen, teilen wir uns mit anderen Modemarken – teilweise sind das Namen aus dem Luxussegment. Wenn aber gegen die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie protestiert wird, dann wird vor unserer Tür protestiert. Davon versprechen sich die Demonstranten die meiste Aufmerksamkeit. Wichtig ist, unsere Kunden haben einen sehr differenzierten Blick. Die wissen, Primark ist eines von vielen Textilunternehmen. Und sie wissen, dass wir uns dazu erklären, wie die Ware produziert und wo die Rohstoffe beschafft werden.
Macht es die Arbeitsbedingungen in der Textilproduktion in Fernost besser, dass alle Unternehmen dort zu Billiglöhnen produzieren lassen?
Unsere Kunden wissen, dass es nicht allein unsere Aufgabe ist, diese Situation zu verbessern. Das ist die Aufgabe der gesamten Textilbranche. Wir haben aber verstanden, dass wir über diese Themen sprechen müssen und wir sind dialogbereit für alle, die uns darauf ansprechen. Gemeinsam mit Gewerkschaften, Regierungen, NGOs und Wettbewerbern versuchen wir über unseren eigenen Einflussbereich hinaus positive Veränderungen zu bewirken.
Bedienen sie mit T-Shirts für fünf Euro ein Bedürfnis Ihrer Kunden oder sind die Menschen schlicht nicht bereit, mehr für Mode auszugeben, auch wenn das Produkt nachhaltig hergestellt wäre?
Wir sind davon überzeugt, dass unsere Kunden nicht ohne Weiteres einen höheren Preis bezahlen würden. Doch um dem Bedürfnis nach fair hergestellter Ware nachzukommen, produzieren wir einzelne Artikel inzwischen aus umweltschonend angebauter Baumwolle. Unser Ziel ist es, diese Art der Herstellung Schritt für Schritt auf immer mehr unserer Produkte zu übertragen. Das ist aber eine sehr langfristige Aufgabe. Und: Wir arbeiten langfristig mit unseren Produzenten zusammen. So können wir langfristig Verbesserungen erwirken.