Kinder sollten unbedingt sicheres Surfen lernen. Foto: dpa

Andrea Wardzichowski vom Chaos Computer Club hat in der Stadtbibliothek gesprochen. Ihr Thema: wie können Eltern ihren Kindern sicheres Surfen vermitteln?

S-Mitte - Ach, die schon wieder!“ Andrea Wardzichowski macht vor, was passiert, wenn Lehrer, Mamas oder Papas dem Nachwuchs etwas weitergeben wollen: „Sie schalten ab.“ Anders freilich die Erwachsenen, die sich in der Stadtbibliothek eingefunden habe, um dem „Wohnzimmer-Vortrag“ der Pressereferentin des Chaos Computer Clubs (CCCS) zu lauschen. „Medienkompetenz und Datenschutz für Kinder und Jugendliche – Ein Wohnzimmer-Vortrag“ hat sie ihn überschrieben.

Denn in lockerer Atmosphäre hörten die Kids, die immer früher im Internet unterwegs seien, einer außerschulischen Referentin eher zu, so Wardzichowski. „Eine Mutter hat ein Event zuhause daraus gemacht, die Freunde der Kinder eingeladen – ich habe diesen Vortrag dort in einem Wohnzimmer gehalten!“, so die Expertin mit 25 Jahren Interneterfahrung. Ziel sei es gewesen, Kindern und Jugendlichen zwischen neun und 14 Jahren unter anderem zu vermitteln, welche Medien für welche Aktion gut seien. Oder welche Regeln helfen, sich in der realen und der virtuellen Welt halbwegs sicher zu bewegen.

Wen gehen private Informationen etwas an?

Neben den Informationsmedien wie Zeitungen, Fernsehen oder Radio, die in eine Richtung, nämlich öffentlich kommunizierten, gehe es mit Kommunikationsmedien wie Whatsapp, Sozialen Netzwerken oder Internetforen auch in die andere, die private Richtung. „Und hier kommen wir zum Datenschutz und welche Daten geschützt werden müssen“, so die CCC-Expertin. Personenbezogene Daten und private Kommunikation seien in Deutschland per Gesetz geschützt. Dazu gehörten neben Name, Adresse, Geburtsdatum, auch Haar- und Augenfarbe, Lieblingsessen, -musik, -hobby, -buch und mehr. „Doch wen gehen diese Informationen etwas an?“

Wardzichowski gab ein Beispiel aus einer Schule. Dort kreierten Schüler Plakate. Im Klassenzimmer ließen sie diese noch aufhängen. Aber als es um die Gänge oder gar außerhalb des Schulhauses ging, wollte das keiner. „In das Internet, wo man sich scheinbar anonym wähnt, stellen die Menschen aber alles Mögliche von sich. Das Problem: Eigene Daten sind nicht geschützt, wenn man sie selbst veröffentlicht auf Youtube, Instagram oder Twitter!“

Das Internet vergisst nichts

Es könne nicht oft genug wiederholt werden: Das Internet vergesse nichts. „So manches lustig hochgeladenes Partybild, kann später bei der Jobsuche ein Nachteil sein.“ Und auch wenn man denke, man sei persönlich nicht aufzufinden: je außergewöhnlicher der Nachname und je kleiner der Wohnort, desto einfacher gehe dies. „Kinder müssen sich bewusst sein, dass die Freunde, mit denen man seit Wochen chatte, Fremde sind, unklar ist, wer sich wirklich dahinter verbirgt.“

Wardzichowski betonte freilich, dass es nicht darum gehe, Spaßbremse zu spielen. Bietet doch das Web unerschöpfliche Möglichkeiten, etwa als Wissensquelle. Wer Regeln im Sinne von Verkehrsregeln – nicht Verboten – beachte, könne viel Spaß haben, auch mit der gebotenen Vorsicht Menschen kennenlernen. Sie riet unter dem Radar zu fliegen, etwa statt des richtigen Namens ein Pseudonym zu verwenden. Den richtigen brauche man nur für Einkäufe oder bei beruflichen Veröffentlichungen. Auch sollten Wohnort und Telefonnummer nicht beliebig herausgegeben werden. „Die Mailadresse mit richtigem Namen nur für Freunde verwenden“, so die System- und Netzwerkadministratorin. Kids sollten immer im Hinterkopf behalten: Nicht alle Menschen seien nett. „Echte, nette Menschen kommen auch auf eine Einladung zu den Eltern nach Hause. Neuen Bekannten sage ich nie sofort meine Adresse und treffe sie im öffentlichen Raum.“