Lila Kühe liefern ultrahocherhitzte Milch? Viele Stadtkinder würde das nicht überraschen. Foto: dpa

Vor allem in Städten stellen Pädagogen eine immer stärkere Naturentfremdung bei Kindern und Jugendlichen fest. Wie viele Eier ein Huhn pro Tag legt oder wie das mit der Milchproduktion so läuft – großes Fragezeichen.

Stuttgart - Vor allem in Städten stellen Pädagogen und Wissenschaftler eine immer stärkere Naturentfremdung bei Kindern und Jugendlichen fest. Nur 32 Prozent beantworteten richtig, dass ein Huhn in der Regel ein Ei pro Tag legt. Nur 21 Prozent wissen, dass es keine H-Milch-Kühe gibt. Der Natursoziologe Rainer Brämer sieht das schwindende Interesse an der Natur als Kehrseite des Booms der sozialen Netzwerke im Internet. So sei auch immer weniger Kindern ein enges Verhältnis zu einem Haustier wichtig. Aktivitäten im Freien büßten bei Kindern und Jugendlichen zunehmend an Attraktivität ein. Dabei beschäftigten sich Kinder in der Natur eigentlich sofort mit sich selbst: „Es reicht deshalb schon, einfach raus zu gehen mit den Kindern.“

Studien belegen, dass Naturerlebnisse wichtig sind zum Ausgleich des auch schon bei Kindern oft schon durchgetakteten und technisierten Alltags. „In einer natürlichen Umgebung entwickeln wir uns am besten“, sagt Rainer Brämer. Das gelte für Stimmungen und Fähigkeiten. Emotionen könnten sich im Freien am besten entfalten, Aggressionen werden abgebaut.

Angebote unter freien Himmel für Kinder und Jugendliche gibt es dabei reichlich: Erste Naturerfahrungen können die Kleinsten schon im Waldkindergarten sammeln. Naturschutzverbände, Kirchen, Vereine und Organisationen bieten Exkursionen und Freizeiten für alle Altersgruppen an.

In den Ballungsräumen bieten Aktivspielplätze und Jugendfarmen die Möglichkeit, natürliche Kreisläufe ausgiebig zu studieren und mit Tieren und Pflanzen in Kontakt zu kommen.

Im Haus des Waldes in Stuttgart wurde Waldpädagogik zu einem wesentlichen Teil der Umweltbildung weiterentwickelt. Sie vereint dort die Lernfelder Umweltbildung, Bewegungspädagogik, Soziales Lernen und Allgemeine Pädagogik.