Von Allergikern werden Bienen gefürchtet – ein Stich kann lebensbedrohlich sein. Foto: dpa

Jedes Jahr sterben hierzulande bis zu 20 Menschen an den Folgen eines Bienen- oder Wespenstichs. Sie erleiden einen anaphylaktischen Schock, der unter anderem zu Bewusstlosigkeit und Kreislaufstillstand führen kann. Impfungen helfen gegen lebensbedrohliche Reaktionen.

Heilbronn - Der Bienenstich ist schmerzhaft – mehr aber auch nicht. Keine Pusteln, keine Schwellungen, kein Schock. Dabei ist Lisa Hettenbach allergisch gegen Insektengifte – so wie rund drei Millionen Bundesbürger. Jedes Jahr sterben hierzulande davon sogar bis zu 20 an den Folgen eines Bienen- oder Wespenstichs. Sie erleiden einen anaphylaktischen Schock, der unter anderem zu Bewusstlosigkeit und Kreislaufstillstand führen kann. Die 22-jährige Studentin will diesem Risiko entgehen. Seit zweieinhalb Jahren lässt sie sich gegen ihre Allergie behandeln, fünf Jahre sind insgesamt für eine Hyposensibilisierung vorgesehen. Dann sollte Hettenbachs Immunsystem gelernt haben, mit den Giftstoffen umzugehen.

Vor vier Jahren reagierte Lisa Hettenbachs Körper zum ersten Mal heftig auf das Gift von Bienen und Wespen. Damals wurde sie während einer Autofahrt in den Hals gestochen. Der Hals schwoll an, sie fühlte sich schwindelig. Am nächsten Tag begann der Kopf zu jucken, an Armen und Beinen zeigten sich rote Pusteln. Ein typischer Verlauf, wie Harald Löffler, Direktor der SLK-Hautklinik in Heilbronn, bestätigt. Betroffene müssen mindestens einmal von einem Insekt gestochen worden sein, um dagegen allergisch zu werden. „Das Immunsystem erkennt Stoffe in dem Insektengift als fremd an und sensibilisiert sich“, sagt Löffler. Dabei produziert der Körper ein Übermaß an Antikörpern, was zu einer Allergie führt. Jeder Stich, der folgt, kann mitunter lebensbedrohliche Reaktionen verursachen. Um dagegen gewappnet zu sein, erhalten Betroffene ein Notfall-Set mit Adrenalin.

Doch auch trotz dieser Hilfsmittel fühlen sich Allergiker in der freien Natur nur selten wohl: „Ich hatte panische Angst vor allem, was fliegt“, sagt Lisa Hettenbach. Auch Experten raten Insektengiftallergikern, bestimmte Orte zu meiden, wo sich gewöhnlich Wespen und Bienen gerne tummeln – bei Getränken, Kuchenbüfetts oder Wurstplatten.

Lisa Hettenbach entschied sich für eine Allergie-Impfung, die auch von der Krankenkasse getragen wird. „Dabei spritzen wir dem Patienten in regelmäßigen Abständen geringe Mengen des Insektengiftes unter die Haut“, sagt Löffler. Auch die Giftmenge wird gesteigert, bis sie schließlich einem oder mehreren Stichen entspricht. Das Immunsystem wird also umgepolt, damit es zu keiner allergischen Reaktion mehr kommt. Seit sich beim Test mit der lebenden Biene zeigte, dass die Therapie wirkt, ist die Studentin gelassener geworden. Das Notfall-Set ist immer noch in ihrer Tasche – zur Sicherheit. „Es reicht, erst einmal zu beobachten, ob sich überhaupt Symptome zeigen.“