Matthias Matschke die Szene des toten Uwe Barschel in der Badewanne akribisch nachgestellt Foto: ARD Degeto/Stephan Rabold

Matthias Matschke ist vor allem als Comedian bekannt. Im ARD-Drama „Der Fall Barschel“ schlüpft er in eine etwas andere Rolle. Im Interview spricht er über seine Rolle als Uwe Barschel und eine schwierige Szene in der Badewanne.

Es war einer der größten Politskandale in der Geschichte der Bundesrepublik. Knapp 30 Jahre später ist „Der Fall Barschel“ der ARD (Samstag/20.15 Uhr) ein fast dreistündiges TV-Drama wert.
Herr Matschke, die Barschel-Affäre hat 1987 die Bundesrepublik bewegt. Welche Erinnerungen haben Sie daran?
Sehr intensive Erinnerungen, weil das meinen Glauben an Aufrichtigkeit in der Politik nachhaltig erschüttert hat. Ich war damals noch auf der Schule, stand kurz vor dem Abitur und habe plötzlich gemerkt, dass es mit der Integrität einzelner Politiker, aber auch anderer Beteiligter nicht weit her ist.
Das Bild vom toten Barschel in der Badewanne ist unauslöschlich ins kollektive Gedächtnis gebrannt. Wie war es, diese Szene zu spielen?
Da wurde mit großer Akribie gearbeitet, Barschels Krawatte wurde sogar noch einmal umgefärbt, weil sie nicht hundertprozentig mit dem Original übereingestimmt hat. Die Haltung der Hände wurde zentimetergenau nachgestellt und so weiter. Wir haben uns ganz bewusst um eine größtmögliche Korrektheit bemüht und uns damit auch eine gewisse Freiheit erkauft. Damit meine ich, dass wir das, was man von der ganzen Geschichte weiß, korrekt abgebildet haben, um die vielen Lücken, die man nicht kennt, mit der größtmöglichen Souveränität fiktional schließen zu können.
Ging Ihnen die Szene an die Nieren?
Das war schon eine komische Erfahrung. Wir haben die Szene im Studio gedreht, also ganz normaler Drehalltag, könnte man meinen. Aber als ich dann da so in der Wanne lag, fühlte es sich für mich schon so an, dass ich die letzten Minuten im Leben eines Menschen darstelle, und das kannte ich in dieser Form so nicht. Ich bin auf der Bühne zwar schon viele Tode gestorben, aber diesmal war es doch etwas Besonderes. Man ist mit sich allein, das Wasser ist um einen rum, und man denkt sich: Vor knapp 30 Jahren lag jemand in der Wanne und hat seine letzten Züge getan. Das hat mich in dem Moment voll erwischt, das kann man nicht einfach wegdrücken.
Man kennt Sie ja hauptsächlich als Comedian.
Das mag vielen so vorkommen, aber ich habe auch schon viele ernsthafte Rollen vor dieser Arbeit gespielt, ob am Theater oder im Film. Die Mitwirkung in so wunderbaren Formaten wie „Pastewka“ hat sicherlich zu einer gewissen Popularität beigetragen, das stimmt schon. Aber es war nie so, dass ich nur Comedy gemacht hätte. Ich werde oft angesprochen auf meine Arbeit in der Krimireihe „Helen Dorn“, und ich bin gespannt, wie die Zuschauer auf meine Arbeit als Kommissar in den „Polizeiruf 110“-Krimis aus Magdeburg reagieren werden. Und gerade am Theater habe ich die verschiedensten Rollen gespielt – von saukomisch bis tiefernst.
Sie treffen im Film die merkwürdige Sprechweise Barschels sehr genau. Wie haben Sie sich die angeeignet?
Das war in einer sehr dunklen Ecke meiner Erinnerung noch aufbewahrt, und als man mir die Rolle antrug, waren mir zuerst wieder diese näselnde Stimme und Barschels besonderer Sprechgestus präsent. Das hatte mich sofort wieder. Um mir das richtig anzueignen, habe ich mir ganz viele Videos von ihm angeschaut. Wer so spricht, sucht nach Rechtfertigung und hat sich dafür eine bestimmte Sprechtechnik angeeignet – aber so sperrig, als hätte er sie im VHS-Kurs gelernt. Barschel hat ja in der Tat auch Rhetorik-Kurse gemacht. Man konnte bei ihm aber auch ganz stark heraushören, dass er Jurist war, diese Überkorrektheit fällt sofort auf.
Müssen Sie eine Figur mögen, um sie spielen zu können?
Nein, das ist nicht nötig. Ich als Schauspieler denke nicht in der Kategorie von mögen oder nicht mögen. Es geht mir vielmehr darum, einen Menschen mit vielen Eigenschaften darzustellen, mit denen ich mich intensiv beschäftige. Wenn man die Sache so betrachtet, ist das eine unheimliche Befreiung, weil man sonst eine Verpflichtung eingeht, die überhaupt nicht notwendig ist.
Ist Barschel für Sie Schurke oder Opfer in dem Stück?
Lassen Sie es mich so sagen: Er ist ein ehrgeiziger Mensch, der an seinem Anspruch zerbricht.
Und die Kardinalfrage: War es Selbstmord oder Mord?
Das weiß ich nicht. Ich habe zu dieser Frage zwar eine Meinung, aber die werde ich nicht verraten.

„Der Fall Barschel“, ARD, Samstag, 20.15 Uhr