Tablets im Unterricht gehören an einigen Schulen schon zum Alltag. Foto: dpa

Die Grünen im Landtag schlagen vor, für Inklusion vorgesehene Lehrerdeputate umzuwidmen. Lehrer- und Sozialverbände protestieren. Das Kultusministerium kommentiert die Pläne nicht.

Stuttgart - Der Vorschlag der Grünen-Fraktion im Landtag, 40 für die Inklusion vorgesehene Lehrerstellen im kommenden Schuljahr für Informatikunterricht an Gemeinschaftsschulen in Klassenstufe sieben zu verwenden, erntet massive Kritik.

„Bei der Inklusion zu sparen würde nicht nur Menschen mit Behinderung treffen“, sagte der Landeschef des Sozialverbands VdK, Roland Sing. Auch die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Doro Moritz, hält von den Überlegungen nichts. „Man kann doch nicht davon abweichen, dass die personelle Verbesserung für inklusive Bildungsangebote ein Muss ist“, sagte sie unserer Zeitung. Es sei „fatal“, wenn Inklusion und Informatik nun gegeneinander ausgespielt würden.

Informatikunterricht vorerst nur für Gymnasiasten

Weil es einen Mangel an Sonderpädagogen im Land gibt, hatte die Bildungsexpertin der Grünen, Sandra Boser, am Montag in einer internen Mail an das Kultusministerium angeregt, 40 der insgesamt 160 Deputate für die Inklusion umzuschichten und damit im nächsten Schuljahr Informatikunterricht an Gemeinschaftsschulen in Klassenstufe sieben zu ermöglichen. Schulgesetzliche Vorgaben sehen allerdings 160 Stellen für die Inklusion vor.

Das Kultusministerium wollte sich auf Anfrage nicht zu Bosers Vorschlag positionieren. „Das Kultusministerium kommentiert keine interne Kommunikation“, sagte ein Sprecher. Bis jetzt plant Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU), mit den im Haushalt 2017 vorgesehenen 60 neuen Stellen vorerst nur Informatikunterricht für Siebtklässler an Gymnasien einzuführen. Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Karl-Wilhelm Röhm, sagte, man habe dem Koalitionspartner vermitteln können, dass man es dabei belasse.