Die Marke Wey präsentiert in Frankfurt ein futuristisches Elektroauto, das es jedoch noch nicht zu kaufen gibt. Foto: dpa

Die Automarken Wey und Chery aus der Volksrepublik präsentieren sich erstmals auf der IAA in Frankfurt. Bisher ist es noch keinem Anbieter aus dem Riesenreich gelungen, auf dem deutschen Markt dauerhaft Fuß zu fassen.

Frankfurt - Bevor in Halle 8 der Frankfurter Automesse IAA zwei weiß gekleidete Tänzer ein rotes Auto mit Flügeltüren der chinesischen Marke Wey enthüllen, läuft ein Video über einen Großbildschirm, in dem sich Wey Jianjun vorstellt, nach dem die Marke benannt ist. „Leute sagen, ich sei sehr anspruchsvoll und achte auf jedes Detail“, ist in dem Filmchen als Zitat zu lesen. Wenn man aber die Hochglanzbroschüre durchblättert, die an die Journalisten verteilt wird, könnte man leise Zweifel an diesem Hang zum Perfektionismus bekommen. Sie strotzt vor Rechtschreibfehlern. „Die Welt braucht keine neue arte SUV, aber es muss ganz neues Verständnis von SUV gegeben werden“, steht da etwas schräg übersetzt.

Wey Jianjun hat einen rasanten Aufstieg als Unternehmer geschafft. Er war erst 26 Jahre alt, als er im Jahr 1990 den Autohersteller Great Wall übernahm – einen morschen Kommunalbetrieb kurz vor der Insolvenz. Heute verkauft der Autohersteller weltweit jährlich eine Million Automobile. Während andere chinesische Anbieter wegen Überkapazitäten schon lange keine anständigen Margen erzielen, stimmt bei Great Wall auch diese Bilanz: Wey Jianjun ist der sechstreichste Mann des roten Riesenreichs.

Der Great Wall strahlt bezahlbaren Luxus aus

Great Wall ist vor allem für seine Geländewagen, auch SUV genannt, bekannt, die bezahlbar sind und dennoch einen Hauch von Luxus ausstrahlen. Wey hat schnell verstanden, dass chinesische Konsumenten Wert auf Qualität legen. Anders als andere Autochefs des Landes spart Wey nicht am falschen Ende, sondern treibt sein Team laufend an, präzise zu arbeiten und Schlamperei gar nicht aufkommen zu lassen. „Wir erwarten viel von unseren Mitarbeitern, und wir bilden sie von Tag eins an intensiv aus“, sagte Wey in einem Interview. Autotester bescheinigen den Wagen ein besseres Fahrgefühl als der chinesischen Konkurrenz. Die SUV-Marke Haval von Great Wall ist im Preissegment um 12 000 Euro angesiedelt. Mit der Marke Wey, die ausgesprochen wird wie das englische Wort für Weg (Way), will Great Wall nun auch die internationalen Premiumanbieter angreifen – und dies sowohl in China als auch in Europa. Vier Jahre lang hat ein Team – zu dem auch eine ganze Reihe von europäischen Managern gehören – die neuen Modelle entwickelt. Beim ersten Auftritt der Chinesen auf der IAA wird vor allem die Sicherheit der Wagen betont. „Sicherheit ist die Voraussetzung für Luxus“, heißt es in einem Video. Und Markenchef Jens Steingräber, berichtet, dass die Wagen in US-Tests hervorragend abgeschnitten hätten. Die Chinesen wissen, dass dies ein neuralgischer Punkt ist. Denn schon 2005 versuchte ein chinesischer Autobauer mit dem Geländewagen Landwind Europa zu erobern. Just zur Messepremiere wurde indes bekannt, dass der Wagen in einem Crashtest des ADAC katastrophal abgeschnitten hatte – ein veritabler Fehlstart. Auch den chinesischen Herstellern Geely und Brilliance, die sich im gleichen Jahr erstmals nach Frankfurt wagten gelang es nicht, sich in Europa zu etablieren.

Der XEV ist eine reines Konzept

Doch Wey lässt sich davon nicht abschrecken. Die Chinesen wollen „erreichbaren Luxus“ anbieten, den sich auch junge Leute leisten können. Angeboten werden zunächst Wagen mit Benzin- und Hybridantrieb. Die Ziele sind hoch gesteckt. „Ich bin sicher, dass Wey der weltweit führende Anbieter von Luxus-SUV wird“, sagt Markenchef Steingräber. Den in Frankfurt enthüllten roten Flügeltürer gibt es allerdings (noch) nicht zu kaufen. Der XEV ist das erste reine Elektro-Konzeptfahrzeug der Marke, das auch mit elektronischem Chauffeur fahren können soll. Dass dabei auch europäische Zulieferer helfen, wird klar, als sich der Unternehmer Wey Jianjun Schulter an Schulter mit anderen Top-Managern auf dem Messestand für ein Gruppenbild vor die futuristische Fahrzeugstudie stellt. Zu Wey gesellen sich Schaeffler-Chef Klaus Rosenfeld, Valeo-Chef Jacques Aschenbroich und Bosch-Geschäftsführer Dirk Hoheisel.

In Halle 8 der Messe präsentiert sich der chinesische Autobauer Chery wie Wey ebenfalls erstmals auf der IAA. Der Vertriebsmanager Peter Müller berichtet, dass ein internationales Team in Shanghai eine neue Fahrzeugplattform entwickelt habe, die sowohl mit Benzinmotor als auch mit Elektro- und Plug-in-Hybridantrieb ausgestattet werden kann. Der in Frankfurt ausgestellte kompakte Geländewagen Exeed ist das erste Modell, das diese Plattform nutzt. Der Verkauf in China soll nächstes Jahr starten, in Europa will man „um 2019“ so weit sein, wie Müller ankündigt. Wie Wey hat auch Chery mit diesen Autos vor allem auch junge Kunden im Blick, die bisher beispielsweise Marken wie Kia oder Seat fahren.

Chery verkauft 700 000 Autos

Chery ist etwas kleiner als Great Wall. Der Autobauer kommt auf einen Absatz von etwa 700 000 Autos im Jahr. Auch in diesem Unternehmen steckt jede Menge Ehrgeiz. Entsprechend selbstbewusst tritt das Unternehmen aus der zentralchinesischen Provinz Anhui auf: Erst vor kurzem hat es damit gedroht, Daimler wegen einer Markenrechtsverletzung vor Gericht zu zerren. In China hat Chery das Logo „eQ“ schon vor drei Jahren für ein zweitüriges Elektroauto schützen lassen. Als Mercedes-Benz eine Studie unter demselben Namen vorstellte, wurden die Firmenjuristen aktiv. Die beiden Unternehmen haben sich jedoch schnell gütlich geeinigt. Beide Anbieter fügen dem Kürzel „EQ“ auf dem chinesischen Markt noch weitere Zahlen, Buchstaben und Begriffe hinzu, um die Marken unterscheidbar zu halten.