Big FM-Gala für die Integrationshelden – mit Stefanie Kloß von der Band Silbermond Foto: dpa

Spontan, ehrenamtlich und voller Leidenschaft: Drei Projekte zur Integration von Flüchtlingen wurden jetzt vom Radiosender Big FM ausgezeichnet – mit den Stuttgarter Nachrichten als Partner.

Stuttgart - Weil das Preise nun mal so an sich haben, gibt es einen ersten Rang, Platz zwei und drei. Aber streng genommen sind sie alle Sieger. Und Big FM, der Radiosender für junge Leute, zeichnet sie aus: als Helden der Integration. Drei Initiativen aus Baden-Württemberg kamen so zu besonderen Ehren. Wir stellen sie vor.

1) Sport verbindet

Weil sie allesamt Sportskanonen sind, drängte sich die Frage regelrecht auf: Wie finden Flüchtlinge den Zugang in die vielfältige Mannheimer Sportkultur? Es gab Hemmschwellen, Sprachbarrieren, Informationsdefizite. Die Antwort lieferten drei Studenten und eine angehende Doktorandin. Sie gründeten die Initiative „Sport verbindet uns“. Die Vier entwarfen einen Fragebogen für Vereine und Asylbewerber. „So konnten wir leichter herausfinden, wer zu welchem Verein am besten passt“, sagt Mike Schwechheimer (23), eines der Gründungsmitglieder. Die Idee zündete. „Wir haben überall offene Türen eingerannt.“ Die Vereine zogen mit, die Flüchtlinge waren begeistert. Was vor zwei Jahren als gute Idee begann, ist inzwischen eine feste Stütze der Integrationsarbeit. Ehrenamtliche Helfer begleiten die Asylbewerber zwei, drei Mal ins Training. Fußball, Basketball, Gymnastik, Fitness – es ist so gut wie jede Sportart im Angebot. Mehr Hilfe ist für den Einstieg in der Regel nicht nötig. 123 junge Menschen, die Aussicht auf Bewilligung ihres Asylantrags haben, wurden so schon in die Mannheimer Vereine vermittelt. „Und beide Seiten profitieren davon“, sagt Mike Schwechheimer. Sport verbindet. Schöner ist es kaum zu beweisen.

2) Sprachförderung

Der Gedanke entstand im Unterricht an der Berufsschule. „Wir wollten ein soziales Projekt initiieren“, erzählt Nesrin Cifci (24). Sprachunterricht für Flüchtlinge. Anfangs war die komplette Klasse hellauf begeistert. Aber wie das Leben so spielt. Je konkreter das Projekt in Uhingen wurde, desto geringer war die Bereitschaft. Am Ende blieben Mesrin, Meltem und Sandra übrig. Die drei machen eine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau. Da ist büffeln angesagt. „Es ist nicht immer leicht, nach der Schule noch seine Freizeit dranzuhängen,“ sagt Nesrin Cifci, aber die Freude und Dankbarkeit derer, die ihre Hilfe brauchen, macht alle Mühen wett. Es gibt einen Stundenplan von Montag bis Donnerstag, an den sich alle halten. Unterrichtet wird nur auf Deutsch. Meistens kommen komplette Familien. „Nach dem Unterricht wollen sie uns gar nicht mehr gehen lassen, es gibt dann Tee und Kuchen“, erzählt Nesrin Cifci und lacht. Inzwischen haben sich dem Uhinger Projekt weitere Helfer angeschlossen, die alle die Erfahrung von Nesrin Cici bestätigen können. „Die Arbeit macht Freude und gibt einem viel zurück.“

3) Integration mit Taktgefühl

Die Gemeinde Salach trommelte um Hilfe, der Vorsitzende des Musikvereins blickte fragend in die Runde, und für Rafael Munz (22), den Schlagzeuger, war es keine Frage. „Ist doch klar, dass man Menschen in so einer Situation hilft.“ Dann bauten sie in Salach zusammen mit den Flüchtlingen kleine, viereckige Kästen aus Holz. Man nennt sie Cajón und kann wunderbar auf ihnen trommeln. Ein, zwei, drei, vier. „Integration mit Taktgefühl“ nennt sich das Projekt, das von zwei örtlichen Firmen und der Gemeinde finanziell unterstützt wird. 25 Cajóns wurden gebaut und seither trommeln sie in Salach mit sieben ehrenamtlichen „Musik-Lehrern“ , was das Zeug hält. Die meist jugendlichen Musikanten gaben sogar schon ihr erstes Konzert: Beim Salacher Straßenfest bestimmten sie den Rhythmus, bei dem jeder mit muss. Der nächste Auftritt ist für den Neujahrsempfang der Gemeinde geplant. „Vor 300 Besuchern in der Gemeindehalle“, sagt Rafael Munz. Musik ist eben die Sprache, die jeder versteht.