Ökolandbau und konventionelle Landwirtschaft sollten verschmelzen, sagt Christian Meyer. Foto: dpa

Niedersachsen ist Heimat vieler Agrarfabriken – sein Landwirtschaftsminister kämpft dagegen an.

Hannover -

Niedersachsen gilt als bevorzugter Standort für Tierfabriken: Landwirtschaftsminister Christian Meyer in Hannover kämpft dagegen an.
Herr Minister Meyer, was haben Sie in drei Jahren Amtszeit für das Tierwohl bewirkt?
In Niedersachsen ist die Schweine- und Hühnerhaltung in absoluten Zahlen rückläufig, nur die Rinderhaltung hat wegen der Milchproduktion zugenommen. Wir sind Vorreiter bei Bio-Eiern geworden, jedes zweite Bio-Ei kommt aus Niedersachsen. Bei den Freilandhühnern haben wir einen Zuwachs um 30 Prozent. Aus Hannover kommt der Vorstoß, Schnäbel von Hühnern nicht zu kürzen. Das Verbot des Schnabelkürzens soll Ende 2016 in Niedersachsen verpflichtend gelten. Wir steuern das mit Förderung und Auflagen.
Wie läuft ihr Programm gegen das Kürzen von Schweineschwänzen und ihre Meldestelle gegen Tierquälerei in der Agro-Industrie?
Wir zahlen 16,50 Euro pro erhaltenen Ringelschwanz. Mit dem Programm sind wir im zweiten Jahr, mehr als 150 000 Tiere bei überwiegend konventionellen Bauern profitieren davon – die von Biolandwirten ja sowieso. Es ist ein Einstieg. Die Meldestelle hat mehrere Dutzend Anzeigen erhalten, einige Missstände wurden aufgedeckt.
Die Mittel im Fonds der Initiative Tierwohl reichen nicht aus – was ist zu tun?
Der Zuschuss müsste auf sechs bis acht Cent pro Kilo Fleisch erhöht werden. Auch staatliche Gelder könnten dort hineinfließen. Wir sollten die Agrarsubventionen umschichten. Landwirte sind bereit für Veränderungen, aber es muss sich lohnen.
Ist es eine Utopie zu glauben, die deutsche Landwirtschaft könne auf „Öko“ umstellen?
Es wäre gut, konventionelle und ökologische Landwirtschaft näherten sich an. Die Biobauern könnten Techniken einführen und präziser arbeiten, um die Produktion zu erhöhen, konventionelle Landwirte sollten das Kreislaufdenken übernehmen. Ich glaube an eine Verschmelzung der Sparten. Aber der Ausstieg aus der Massentierhaltung muss vollzogen werden. Wir haben in der Tierhaltung Obergrenzen bis zu denen wir Ställe fördern: 1500 bei Schweinen, 300 bei Kühen, 15 000 bei Hühnern.
Unsere Bauern im Südwesten sind im Nachteil gegenüber Großbetrieben in Nordost.
Baden-Württemberg könnte von der grünen Agrarwende profitieren, es hat eine höhere Bio-Produktion als andere Länder. Der Markt für Bio-Agrarprodukte wächst jedes Jahr um zehn Prozent. Wir müssen immer noch Bio-Fleisch und bis zu 37 Prozent der Bio-Milch importieren, weil es nicht genug gibt. Mehr deutsche Öko-Produktion könnte das Potenzial ausschöpfen.