Die vom Vegetarierbund Deutschland (Vebu) organisierte Initiative „Donnerstag ist Veggie-Tag“ ruft die Bundesbürger auf, an ebendiesem Tag komplett auf Fleisch und Fisch zu verzichten. Foto: dpa

Mehr als 60 Kilogramm pro Kopf und Jahr: So viel Fleisch isst ein Deutscher im Durchschnitt. Weniger wäre besser, sagen dagegen Ernährungswissenschaftler. Vegetarier-Initiativen und Grünen-Politiker fordern einen fleischfreien Tag pro Woche.

Stuttgart - Überzeugte Fleischesser haben es dieser Tage nicht leicht. Zum einen verleidet ihnen ein Lebensmittelskandal nach dem anderen die Fleischeslust, zum anderen werden sie von Umweltschützern ins Visier genommen. Immer wieder plädieren Vegetarier unter dem Etikett des Klimaschutzes für fleischlose Tage.

Tofu-Schnitzel, Kartoffel-Cordon-bleu, Spaghetti mit Soja-Bolognese, vegane Gemüse-Pfanne. So könnte sich die Speisekarte der Betriebskantine in Zukunft lesen. Die vom Vegetarierbund Deutschland (Vebu) organisierte Initiative „Donnerstag ist Veggie-Tag“ ruft die Bundesbürger auf, an ebendiesem Tag komplett auf Fleisch und Fisch zu verzichten. Rund 30 Städte, darunter Freiburg, Karlsruhe und Mannheim, unterstützen das Projekt inzwischen. Auch Firmen, Universitäten und Schulen beteiligen sich mit Aktionstagen. Die Bundestagsfraktion der Grünen will nun nicht nur in der Kantine des Deutschen Bundestags einen Veggie-Tag einführen, sondern auch bundesweit.

„Um vegetarische und vegane Kost erlebbar zu machen, unterstützen wir die Idee eines fleischfreien Veggie-Tages in öffentlichen Kantinen und Einrichtungen und die Stärkung des vegetarischen und veganen Angebots“, sagt die verbraucherpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Nicole Maisch, den Stuttgarter Nachrichten. Ein Kilo Schweinesteak verursache rund 20-mal mehr Treibhausgase als ein Kilo Gemüse. „Ein reduzierter Fleischkonsum wäre deutlich umwelt- und klimafreundlicher. Qualität statt Quantität beim Fleischkonsum nützt der Gesundheit, dem Tierschutz und dient der globalen Ernährungssicherheit.“

Fleischfreier Montag bei Puma

Beim Sportartikelhersteller Puma muss dafür niemand mehr Überzeugungsarbeit leisten. In den firmeneigenen Kantinen am Hauptsitz in Herzogenaurach und im Entwicklungszentrum in Vietnam gibt es bereits seit vier Jahren den fleischfreien Montag. Auslöser waren aber weniger Gesundheitsaspekte als Klimaschutzziele, die der damalige Firmenchef Jochen Zeitz im Zuge eines ehrgeizigen Nachhaltigkeitsprogramms erreichen wollte. So soll der Kohlendioxid-Ausstoß des Unternehmens bis 2015 um 25 Prozent gesenkt werden. Angeregt durch die Kampagne „Meatfree-Monday“ der Beatles-Legende Paul McCartney, erklärte Puma 2009 den Montag zum fleischfreien Tag. Seither gibt es zum Wochenstart ein Fischgericht und zwei vegetarische Gerichte, auch an allen anderen Tagen gibt es für die 800 Mitarbeiter in Herzogenaurach mindestens ein fleischfreies Angebot in der Kantine. „Am Anfang hatten wir montags rund 20 Prozent weniger Gäste in der Kantine“, erinnert sich Puma-Sprecherin Kerstin Neuber, „aber mittlerweile gibt es keine Unterschiede mehr zu den anderen Wochentagen.“

Bei Siemens ist immer am ersten Donnerstag im Monat „Terra-Tag“. In den 50 Betriebskantinen des Elektronikkonzerns stehen dann überwiegend vegetarische Gerichte auf dem Speiseplan. Der Erfolg gibt den Köchen recht: An den Aktionstagen geben 80 bis 90 Prozent der Kantinenbesucher den vegetarischen Essen den Vorzug – und sparen so durch den Verzicht auf rund 4000 Kilo Fleisch mehr als 13 Tonnen CO2 ein.

Auch aus gesundheitlichen Gründen sollten sich die Deutschen beim Fleischkonsum in Zurückhaltung üben. Wer zu viel Fleisch isst, erhöht unter anderem sein Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten. „Zur Prävention von ernährungsmitbedingten Erkrankungen ist daher eine Reduzierung des Verzehrs an Fleisch, Fleischerzeugnissen und Wurstwaren zu empfehlen“, sagt Christina Zimmermann von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.