Die Broschüre setzt auf leicht verständliche Bilder. Foto: LRA

Mit der im Schwarzwald-Baar-Kreis entwickelten Broschüre „Ankommen in Deutschland“ will auch der Landkreis Böblingen künftig Flüchtlingen, die in den Gemeinschaftsunterkünften des Landkreises leben, die Möglichkeit geben, sich einfach über Regeln und Werte in der hiesigen Gesellschaft zu informieren.

Der Landkreis Böblingen verteilt an Flüchtlinge in den Gemeinschaftsunterkünften des Kreises die Broschüre „Ankommen in Deutschland“. Sie soll über hier geltende Werte und Regeln informieren. Über die Broschüre spricht Caroline Montfort Montero, die Integrationsbeauftragte des Kreises Böblingen.
Frau Montfort Montero, welche Erwartungen verbindet die Kreisverwaltung mit der Broschüre, die an alle in den Gemeinschaftsunterkünften des Landkreises lebenden Flüchtlinge verteilt werden soll?
Wir glauben, dass die Broschüre ein gutes Produkt ist, mit dem vermittelt wird, welche Regeln und Werte bei uns gelten, wie Toleranz und Gleichberechtigung gelebt werden kann und soll. Aber auch, was zu Missverständnissen in bestimmten Situationen führen kann, wird aufgezeigt. Die Idee des Comics ist dabei von Vorteil, denn es wird ohne Worte und leicht nachvollziehbar deutlich gemacht, welche Chancen und Strukturen es gibt. Das Heftchen soll zu Gesprächen anregen, auch zu einem intensiven Austausch mit den Sozialbetreuern führen. Wir glauben, dass die Publikation ein gutes Instrument ist, um wichtige Werte und Regeln wie Toleranz, Gleichstellung, aber auch die Aufgaben der Sozialbetreuer und Heimleiter zu vermitteln.

Böblingen -

Gab es aktuell einen konkreten Anlass oder bestimmte Probleme, weshalb sie gerade jetzt herausgeben wird?
Einen konkreten Anlass gab es nicht, aber für eine solche Broschüre ist es nie zu spät. Der Zeitpunkt ist aus meiner Sicht jetzt sogar genau richtig, in dieser etwas ruhigeren Phase.Die Broschüre aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis, die wir künftig einsetzen, hat sich bewährt und spricht für sich. Sie ist nicht textlastig und international verständlich. Das ist wichtig, um alle Menschen in den Unterkünften erreichen zu können und an einen Tisch zu bringen.
Die Broschüre wurde ja vom Schwarzwald-Baar-Kreis entwickelt und herausgegeben. Wurde sie für den Landkreis Böblingen überarbeitet und angepasst?
Nein, die Inhalte sind so übernommen worden, wie sie waren. Denn alle Situationen, die hier behandelt und beschrieben werden, sind universell. Egal ob es um die Themen Gleichbehandlung, Rolle von Frau und Mann oder Religionsfreiheit geht. Oder ob es darum geht, bei Arztbesuchen die erforderlichen Papiere mitzubringen oder Termine einzuhalten. Das Heftchen ist in einer sehr gelungen, ansprechenden Art gestaltet und macht Lust, sich darauf einzulassen.
Wie viele Asylsuchende sind derzeit in den Unterkünften des Kreises untergebracht?
Aktuell haben wir rund 3100 Flüchtlinge mehrheitlich aus Syrien, dem Irak, dem Iran und aus Afghanistan. Sie sind auf 43 Unterkünfte im Landkreis verteilt.
Wo sehen Sie in der Zukunft die großen Herausforderungen für den Kreis, bei der Betreuung und Integration von Flüchtlingen?
Kinder und Jugendliche können die hier vorhandenen Bildungsangebote nutzen, wie beispielsweise die Vorbereitungsklassen zum Spracherwerb. Aber es ist wichtig, dass wir den Erwachsenen vermitteln, welch gutes System wir mit der dualen Berufsausbildung mit mehr als 350 Berufen und vielen Qualifizierungsangeboten haben. Wir haben hier als wirtschaftsstarker Landkreis nicht nur viel Potenzial, sondern glücklicherweise auch viele engagierte Arbeitgeber, die sich einbringen. Die Idee ist, perspektivisch zu denken und aufzuzeigen, welche Chancen es hier gibt. Nachhaltige Integration funktioniert dann, wenn jemand einen Arbeitsplatz hat. Dann kann das Gefühl entstehen, ich bin hier angekommen, ich kann für mich selbst sorgen, ich bin Teil der Gesellschaft. Nicht zuletzt das neue Integrationsgesetz hat hier Neuerungen geschaffen, die zum Beispiel bei der Aufnahme und Beendigung einer Berufsausbildung Sicherheit geben. Es muss uns gelingen, die Kompetenzen und Fähigkeiten, die die Menschen mitbringen, richtig einzusetzen.