Die Zahl der minderjährigen Flüchtlinge, die ohne ihre Familien Stuttgart erreichen, hat sich seit 2008 nahezu verdoppelt. Foto: dpa-Zentralbild

Die Zahl steigt auch in Stuttgart ständig an – Ministerin Öney: Integration nicht verbauen.  

Stuttgart - Vor allem aus Afrika und Asien kommen immer mehr Minderjährige ohne ihre Eltern nach Deutschland - dieses Jahr wohl erstmals mehr als 5000. Die Städte helfen - stoßen nun aber an Grenzen.

Die Zahl der minderjährigen Flüchtlinge, die ohne ihre Familien Stuttgart erreichen, hat sich seit 2008 nahezu verdoppelt. Wenn der Zustrom anhält, werden es in diesem Jahr in der Landeshauptstadt über 100 Personen sein.

Stuttgart ist derzeit vor allem für sogenannte unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge (UMF) aus Indien und Afghanistan attraktiv. Andere Städte ziehen noch weit größere Zahlen an: Das Frankfurter Jugendamt hat seit 2008 fast 900 UMF in Obhut genommen; in München waren es im selben Zeitraum rund 1500. Seriöse Statistiken deuten darauf hin, dass 2011 erstmals über 5000 UMF Deutschland erreichen.

"Weg zur Integration nicht verbauen"

Wenn die Flüchtlinge unter 18 sind, werden sie laut Gesetz wie inländische Jugendliche intensiv betreut und gefördert. Sind die Neuankömmlinge über 18, droht ihnen Abschiebung, die aber kaum vollzogen wird. In Stuttgart werden derzeit nur knapp ein Drittel der Flüchtlinge als UMF anerkannt.

"Auch wenn die jungen Menschen einen aufenthaltsrechtlich unsicheren Status haben, sollten wir ihnen den Weg zur Integration nicht verbauen", sagte Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) unserer Zeitung. Die Behörden sollten den jungen Menschen Spracherwerb und "sinnvolle Beschäftigung" ermöglichen, forderte Öney.

Kapazitätsgrenzen in Stuttgart

Die Stadt Stuttgart erklärt, dass man bei der Unterbringung der UMF inzwischen an Kapazitätsgrenzen stoße. Dabei stehe eine Flüchtlingswelle aus den Ländern der arabischen Revolution noch aus, sagen Experten. "Die gesetzliche Regelung, dass wir Flüchtlinge nicht außerhalb Stuttgarts unterbringen dürfen, muss aus unserer Sicht dringend abgeschafft werden", sagte der Sprecher von OB Wolfgang Schuster (CDU).

Die Perspektivlosigkeit der abgelehnten UMF verschärft die Situation zusehends. Die Stuttgarter Polizei hat einen "harten Kern" von 40 Flüchtlingen im Blick, der immer wieder straffällig wird.