Patrick Eberling, der Projektleiter Benny Weingärtner, Leonie Bollinger und Adonay Tsegai (von links) kochen gemeinsam. Foto: A. Kratz

Die Zauberköche im Jugendhaus bekommen Geld aus dem Projektmittelfonds „Zukunft der Jugend“

Vaihingen - Wie kocht man eigentlich Milchreis? Natürlich so, wie es auf der Packung steht. Dumm nur, dass die bereits im Müll liegt. Also mus Benny Weingärtner seinen Schützlingen ein wenig helfen. Den Milchreis wollen die Zauberköche zum Nachtisch servieren, zusammen mit selbst gemachtem Apfelkompott. Davor gibt es Bratkartoffeln mit Fleischküchle. Heute müssen sich Leonie, Adonay und Patrick ranhalten. Denn von ihrem sechsköpfigen Team ist nur die Hälfte da.

Seit Januar kreieren die Zauberköche einmal in der Woche etwas Leckeres im Jugendhaus. Es ist ein integratives Projekt. Das heißt, Jugendliche mit und ohne Behinderung kochen gemeinsam. Die Idee dazu hatte Benny Weingärtner. Er hat sein Anerkennungsjahr im Jugendhaus absolviert. Vor seiner Ausbildung zum Erzieher hat er jedoch eine Ausbildung zum Koch gemacht. „Ich hatte schon immer den Wunsch, mal beides miteinander zu verbinden“, sagt Weingärtner. Als dann der Jugendhausleiter Andreas Bernhard ihm von dem neuen Projektmittelfonds „Zukunft der Jugend“ erzählt hat, habe er diesen Wunsch endlich in die Tat umsetzen wollen. Schnell war der Antrag geschrieben und nach einiger Zeit auch bewilligt. Die Stadträte haben 28 000 Euro für die Zauberköche zur Verfügung gestellt. Projektpartner sind neben dem BHZ auch das Bündnis Generationenhaus Möhringen.

Zauberköche backen Pizza und braten Fleischküchle

Darüber freut sich nicht nur Benny Weingärtner. Leonie Bollinger aus Möhringen macht von Anfang an bei dem Projekt mit und hat noch so gut wie keinen Termin verpasst. „Es macht Spaß. Beim Kochen kann man sich ausprobieren und kreativ sein“, sagt sie. Als Zauberköchin hat sie bereits Pizza gebacken, Hackbraten gemacht und Knödel geknetet. Und auch Jennys Eltern freut das. Denn seit ihre Tochter im Jugendhaus kochen lernt, ist die 16-Jährige auch zu Hause immer wieder mal für die warme Mahlzeit zuständig. Bislang seien Mutti und Vati mit dem Ergebnis stets zufrieden gewesen, sagt die 16-Jährige.

Doch freilich geht es bei dem Projekt nicht nur ums Kochenlernen, sondern vor allem darum, dass sich Menschen mit und ohne Behinderung besser kennen lernen und gemeinsam ein bisschen Freizeit verbringen. Weingärtner ist überrascht, wie schnell die Gruppe zusammengewachsen ist. „Am Anfang war ich es, der die Späße gemacht hat, um ein bisschen Stimmung zu machen. Jetzt muss ich die Jugendlichen immer mal wieder bremsen“, sagt der gelernte Koch und lacht. Komische Blicke auf die Mädchen und Jungen mit Behinderung habe es nie gegeben. Auch Leonie findet es normal, mit behinderten Jugendlichen zu kochen. „Man kann doch trotzdem viel Spaß miteinander haben“, sagt sie.

Das findet auch Patrick Eberling. Seine Eltern haben ihm vorgeschlagen, doch mal bei den Zauberköchen vorbeizuschauen. Bereut hat er es der 16-jährige Junge mit Handicap nicht. „Es macht Spaß und den Salat mache ich schon ganz allein“, sagt er. Adonay Tsegai ist heute erst zum zweiten Mal bei den Zauberköchen dabei. Leonie hatte ein wenig Werbung für das Projekt gemacht und ihrem Kumpel von der Riedseeschule das ganze buchstäblich schmackhaft gemacht. Adonay freut sich, dass er sich nicht von Dosen-Ravioli ernähren muss, wenn er sein Elternhaus mal verlässt. Denn bei Benny Weingärtner lernt er zumindest mal die Grundlagen für ein gutes, selbst gekochtes Essen kennen.

Es wird Zeit, um 18.30 Uhr wird das Essen serviert

Die Zauberköche wird es auch in den kommenden beiden Jahren geben. Allerdings wird das Team ein anderes sein. Leonie und ihre Mitstreiter können jedoch als „Juniorköche“ die künftigen Lehrlinge mit anleiten, wenn sie das wollen.

Inzwischen blubbert die Milch für den Milchreis im Topf auf den Herd. Für die Köche wird es Zeit, weiterzumachen. Gegen 18.30 Uhr wird das Essen serviert. Für einen kleinen Kostenbeitrag darf jeder mitessen. Darüber freuen sich insbesondere die Mitarbeiter des Jugendhauses, die dieses Angebot gern nutzen. Zu bestimmten Anlässen sind die Zauberköche aber auch für ein größeres Publikum im Einsatz.