Gaspare Scannapieco hat früher bei der Aballwirtschaft Stuttgart gearbeitet. Auch im Ruhestand bleibt der 70-Jährige aktiv und kehrt regelmäßig auf der Unterländer Straße den Müll weg. Foto: Georg Friedel

Gaspare Scannapieco greift regelmäßig zu Besen und Kutterschaufel. Der 70-jährige Zuffenhäuser engagiert sich im Rahmen der Aktion „Gemeinsam für eine saubere Einkaufsstraße“.

Zuffenhausen - Gaspare Scannapieco legt großen Wert auf Sauberkeit. Wenn die Leute einfach ihre Plastik- und Pappbecher, Flaschen und leeren Pizzaschachteln achtlos auf der Unterländer Straße liegen lassen oder wegwerfen, bringt dieses Verhalten sein neapolitanisches Blut in Wallung. Schon vor längerem hat er deshalb mit Bezirksvorsteher Gerhard Hanus geredet. So kam er mit dem Schultes von Zuffenhausen nicht nur ins Gespräch, sondern auch zu einer neuen Aufgabe: Weil Scannapieco auch im Alter von 70 Jahren noch jede Menge Elan verspürt, bot er seine Mitarbeit für ein saubereres Zuffenhausen an. Etwas Bewegung und frische Luft tut auch gut. Seit Februar räumt er zwei Mal die Woche den Müll auf der Unterländer Straße weg. Er macht das im Rahmen der Aktion „Gemeinsam für eine saubere Einkaufsstraße“ und bekommt dafür eine Aufwandsentschädigung.

Der Bürgerverein Zuffenhausen, das Bezirksamt Zuffenhausen, der Bund der Selbstständigen (BdS) und die Aktionsgemeinschaft Einkaufsziel Zuffenhausen (EZZ) haben diese Initiative allerdings schon vor einigen Jahren aus der Taufe gehoben. Damals war die Unterländer Straße neu gestaltet worden, und da lag der Gedanke nahe, Spenden und Geld zu sammeln, um gemeinsam für eine saubere Umgebung zu sorgen. Also setzten die Projektbeteiligten einen Brief auf und sendeten ihn an rund 100 Gewerbetreibende und auch private Anlieger an der Zuffenhäuser Einkaufsmeile – vom Ärztehaus bis zum oberen Teil der Unterländer Straße. Der Rücklauf war enorm: „32 Geschäftsleute und Anwohner hatten sich damals gemeldet und sich bereit erklärt, unser Projekt zu unterstützen“, berichtet die Bürgervereinsvorsitzende Christina Kolb. 4660 Euro kamen damals an Spendengeldern zusammen. In der Folge wurde der Grünservice der „Neuen Arbeit“ engagiert. Der Trupp des Sozialunternehmens ging auf der Unterländer Straße regelmäßig auf Reinigungstour.

Die Initiatoren wollen der Aktion neue Schubkraft verleihen

Doch deren Engagement sei inzwischen ausgelaufen, berichtet Andrea Finkel. Die Vorsitzende des EZZ will nun gemeinsam mit Christina Kolb, Gerhard Hanus und Martin Schaaf, Vorsitzender des BDS Zuffenhausen, einen neuen Bittbrief losschicken, um der bis dato sehr erfolgreichen Aktion neue Schubkraft zu verleihen. „Wichtig ist, dass weiter alle an einem Strang ziehen“, betont Finkel. „Wir wollen den Bürgerverein in der Sache unterstützen. Wir sind ein Zuffenhausen. Nur wenn wir uns gemeinschaftlich um solche Dinge kümmern, können wir etwas erreichen“, sagt die EZZ-Vorsitzende.

Mit Gaspare Scannapieco haben die Macher der Aktion einen Botschafter für ein sauberes Zuffenhausen gefunden. Er weiß, wie man Straßenränder, Bürgersteige, Blumenrabatte, Hofeinfahrten und Plätze von Unrat befreit. Vor seinem Ruhestand arbeitete er nicht nur bei verschiedenen Autoherstellern, sondern auch bei der Straßenreinigung der Abfallwirtschaft Stuttgart.

Gaspare Scannapieco fordert Anlieger und Geschäftsleute auf, selbst zum Besen zu greifen

Er beginnt ganz früh immer am Montag und Donnerstag seine Tour durch die Unterländer Straße. Wie ehedem die Heinzelmännchen von Köln kommt er fast mitten in der Nacht: „Um drei oder vier Uhr morgens fange ich an, da stört mich keiner, denn da ist so gut wie kein Mensch auf der Straße unterwegs“, sagt der Italiener. Er schnappt sich Besen und Mülltonne und arbeitet sich vom Emil-Schuler-Platz beim Rathausbrunnen bis zum oberen Teil der Unterländer Straße am Kreisverkehr Burgunderstraße vor. Die Müllzange lässt er weg, Scannapieco schafft lieber mit der Hand am Arm: „Das geht viel schneller“, sagt er. Sein Engagement sieht er freilich nicht als Ein-Mann-Show, bei der er zwei Mal die Woche für die Geschäftsleute der Einkaufsmeile den Besen schwingt und den Straßenkehrer gibt. „Jeder kehre vor seiner eigenen Tür“, heißt es doch. Er fordert deshalb Anwohner und Geschäftsleute der Einkaufsmeile auf, auch zu Kehrwisch und Kutterschaufel zu greifen.

„Wir alle wollen ein sauberes Umfeld, in welchem wir dann auch gerne länger verweilen. Unser ‚Saubermann’ Scannapieco kann aber nicht alleine die Verantwortung tragen, da sind wir alle gefordert“, sagt auch Andrea Finkel. Deshalb wird in Kürze ein ähnlich lautender Bittbrief an alle Anlieger vom Ärztehaus bis hoch zum Kreisverkehr verschickt – mit dem Tenor: „Jede Spende hilft.“ Bürgerverein, BdS, EZZ und der Bezirksvorsteher hoffen, dass sich wie beim ersten Mal wieder eine breite Unterstützer-Basis findet. Vielleicht wird ja das Zuffenhäuser Modell „Gemeinsam für eine saubere Einkaufsstraße“ noch zum Exportschlager – zum Beispiel in Scannapiecos Geburtsstadt Neapel.