Spielerisch Deutsch lernen im Alten Schloss Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Bei einer Sonderführung für Migranten durchs Alte Schloss stand spielerisches Deutschlernen auf dem Programm.

Stuttgart - Ivan Bošnjak entgeht nichts. Der 54-Jährige, der seit zweieinhalb Jahren in Stuttgart lebt und hier im Auftrag seiner Regierung Kroatisch für Muttersprachler unterrichtet, weiß, was der Mercedes-Stern symbolisiert, kennt die Überreste des Lusthauses im Schlossgarten und den Nesenbach. Bei der Sonderführung durch die Sammlung des Alten Schlosses anlässlich des Tags der Migranten ist Bošnjak eifrig mit seinem Notizbuch zu Gange.

Auch als Stuttgarter könnte man vieles mitschreiben. Das Motto lautet zwar „Einfach Deutsch – Deutsch lernen im Museum“, Barbara Marschner, die den Rundgang leitet, beschneidet jedoch weder den eigenen Wortschatz, noch hält sie mit ihrem reichhaltigen Wissen hinterm Berg. So erfährt man, dass die Römer mittels meerwassergefüllter Amphoren frische Austern ins Ländle transportierten und wie viele Nerze für Carl Eugens gefütterten Umhang sterben mussten. Die Historikerin bemüht sich, etwas langsamer zu sprechen. Immer wieder greift sie zudem Vokabeln heraus, um sie zu erklären. Was ist Neid? Was ist Adel? Warum spricht man von einem Bauernopfer?

Für Qasar Shahzad sind viele dieser Begriffe neu. Drei Monate und drei Wochen ist der Pakistaner in Deutschland. Seine Anstellung als Lehrer für Computerwissenschaften musste er wegen Nähe zu einer oppositionellen Gruppe aufgeben. Nun wartet er auf seine Arbeitserlaubnis. Die zweistündige Reise durch 70 000 Jahre Geschichte ist da eine willkommene Abwechslung. Mit dem Smartphone schießt der Neu-Zuffenhauser Selfies vor der Württembergischen Krone oder einem effektvoll installierten Pfeilhagel aus der Jungsteinzeit.

Frau Diop aus dem Senegal, die dritte Teilnehmerin der Migranten-Führung, hat sich bereits verabschiedet. Warum, hat niemand so recht verstanden. Marschner lässt sich dadurch nicht verunsichern. Sie nutzt die kleine Runde, um schlagfertig auf jede Bemerkung der Teilnehmer einzugehen. Qasar Shahzad weiß nun, dass man in Karlsruhe nicht nach Württembergischen Königen suchen muss. Ivan Bošnjak kann notieren, dass man Schwaben nicht mit Preußen vergleichen sollte. Der Kroate ist begeistert. Von der Führung wie von der Region: „Mein Vertrag läuft aus“, erklärt er, „Wir haben jetzt aber eine neue Regierung und ich hoffe, dass sie meinen Aufenthalt verlängern wird. Es gibt noch viel zu entdecken.“