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Vor wenigen Wochen hat sich eine Initiative gegründet, um das ehemalige Hotel Silber in der Dorotheenstraße vor dem Abriss zu bewahren.

Stuttgart - Vor wenigen Wochen hat sich eine Initiative gegründet, um das ehemalige Hotel Silber in der Dorotheenstraße vor dem Abriss zu bewahren. Zehn Gruppen fordern die Einrichtung einer Gedenkstätte in der früheren Gestapo-Zentrale. Jetzt könnte der Denkmalschutz der Rettungsanker sein.

Aus Köln kommen gute Nachrichten. OB Fritz Schrammas Brief teilt der Stuttgarter Initiative Gedenkort Hotel Silber am Freitag aus ihrer Sicht Erfreuliches mit. Das Gebäude des dortigen NS-Dokumentationszentrums stamme aus dem Jahr 1934 und stehe seit 1979 wegen der Geschichte des Hauses unter Denkmalschutz. Dort residierte bis 1945 die Geheime Staatspolizei (Gestapo) der Nationalsozialisten. Genauso wie im früheren Hotel Silber in der Dorotheenstraße 10, das im Zuge des Da-Vinci-Projekts von Land und Breuninger abgerissen werden soll. Unter Denkmalschutz steht es nicht.

Das könnte sich jetzt nach dem Willen der Initiative ändern. Falls deren Überzeugungsarbeit bei Stadträten und Landtagsabgeordneten nicht doch noch den Erhalt des Gebäudes bringt, könnte es unter den Mantel des Denkmalschutzes schlüpfen. "Ich werde mich in den nächsten Tagen mit den zuständigen Behörden in Verbindung setzen und einen Antrag stellen", sagt Architekt Roland Ostertag von der Initiative, der zehn Gruppierungen angehören, darunter die Israelitische Religionsgemeinschaft, der Stadtjugendring, die Anstifter und die Stolperstein-Initiativen. Sie wollen das Gebäude, in dessen Keller die Gestapo ihre Opfer verhörte, folterte und erhängte, komplett erhalten und dort eine Gedenk- und Lernstätte einrichten.

Grundsätzlich besteht eine realistische Chance auf Denkmalschutz. "Ein allgemeines Kulturdenkmal definiert sich über seine heimatgeschichtliche oder wissenschaftliche Bedeutung", weiß Peter Launer, Leiter der unteren Denkmalschutzbehörde beim Stadtplanungsamt. Diese Voraussetzung wäre beim Hotel Silber erfüllt, zumindest eine Bewertung damit möglich. Über den Antrag entscheiden müsste letztendlich das Regierungspräsidium.

Dort kennt man den Fall bereits, bevor der Antrag eingegangen ist. "Wir haben ein Schreiben von einer Bürgerin bekommen, das die Thematik generell schildert", sagt Sprecher Clemens Homoth-Kuhs. Es seien mehrere Hürden zu nehmen, eine Bewertung sei jetzt noch nicht möglich. Man prüfe derzeit die Lage, um festzustellen, wie viel vom ursprünglichen Gebäude, das heute der Landesstiftung gehört, noch erhalten sei.

Das ist nach dem Krieg wiederaufgebaut und laut einem Sprecher des Finanzministeriums letztmals 1985 vom Land umfassend saniert worden. "Welche Rolle seine Vergangenheit bei diesen Arbeiten gespielt hat, lässt sich nicht mehr sagen", so der Sprecher. Der heutigen Nutzung nach - drei Ministerien haben dort Räume - wohl keine.

Im Kölner Pendant zum Hotel Silber ist mittlerweile die größte lokale deutsche Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus entstanden. In München ist soeben der Siegerentwurf für ein neues NS-Dokumentationszentrum gekürt worden. "Wenn wir das mit Stuttgart vergleichen, muss man sich fragen, ob wir hier in einer anderen Welt leben", klagt Ostertag den Umgang der Stadt mit ihrer Vergangenheit an. Jetzt sollen's die Denkmalschützer richten.