Aufmerksame Zuhörer in der Halle des TV Zazenhausen. Joseph Michl referierte dort über die Folgen des Nord-Ost-Rings. Foto: Weingärtner

Der Nord-Ost-Ring ist im Bundesverkehrswegeplan 2030 enthalten. Gegner der mehrspurigen Verbindungsstrecke zwischen Fellbach und Kornwestheim haben zu einer Informationsveranstaltung nach Zazenhausen eingeladen.

Zazenhausen - Als sich der Bürgerverein Zazenhausen vor 44 Jahren gegründet hatte, war einer der Punkte auf der Agenda des neuen Vereines die Verhinderung des Nord-Ost-Ringes. Nun schaffte es die altbekannte C-1 Trasse erneut in den Bundesverkehrswegeplan 2030 (BVWP), den Bundesverkehrsminister Alexander Dobrinth im März dieses Jahres vorgestellthatte. Und das, obwohl Winfried Hermann, Minister für Verkehr und Infrastruktur des Landes Baden-Württemberg, das Thema 2012 für erledigt erklärt hatte. Nicht nur in Zazenhausen sorgte das Wiederauftauchen des Nord-Ost-Ringes im BVWP 2030 für Unmut. Joseph Michl, Vorsitzender der Arge Nord-Ost, informierte am Freitagabend im voll besetzten Sitzungssaal des Turnvereins Zazenhausen über die neuesten Entwicklungen zum Thema Nord-Ost-Ring. „Das ist der vierte Vortrag, den ich zu diesem Thema halte“, sagt Michl. Viel Mühe hatte der Redner in Zazenhausen nicht, das Publikum auf seine Seite zu bringen. Der Lückenschluss, der mit einer vierspurigen Straße zwischen B27 und B10 laut Plan geschehen soll, ist vielen Anwohnern schon lange ein Dorn im Auge.

Im Jahr 2003 erhielt die Trasse aber noch Planungsverbot im BVWP. „Damals hatte man argumentiert, dass die Einwirkungen auf die Natur den Lückenschluss nicht Wert seien“, informierte Michl. „Für 2030 ist genau das gleiche Bauvorhaben, jetzt aber mit Planungsfreigabe, im BVWP gelandet“, erläutert er. „Das bedeutet, es darf geplant werden. Wenn die Gelder zur Verfügung stehen, ist schon ein fertiges Konzept in der Schublade. Dann kann der Bau schneller beginnen“, warnte der Vorsitzende der Arge. Und das obwohl laut Michl die Zahlen, denen die Planung zugrunde liegt, nicht stimmen. Im Jahr 2003 prognostizierten die Planer 70 000 Fahrzeuge pro Tag, welche die Neckarbrücke auf der neuen Straße passieren sollten. Heute gehe man für 2030 nur noch von 45 000 Fahrzeugen aus. Der Bau habe sich in seinen geschätzten Kosten von 102 auf 203 Millionen Euro fast verdoppelt. Dennoch gingen die aktuellen Planungen von einer Steigerung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses, das die Effizienz neuer Straßen beschreibt, von 9,8 auf 10,6 aus. „Das kann doch nicht stimmen“, resümierte Michl. „Der Bau wird teurer und weniger Fahrzeuge nutzen die Straße. Dennoch steigt das Kosten-Nutzen-Verhältnis.“

Neben dem finanziellen Aspekt stellte Michl den Einschätzungen des Bundes auch die Zahlen der Stadt Stuttgart gegenüber. „Beim Rosensteintunnel geht der Bund von einer Belastung von 7000 Fahrzeugen aus. Nach Hochrechnungen der Stadt Stuttgart sind es aber 67 000. Ich könnte Ihnen noch viele andere Beispiele für solche Unstimmigkeiten nennen“, sagte der Referent. Auch für die Natur bedeute der Nord-Ost-Ring eine erhebliche Belastung, betonte Michl. „Die sogenannte Anschlusstrompete zwischen Zazenhausen und Kornwestheim hätte einen Durchmesser von 400 Metern. Damit werden dann wertvolle Acker- und Naherholungsflächen einfach zerschnitten und die Lärmbelastung für Anwohner steigt enorm.“ Die Trasse sei, resümierte Michl, genau die falsche Medizin für das Problem der Stadt. „Mehr Verkehr führt zu mehr verbrauchtem Treibstoff und einem höheren Feinstaubaufkommen. Anstatt den CO2-Ausstoß zu verringern, wird er erhöht. Die Befürworter im Regionalparlament nehmen das aber nicht zur Kenntnis“, sagte Michl.