Safi Alhafez (sitzend) sorgt mit seiner Ud für die Instrumentenbegleitung des internationalen Chores. Foto:  

Der Caritas-Verband hat sein traditionelles Internationales Fest gefeiert. Unter dem Motto „Vielfalt grenzenlos“ sind zahlreiche Flüchtlinge aufgetreten, die in Workshops mit Stuttgarter Künstlern regelmäßig singen und Musik machen.

S-Ost - Ein syrisches Lied wird auf der Bühne angestimmt und klingt durch das Festzelt. Dass es von weit her kommt, hört man sofort. Safi Alhafez sorgt für die Instrumentenbegleitung mit seiner Ud. Das ist eine Kurzhalslaute aus dem Orient, die immer ein wenig verstimmt klingt; aber genau das macht den Klang aus.

Der Musiker aus Syrien singt voller Inbrunst und mit ihm die anderen Mitglieder des internationalen Chors. Stuttgarter Bürger sind dabei, Geflüchtete aus aller Herren Länder, die etwa im Flüchtlingsheim an der Olgastraße leben und Opernsänger des Stuttgarter Staatsopernchors.

Jeden Dienstag wird im Schauspielhaus geprobt

„Wir wollten etwas für die Flüchtlinge tun und haben uns überlegt, mit ihnen Lieder zu singen, deutsche und arabische“, sagt die Opernsängerin und Leiterin des Chorprojektes, Simone Jäckel. Sie wurde am Freitag von ihrem Kollegen Stefan Stork unterstützt. Jeden Dienstag um 17 Uhr finden die Proben des Chors im Schauspielhaus statt; neue Teilnehmer sind gern gesehen. Nach einer Sommerpause geht es am 13. September wieder los.

Und wieder erklingt ein Lied: der deutsche Klassiker „Der Mond ist aufgegangen“, ein Gedicht von Matthias Claudius. Es ist das Lieblingslied der syrischen Teilnehmer, die viel aus dem Chorprojekt ziehen. Dieser Meinung ist Ruhsar Gümüsdal. Sie ist Sozialarbeiterin der Caritas im Flüchtlingsheim an der Olgastraße. „Die Menschen erleben befreiende Momente, in denen sie einfach aus sich rauskönnen. Mit den Opernsängern und den Stuttgarter Bürgern ist ein toller Austausch entstanden, und nicht zuletzt sind die deutschen Lieder ein Beitrag zum Wörterlernen“, sagt Gümüsdal.

„Vielfalt ist etwas Schönes“

„In diesem Jahr stehen diejenigen Menschen im Mittelpunkt unseres Festes, die auf der Flucht zu uns gekommen sind. Die Situation zu den Anfängen des Festes mit dem hohen Zuzug von Asylbewerbern in den 90-er-Jahren ist so aktuell wie schon lange nicht mehr“, sagt Raphael Graf Deym vom Vorstand des Caritasverbands für Stuttgart. „Wir wollen ein Zeichen für die bereichernde Vielfalt setzen, die uns in den nächsten Tagen begegnen wird und für die Menschlichkeit.“

Besonders vielfältig ging es am Samstag und Sonntag auf der Open Stage zu. Zahlreiche Flüchtlinge nutzten die Gelegenheit, ihr Können zu zeigen. So etwa Baiz Ibrahim aus Afghanistan. Nach den schrecklichen Erlebnissen in seinem Heimatland begann er zu stottern, singt aber fließend. „Wir wollen das Thema Flüchtlinge unter einem anderen Aspekt beleuchten: Vielfalt ist etwas Schönes. Uns gelingt gerade etwas Großartiges und das sollten wir feiern“, sagt Ulrike Holch vom Caritasverband Stuttgart.

Auch die Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer feiert mit und ehrte 196 Schüler aus Stuttgarter Schulen, die ein freiwilliges soziales Schuljahr absolviert und sich zwei Stunden wöchentlich in einer Einrichtung der Caritas engagiert haben. „Wir haben neue Herausforderungen zu bewältigen und müssen darauf aufmerksam machen. Bei diesem Fest sollte es aber darum gehen, zusammen zu feiern. Die Menschen hier sind unglaublich engagiert, für sie ist die Willkommenskultur gelebte Realität“, sagte Fezer.