Die Schwimmmeister Sami Khemira und Arthur Kasakow (von links) haben ein waches Auge darauf, dass im Inselbad die Regeln eingehalten werden. Mehrmals mussten sie in dieser Saison Kinder, die nicht schwimmen können, aus dem Wasser holen Foto: Georg Linsenmann

In unserer Sommerserie 24 Stunden waren wir heute von 18 bis 21 Uhr im Inselbad in Untertürkheim und haben die Bademeister bei der Arbeit beobachtet.

Untertürkheim -

Es ist 18 Uhr, eine Stunde vor Kassenschluss. Ein Samstag. Noch immer sind kaum Lücken auf dem Parkplatz vor dem Inselbad auszumachen. Die Schwimmmeisterin Corinna Danaciyan lässt einen zufriedenen Blick über die Liegewiese vor der lang gezogenen Säulen-Reihe schweifen: „Die Wiese hat sich erholt“, stellt sie fest. „In der langen Hitzeperiode mussten wir nachts gießen.“ Ein paar kühlere Tage samt ordentlicher Güsse haben das Gras wieder sprießen lassen: „Da werde ich morgen früh mit dem Rasenmäher drüber gehen“, entscheidet Danaciyan. Morgen früh, das heißt: 7 Uhr, zwei Stunden vor Öffnung.

Jetzt geht es erst einmal kurz nach links, hinter die Blicksperre, zum einzigen FKK-Bereich mit eigenem Schwimmbecken in ganz Stuttgart. Mit einem Radarblick überstreift die Schwimmmeisterin das gut belegte Areal. Was sie so kritisch schauen lässt? „Handy-Kameras. Da haben wir einen strengen Blick. Dafür haben wir einen siebten Sinn entwickelt.“ Heute gibt es keinen Grund zum Einschreiten: „Das war nicht immer so in diesem Sommer.“

Der Bereich für Saisongäste ist heiß begehrt

Wie immer dagegen die Lage auf der Terrasse: Beschaulichkeit pur. Liegestühle, Sonnenbader und ins Lesen Vertiefte, ein paar Klapptische. Kartenspieler an einem, Genießer mit einer Flasche Wein an einem anderen: „Der Bereich für Saisongäste ist heiß begehrt. Da ist alles ausgebucht, und die Warteliste ist lang“, sagt Danaciyan. Beschaulichkeit auch sonst. Die schlanke Sachlichkeit und vollendete Harmonie des Bonatz-Baus gibt dem sich dehnenden Areal die Anmutung einer insularen Idylle.

„Der Schein trügt ein bisschen“, bremst Corinna Danaciyan die Begeisterung. „Wir hatten hier Tage mit mehr als 15 000 Besuchern. Das war grenzwertig. Da muss man hellwach sein.“ Vor allem, weil sich eine Tendenz verstärkt hat: „Es gibt immer mehr Eltern, die nicht auf ihre Kinder achtgeben. Sie lassen Kinder, die nicht schwimmen können, alleine ins Wasser. Da mussten wir diese Saison einige Male eingreifen. Aber es ist immer gut gegangen.“ Hinzu kommt: „Deutlich mehr Besucher, die kein Deutsch und kaum Englisch können und deshalb unsere Anweisungen nicht verstehen.“

Weiter vorne dann ein scharfer Pfiff aus der Trillerpfeife. 18.35 Uhr, Schwimmmeister Arthur Kasakow steht am Beckenrand, macht energische Gesten: „Ein paar Jungs und Mädels haben sich vor dem Auslauf der Längsrutsche getummelt“, berichtet er. Und sonst? „Kaum Vorkommnisse. Ein Kind, das sich in der Röhrenrutsche eine Beule geholt hat. Eine Kühlkompresse und ein bisschen psychologische Betreuung, da waren die Schmerzen vergessen“, sagt er und schmunzelt. Auch er hatte in der Saison schon „ein paar kritische Situationen“ erlebt: „Reinspringen, rausholen. Da gibt es kein Überlegen“, betont er und ergänzt: „Man braucht ein geschultes Auge. Ertrinkende schreien nicht!“

Enten und Nilgänse machen sich scharenweise breit

Zehn Minuten später kommt sein Kollege Sami Khemira vorbei, er wurde am Sportbecken von dem Schwimmlehrer Pablo Canales abgelöst. Und schon gibt es Arbeit! Ein Mittfünfziger ist gestolpert, hat ein blutendes Knie: „Das wird vielleicht ein Arbeitsunfall und gibt einen gelben Schein“, sagt er, als er im Sanitätsraum versorgt wird. Langsam leert sich das Bad. Jetzt könnte man es sich doch auf dem Bänkle gemütlich machen. „Nein, wenn wenig los ist, dann passieren die dümmsten Sachen!“, widerspricht Arthur Kasakow.

19.10 Uhr, Danaciyan geht auf Rundgang, nimmt Wasserproben, misst den pH-Wert und Chlorgehalt der Becken. Das wird dreimal am Tag gemacht: „Dann können wir gleich reagieren. Heute ist alles perfekt.“ Am Aufgang zu den Saisongästen tummeln sich ein paar Jungs. „Was macht ihr da?“, will Danaciyan wissen: „Wir chillen!“ – „Aber nicht hier. Kommt da runter!“ Kein Problem, die Jungs wollen keinen Ärger. Die Schwimmmeisterin begibt sich „hinter die Kulissen“, in den Technikbereich des Kinder- und Familienbades. Ein dunkler Riesenraum mit einem labyrinthischen Röhrensystem. Sie kontrolliert das Display, dann drückt sie einen Knopf: „Jetzt wird alles durchgespült!“ Schon rauscht einen Meter tiefer das Wasser durch einen gekachelten Kanal. Durch fünf Filter geht das Wasser, durch Aktivkohle und Sandschichten unterschiedlicher Körnung. Identische Prozeduren dann in den Technikräumen für FKK- sowie Sportbad.

Um 20.15 Uhr holt Danaciyan die Atemschutzmaske, schaut, ob im Raum mit den Chlorgasflaschen alles in Ordnung ist. Zu dieser Zeit ist Halis Gules schon gut vorangekommen mit der Reinigung von Klos und Duschen. Und Ivan Budisat hat bereits alle Mülleimer im Inselbad geleert. Heute müssen die Schwimmmeister nicht helfen; die Wiese sieht ordentlich aus: „Das ist eine Ausnahme“, sagt Corinna Danaciyan. „Die Wiese ist oft zugemüllt.“ – „Und wenn man was sagt, wird man blöd angemacht“, ergänzt ihr Kollege Khemira. Es geht auf den Feierabend zu. Enten und Nilgänse machen sich scharenweise breit. „Und morgen früh müssen wir die Kacke wegschrubben“, sagt Corinna Danaciyan. „Für heute aber ist Schluss!“