Zerbrechliche Idylle: Das Lenninger Tal mit der Papierfabrik im Zentrum. Foto: Horst Rudel

Die Gemeinden Erkenbrechtsweiler, Owen und Lenningen suchen gemeinsam nach einem Weg in die Zukunft. Ein Standortstudie soll Aufschluss geben über Perspektiven von Handel, Wirtschaft und Tourismus.

Lenningen - Im Kreis Esslingen wächst die Einwohnerzahl, die Gemeinde Lenningen schrumpft. In der Region Stuttgart verbucht die Wirtschaft Auftrags- und Absatzrekorde, am Albtrauf klagen die Betriebe über mangelnde Perspektiven. Im Land wächst die Zahl der Übernachtungen, auf der Schwäbischen Alb hadern die Gastronomen und der Handel mit knausrigen Tagestouristen, die mit vollgepackten Rucksäcken anreisen und nur wenig am Wegesrand liegen lassen.

Leitfaden für Handel, Gewerbe und Tourismus

Die drei Kreisgemeinden Lenningen, Owen und Erkenbrechtsweiler haben sich jetzt gemeinsam auf den Weg gemacht, diese Baustellen abzuarbeiten. Als Leitfaden für eine zukunftsgerichtetes Handeln soll eine interkommunale Standortstudie zu Handel, Gewerbe und Tourismus dienen. In getrennten Sitzungen haben die drei Gemeinderäte der Offensive im Grundsatz zugestimmt. 30 000 Euro investiert das Trio in das Gutachten, in der Hoffnung, konkrete Handlungsanweisungen an die Hand zu bekommen. „Wir suchen nach Wegen, die Zahl der Arbeits-und Ausbildungsplätze in den drei Gemeinden zu erhöhen“, sagt Michael Schlecht, der Bürgermeister von Lenningen. Gelingt es, den Schwund auf diesem Gebiet zu stoppen, dann werden sich seiner Ansicht nach auch die Einwohnerzahlen wieder stabilisieren.

Gerade in Lenningen liegt dieser Zusammenhang auf der Hand. Die inzwischen von einem indonesischen Investor geleitete Papierfabrik Scheufelen, gegründet 1855 von Karl Scheufele und immer noch der größte Arbeitgeber im Lenninger Tal, hat ihre vormals 1000 Arbeitsplätze nach mehreren Streichrunden auf nur noch 340 reduziert. Im gleichen Zehnjahreszeitraum ist die Einwohnerzahl der Gemeinde mit ihren sieben Teilorten von 8700 auf 8000 gesunken.

Gemeinsamer Wirtschaftsförderer in der Diskussion

Die Studie, die helfen soll, solche Abhängigkeiten zu verringern, deckt drei Bereiche ab. Zuerst geht es in einer Analyse um die Stärken und Schwächen der Wirtschaft und des Arbeitsmarkts in den drei Gemeinden. Dem folgt eine Befragung der ortsansässigen Betriebe über deren Einschätzung der Situation und mögliche Perspektiven. Am Ende stehen konkrete Handlungsempfehlungen. „Durchaus möglich, dass das in Richtung eines gemeinsamen Wirtschaftsförderers geht“, sagt Schlecht. Weder er, noch sein Kollege Roman Weiß in Erkenbrechtsweiler, noch die Owener Rathauschefin Verena Grötzinger könnten allein aus Zeitgründen leisten, was ein Wirtschaftsförderer im engen Kontakt zu den Betrieben und Unternehmen am Ort vermag.

Sind die Anregungen der einzelnen Gemeinderäte in den Ausschreibungstext eingearbeitet, dann sollen in einem nächsten Schritt fünf Fachbüros aufgefordert werden, ihre Angebote abzugeben. Der Einstieg in die eigentliche Studie ist die Befragung der örtlichen Unternehmen. Danach beginnt die Auswertungsphase. „Wir gehen davon aus, dass wir im Frühjahr 2017 mit den Ergebnissen an die Öffentlichkeit gehen“, sagt Schlecht. Nicht nur, dass die Wirtschaftsförderer der Region Stuttgart und des Landkreises Esslingen schon in der Ausschreibung mit an einem Tisch gesessen sind; auch die Studie selbst wird von Fachleuten begleitet. „Wir haben einen Beirat gegründet, in dem die IHK, die Wirtschaftsförderer, die Kreishandwerkerschaft und die Agentur für Arbeit an einem Tisch sitzen“, sagt Schlecht.

Mit dem Ansatz, so der rührige Lenninger Schultes, könnten die drei Gemeinden so falsch nicht liegen. Schließlich habe nicht nur die Region zugesagt, die Studie mit einem Betrag von 5000 Euro zu bezuschussen, sondern auch die Wirtschaftsförderung des Landkreises Esslingen. Jetzt hofft Michael Schlecht auf aufregende Ergebnisse. Denn eines, so sagt der Schultes, wollten die Auftraggeber gewiss nicht: Beruhigung.