Eine der Neuheiten in Frankfurt: der erste Pickup von Mercedes-Benz mit dem Namen X-Klasse. Foto:  

Die Partystimmung auf der Internationalen Automobilausstellung ist getrübt. Die Schau beginnt am Donnerstag im Zeichen der Dieselkrise. Manche Hersteller kommen erst gar nicht nach Frankfurt – auch Tesla.

Frankfurt - Als Matthias Wissmann vor kurzem einen Ausblick auf die Internationale Automobil-Ausstellung ( IAA) gab, spielte der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) heile Welt. „Die IAA bringt genau zum richtigen Zeitpunkt alle Player zusammen, die die Mobilität der Zukunft bewegen“, schwärmte Wissmann. Die Besucher könnten sich auf eine spannende IAA freuen.

Ferdinand Dudenhöffer hat einen ganz anderen Blick auf das Geschehen. Die Wachstumsaussichten der Autobranche seien zwar weltweit gut, doch „die schlechten Nachrichten dominieren zur IAA“, urteilt der Chef des Forschungsinstituts CAR der Uni Duisburg-Essen. „Die Autobauer gehen durch eine der größten Vertrauenskrisen,“ sagt Dudenhöffer und zählt auf, was wie eine dunkle Wolke über der Frankfurter Neuheitenschau hängt: Dieselkrise, die Furcht vor Fahrverboten und ein drohender massiver Wertberichtigungsbedarf bei Händlern und Autobanken, ausgelöst von einem Preisverfall bei gebrauchten Dieselautos. Eine Chance für das Branchentreffen wäre nach Einschätzung des Wissenschaftlers eine lückenlose Aufklärung zum Thema Diesel: Warum haben ausgerechnet Premiumhersteller Stickoxid-Grenzwerte im normalen Fahrbetrieb so lange unterschritten? Wie wirken Software-Updates bei Euro-6-Diesel-Autos? Gibt es Nebenwirkungen, und wenn ja, welche? „In Krisenzeiten ist ehrliche und aufrichtige Information das wichtigste Mittel, um Vertrauen zurückzugewinnen. So wie es aussieht, verspielt die IAA diese Chance“, sagt Dudenhöffer.

Das Model 3 von Tesla fehlt

In Frankfurt sind in diesem Jahr vor allem viele neue Geländewagen und Elektroauto-Studien zu sehen. Das vermutlich wichtigste Auto des Jahres – das neue Model 3 von Tesla – fehle jedoch, bedauert Dudenhöffer. Mit dem Model 3 will Tesla vom Luxus- in den Massenmarkt durchstarten. Weltweit gibt es schon eine Flut von Reservierungen. Bisher war der Hoffnungsträger in Europa noch auf keiner Messe zu sehen. Doch der kalifornische Elektroautohersteller verzichtet anders als früher auf einen Auftritt in Frankfurt. „Das war keine generelle Entscheidung gegen die IAA“, sagt Jochen Rudat, der Tesla-Vertriebschef für Deutschland, die Schweiz und Österreich. „Tesla ist kein klassischer Automobilhersteller und daher sind wir auch nicht auf Branchenevents fixiert“, erläutert Rudat. Zudem sei die Nachfrage nach den beiden bisherigen Modellen, der Limousine Model S und dem Geländewagen Model X, ohnehin hoch. Nissan wiederum hat entschieden, jährlich nur an einer Messe in Europa teilzunehmen, wobei der Genfer Autosalon diesen Wettbewerb gegen Frankfurt gewonnen hat. Auch Rolls-Royce verzichtet auf einen eigenen Stand auf der IAA. „Wir richten uns nach den Wünschen unserer Kunden und tauschen uns mit ihnen dort aus, wo sie leben und arbeiten“, begründet eine Sprecherin der britischen Luxusmarke die Abwesenheit. Insgesamt sind rund ein Dutzend bekannte Marken, darunter auch Volvo, Peugeot und alle Marken von Fiat Chrysler nicht in Frankfurt vertreten.

VDA-Präsident Wissmann weist lieber darauf hin, dass insgesamt mehr als 50 Marken ausstellen und McLaren erstmals wieder dabei sei. Auch in früheren Jahren habe es immer wieder Aussteller gegeben, die aus unternehmensinternen Gründen nicht an der IAA teilnehmen konnten und beim nächsten Mal wieder dabei waren, sagt Wissmann. Zudem kämen die jungen chinesischen Unternehmen Chery und Wei erstmals nach Frankfurt. „Das unterstreicht die internationale Reputation und Attraktivität der IAA“, meint der VDA-Präsident.