Die Stadt Tübingen will, dass weniger Roller und Mopeds durch die Stadt knattern. Foto: dpa

Die Stadt Tübingen will ihre Luft künftig mit weniger Mofas, Mopeds und Rollern sauberer halten. Eine Abwrackprämie soll dabei helfen. Erste Bürger haben bereits mitgemacht.

Tübingen - Das Knattern eines Rollers schallt von den hohen Mauern und Hauswänden in der Tübinger Mühlstraße am Rande der Altstadt zurück und vermengt sich mit dem übrigen Verkehrslärm von Bussen und Taxis. Zum Lärm kommt die unsichtbare Belastung: der Schadstoffausstoß. „Das sind schlicht Giftgasgeräte“, sagt Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) über Mopeds und Roller. Mit einer deutschlandweit einzigartigen Abwrackprämie will er möglichst viele davon aus dem Verkehr ziehen.

Palmers Angaben zufolge fahren täglich 100 Zweitakter durch die enge Straße, in der an einer festinstallierten Station die Feinstaubbelastung für Tübingen gemessen wird. Sie stoßen mehr Schadstoffe aus als der Busverkehr an dieser Stelle. „Wer Luftreinhaltung ernst nimmt, kann so was nicht mehr in der Stadt tolerieren.“ Wie viele Zweitakter in der Stadt unterwegs sind, wird nicht erfasst - bei der letzten Zählung 1999 waren es 312 sogenannte Leichtkrafträder, wie die Stadt mitteilt. Die geringe Zahl der Fahrzeuge werde aber durch den enormen Schadstoffausstoß überkompensiert, sagt Palmer.

Mopeds stoßen mehr Feinstaub und krebserregende Stoffe aus, als laut EU-Grenzwert erlaubt ist, wie aus einer Studie des Paul-Scherrer-Instituts aus Villingen in der Schweiz hervorgeht. Auch die Forscher beschrieben Mopeds darin als „unscheinbare Dreckschleudern auf zwei Rädern“.

Die Tübinger Abwrackprämie funktioniert einfach: Wer sein Moped verschrottet und sich stattdessen ein Zweirad mit Elektromotor kauft, bekommt von der Stadt bis zu 500 Euro. Für das Programm stehen nach Angaben der Stadtverwaltung maximal 25 000 Euro aus dem städtischen Haushalt zur Verfügung. Mindestens 50 Mopeds könnten so abgeschafft werden - wie viel das bringt, ist allerdings fraglich.

CDU hat gegen die Prämie gestimmt

„Ich halte die Abwrackprämie für Polemik“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende des Tübinger Gemeinderats, Rudi Hurlebaus. Die CDU hatte gegen die Prämie gestimmt. Ein nennenswerter Effekt auf das Klima in der Stadt sei kaum zu erreichen bei einer Zahl von seiner Schätzung zufolge 100 Zweitaktern in der Stadt. Da sie Auslaufmodelle seien, hätte sich das Problem seiner Meinung nach auch ohne die Prämie bald gelöst.

Seit dem 19. September kann die Prämie beantragt werden. Acht Anträge sind bereits eingegangen. Palmer ist optimistisch, dass die Zahlen noch steigen und erhofft sich einen Schub für die Elektromobilität. Die Landesagentur für Elektromobilität begrüßt Initiativen der Kommunen. „Es ist gut, wenn Kommunen Impulse beim Thema Elektromobilität setzen und dafür sensibilisieren“, sagt Sprecherin Isabell Knüttgen.

Auch dem Verkehrsclub ADAC gefällt die Idee mit dem Ansatz Förderung statt Verbot. „Motorisierte Zweiräder, auch Mofas, sind relativ laut, eine Umstellung auf Elektroantrieb bringt erhebliche Vorteile“, sagte ein Sprecher. Allerdings ist der Effekt der Abwrackprämie aufs Stadtklima auch nach Ansicht des ADAC eher niedrig. Die Universitätsstadt hat sich das Ziel gesteckt, die energiebedingten CO2-Emissionen pro Kopf in Tübingen bis 2022 um 25 Prozent im Vergleich zum Wert von 2014 zu reduzieren.

Die Tübinger Idee wird anderswo interessiert verfolgt: Die CSU-Fraktion in Landshut (Bayern) hat ihre Stadtverwaltung vor wenigen Tagen beauftragt, zu prüfen, ob eine Abwrackprämie nach Tübinger Vorbild auch für Landshut sinnvoll wäre.